Wittenberg – Innung und Handwerksentwicklung

  • 1314  – Gründung der Schneiderinnung, bereits mit „Aufdingen“ und „Lossprechen“
  • 1317 – Zunftordnung der Bäcker
    – nur Lehrlinge aus christlicher Ehe und
    – mit deutscher Zunge
  • 1330 – Einrichtung einer Münzschlägerei
    – („moneta Wittenbergensis) – nur Pfennigproduktion
  • 1350 – vier Zünfte beschließen die 1. Wittenberger
    Handwerkerordnung:
    – Gewandschneider
    – Fleischhauer (Fleischer), (die Juden hatten eigene Schächer)
    – Schuhmacher/ Gerber
    – Bäcker
    Sie bildeten das „Viergewerk“ und stellen den Rat der Stadt.
  • 1356 – die Gewandschneider werden auch Tuchhändler „mercatores“ genannt
  • 1400 – entsteht ein städtisches Kaufhaus sowie 3 Badestuben und ein Frauenhaus
  • 1402 – Einführung einer Preisordnung für Wittenberger Handwerksprodukte
  • 1412 – Bildung einer Schützenbrüderschaft
    (zur Stadtverteidigung)
    – Bildung einer Gilde aus allen Zünften, Lehrlinge
    leisteten Hilfedienste,
    Übungsplatz: die Vogelwiese mit „Vogelstange“
  • 1415 – Wittenberg erwirkt das „Stapelrecht“
    – alle durchreisenden Kaufleute müssen ihre Waren zum
    Verkauf anbieten
  • 1422 – Bildung der Fischerinnung mit eigener Fischervorstadt
    vor dem Schloßtor (ab 1815  Baumgarten mit den Namen – Kleinwittenberg)
    – die Fleischhauer, Bäcker und Schuhmacher erhalten ihren Zunftbrief
  • 1435 – es entsteht die Zunft der Kleinschmiede
  • ab 1449 – sind jeweils vier „Zunftvorsteher“ ständige Mitglieder des Rates
  • 1485 – entsteht die Zunft der Leineweber
  • ab 1500 – werden ständig 100 Wächter als Beobachtungsposten   – der Wehranlagen eingesetzt (Mauer, 3 Tore, 14 Mauertürme),     – Lehrlinge müssen für ihre „Lehrherren“ Dienste leisten
  • 1503 – die erste Druckerei entsteht
  • 1521 – die Gerber bilden eine eigene Zunft
  • 1556 – die Töpferinnung entsteht.
    Die Hirten bilden eine Innung
    – (eine Abteilung „auff dem fleming“, die zweite „auff der aue“
  • 1560 – die Hutmacher bilden eine Innung
  • 1582 – die Schlosser werden eine selbständige Innung
  • 1615 – bilden die Zinngießer und Stellmacher (Kastenmacher)
    eine eigene Innung
  • 1618 – entstehen die Innungsartikel für Bader und Barbiere
  • 1620 – entsteht die Tuchschererinnung (Tuchmacher),
    (reinwollenes Gewebe wird gefärbt, verfilzt, gerauht,
    geschert, gebürstet, gedämpft, geprest).
    (Eisenvitriol aus der Schmiedeberger Gegend färbt
    braun und Waid blau)
  • 1624 – bildet sich kurzfristig eine Maurerinnung
  • ab 1630 bis 1931 – bildet die Schmiedefamilie Wernecke
    in der Collegienstraße und Dabrun Lehrlinge aus
  • 1636 – bilden die Posamentierer eine Innung
    (Hersteller von Borten, Quasten, Litzen, Tressen,
    Rosetten, Schnüren usw.) werden später Kurzwarenhändler
    und betreiben Posamenterien
  • 1687 – Bildung der Nadlerinnung
    (nach Erfindung des Drahtsiehens),
    – sie führt ein „Treibbuch“ Aufruf zum Boykott, wenn ein wandernder Geselle Schulden hinterließ oder sich von seinen Quartierleuten nicht verabschiedet hatte.
    Es wurde verlangt,
    „… daß kein ehrlicher Geselle noch Lehrling mit und neben
    ihn arbeiten sollte, er käme denn zuvor zurück, bezahlte
    seine Schulden und stellte sich seiner dortigen Gewerkschaft
    zur Bestrafung.“
  • Gesellenstück der Nadler:
    1.000 Schneider- Schuster- Beutlernadeln, mehrere Bunde Stecknadeln mit gelben Köpfen und Spitzen, Haarnadeln, Schusterpfriem, Angelhaken, Pfeifenräumer, Spinnhaken, Fingerhüte, Haken und Ösen, Gürtelschlösser aus Messing, Beschläge von Truhen und Schränken aus Messing
  • 1700 – Einführung von Lehrberufen für Stadtpfeifer.
    Schon 1530 mußte der Lehrbursche mit dem „kleynen hoernigkeit“ alle Viertelstunde vom Turm „abblasen“.
    Die Stadtpfeifer waren auch Turmwächter.
  • 1703 – Maurer und Zimmerer
    (Gesellen und Lehrburschen) sind die Wittenberger Leichenträger
  • 1738– erste bekannte Manufakturen der Strumpfwirker
    und Tuchmacher
  • um 1750 – in Wittenberg bilden sich Gesellenbrüderschaften
    der Tischler, Zimmerer, Maurer, Steinmetze, Schuhmacher, Typographen (Buchdrucker), später auch für Krämer,
    Nadler, Seifensieder. Das waren die ersten Anfänge
    der Innungskrankenkasse
  • 1752 – Kürschner, die Ausbildung eines Lehrlings erfolgt
    bei Zahlung von 20 guten Groschen.
  • 1845 – entsteht am 18 Jan. die erste
    „Wittenberger Gewerbeordnung“.
  • 1850 – ein Seiler-Obermeister berichtet über die Lehrlinge
    seines Bereiches u.a. in Gräfenhainichen, Belzig, Kemberg, Gommern und Niemegk, obwohl der Kurkreis aufgelöst war
  • 1869 – wird die allgemeine Gewerbefreiheit eingeführt:
    jedermann kann ein Handwerk oder Unternehmen betreiben.
    Es entstehen unseriöse Betriebe; Lehrlinge werden in großer Zahl in Betrieben ohne Meister ausgebildet.
    Geschäfte (Kaufleute) betreiben Werkstätten
  • 1869 – sind die Gelb- und Rotgießer Großwarenhersteller,
    um waren aus Messing und Bronze mit größeren Werkstätten
    auf handwerklicher Basis, aber manufakturähnlich zu betreiben. Sie hatten zwischen 14 und 31 Lehrlinge. Sie blieben nicht konkurrensfähig. Um 1900 gab es nur noch die Fa. Winzer.
  • 1880 – werden Zwangsinnungen eingeführt.
    Aufgaben:
    – Bildung von Verbänden zur Förderung gemeinsamer
    Interessen der Handwerker,
    – Qualitätsprüfung, Sicherung des Gebrauchswertes der Erzeugnisse und Leistungen,
    – Wahrnehmung gewerbepolizeilicher Befugnisse,
    – Sicherung der „Bannmeile“ – Ausschaltung der Konkurrenz
    im Umkreis von 7.500 m,
    – Erlaß von Vorschriften für die Tätigkeit der Meister,
    – Bestimmung von Befugnissen, Rechten und Pflichten der Meister bei der Lehrausbildung,
    – Erlaß von Vorschriften über die Gesellenzeit,
    die Wanderzeit und die Meisterprüfung
  • 26. 07. 1897 Bildung der Handwerkskammer in Wittenberg Aufgaben:
    – Sicherung und Anleitung der Tätigkeit der Zwangsinnungen,
    – Schutz vor der Großindustrie und dem Handel
    – Schutz vor der „Eintreibung“ der Handwerker als unselbständige Handwerker durch die Industrie,
    – Gesamtinteressenvertretung des Handwerks,
    – Bedarfsermittlung für Produkte, von Arbeitskräften und
    den beruflichen Nachwuchs.
  • Zwangsinnungen fungierten bis 1945
  • Dr. Wolfgang Senst †

    aus: Wittenberger  Bürgergeschichten