Das Feuergericht – Wittenberg erste Druckerstadt in Deutschland
Das Feuergericht vor dem Elstertor unserer Stadt am 10. 12. 1520 mit ihrer symbolischen Verbrennung der kanonischen Rechtsbücher
(Recht der katholischen Kirche) war ein Angriff auf die mittelalterliche Gesellschaftordnung und ihre Weltanschauung. Wittenberg war in knapp zwei Jahrzehnten zum Kreuzungspunkt freiheitliebender Menschen geworden.
Vieles was in diesen Jahren gesagt und gedacht wurde, fand seinen Niederschlag in Drucken und Flugschriften, in den damals neuen Medien.
In Wittenberg wurden sowohl teure Folianten
(Buchformate in Halbbogengrößen), aber auch volkstümliche „Groschenhefte“ gedruckt.
Von 1520 bis 1580 wuchs die „schwarze Zunft“ auf 35 Buchdrucker, 30 Buchbinder und 9 Buchhändler.
„Buchführer“, brachten in den „Containern“ jener Zeit (Fässer) verpackt Schrifttum auf Karren und Planwagen in die entferntesten Orte des Reiches, aber auch in Länder außerhalb des deutschen Kaiserreiches.
Aus dem „Ausland“ (alles was nicht Kursachsen war war Ausland) mußte Papier herangeholt werden zu teuren Preisen.
Man mußte „… bald so viel Geld für Fahrlohn geben …“, „… als das Fapier wert war“.
Die „sohwarze Zunft“ unserer Stadt schuf wesentliche materielle Grundlagen für den Fortschritt. Die Bildung und Einsichten der Menschen in Europa, der Menschheit überhaupt, konnten schneller wachsen, weil Luther mit dem Thesen-Anschlag ein Signal setzte, weil Studenten und Wittenberger Bürger das Feuergericht vor dem Elstertor vor 470 Jahren veranstalteten.
1536 schrieb Phiipp Melanchthon:
„nicht Türme oder Mauern sind so feste Bollwerke für die Städte wie eine Bürgerschaft, die Bildung, Einsicht und andere Tugenden besitzt.“
aus: Wittenberger Bürgergeschichten
Dr. Wolfgang Senst †