Zwischen Elbe und Fläming

Raddampfer auf der Elbe

Die umfassende Umstrukturierung der Wirtschaft und natürlich auch der Landwirtschaft stellt das Gebiet zwischen Elbe und Fläming auf eine harte Probe. Hier im sogenannten Südfläming, der praktisch an der Elbe beginnt, sind ganze Industriezweige, vor allem die Chemie mit ihrer fast hundertjährigen Tradition, in Größenordnungen weggebrochen und haben der Region ein Heer von Arbeitslosen beschieden. Ähnliches trifft für die Landwirtschaft zu, die die Tierproduktion drastisch drosseln mußte und nur noch die relativ guten Flächen bewirtschaften kann. Krampfhaft werden von den Kommunen neue Standbeine für die örtliche Wirtschaft gesucht, eine Möglichkeit sehen dabei viele in der Belebung des Tourismus.

Leider ist dabei nicht zu übersehen, daß der Bekanntheitsgrad der Region sehr gering ist und die noch dürftige Infrastruktur Fremde ohnehin nur wenig anlockt.
Wie aber sieht es mit dem ortsansässigen Bürgern aus?
Wer wandert oder radelt regelmäßig in die nähere Umgebung?
Wer kennt den Fläming?
Was ist überhaupt der Fläming?
Meyers Konversations-Lexikon beschreibt das im Jahre 1888 so:

„Landrücken im Norddeutschen Tiefland, der sich östlich von der Elbe etwa zwischen Wittenberg, Belzig, Jüterbog und Dahme verbreitert und die Wasserscheide zwischen den Zuflüssen der Elbe einerseits und der Havel andererseits bildet. Er ist ein kalter kahler Rücken. Man unterscheidet den Hohen (westlichen) und den Niederen (östlichen) Fläming. Im Bereich des Hohen Fläming, auf dem vorzugsweise rein stark mit Lehm durchmischter Sand liegt, erhebt sich der Hagelberg westlich von Belzig zu 201 m Höhe.

Neben Nadelwäldern findet man auf dem Hohen Fläming auch Laubwaldungen, die nach Anhalt hinüberziehen. Braunkohlen werden in der südlichen Abdachung, unweit Wittenberg, gegraben, Weinreben auf den südlichen Randbergen bei Jessen an der Schwarzen Elster gezogen. Den Namen führt der Fläming nach den vlämischen Kolonisten, die Albrecht der Bär in seine Staaten einführte, Sprache, Sitten und Tracht derselben haben sich nachweisbar bis ins 17. Jahrhundert erhalten.“

Ein geschichtsträchtiges Stück Land also.
Sicher nicht geeignet für den Massentourismus
aber für Natur- und Heimatfreunde ein ideales
Wander- und Erholungsgebiet.
Schon Jahrzehnte alte Wanderführer beschreiben Wanderungen durch den Fläming mit den Sehenswürdigkeiten links und rechts
des Weges. Eine neue Wanderkarte, herausgegeben vom Referat Tourismus der Kreisverwaltung, schließt sich dem an, unterstützt von Radwandervorschlägen, denn radeln ist in.

aus: Wochenspiegel vom 10.11.1993

Historische Brunnen
Ein alter Ziehbrunnen bei Wahlsdorf erinnert an eine sehr frühe Besiedlung des Gebietes
aus: Archiv HV WB

Etwa um 600 wanderten slawische Stämme in das
Elbe-Saale-Gebiet.
Die Kehlsburg“ bei Klieken und Ortsnamen im Kreis Roßlau künden noch heute davon. Im Jahre 928 begann Heinrich I.
seinen Eroberungsfeldzug gegen die Elbslawen;
Jahrhunderte der Unterdrückung und Ausrottung durch deutsche Feudalherren folgten.

Nach der Wendenschlacht bei Köthen am 11. Februar 1115
war das Gebiet verlassen, waren die Siedlungen niedergebrannt. 1200 kamen flämische Siedler in diese Gegend, denen Land,
niedrige Abgaben und geringe Frondienste versprochen wurden. Aus dieser Zeit gemeinsamer Arbeit von Flamen und Slawen,
in der auch die Dörfer Pülzig. Wahlsdorf, Cobbelsdorf gegründet wurden, stammt dieser Ziehbrunnen.
Von Arbeitern aus Coswig, Genossenschaftsbauern der LPG Pflanzenproduktion Coppelsdorf und Schülern wurde dieses Kulturhistorische Denkmal restauriert und erinnert seitdem an ein Stück Heimatgeschichte.

Bernd Prawitz

aus: „Für Dich“ – Jahrgang 1975 Nr. 37