„Ich hab ihn wohl versucht, was für ein Gesell er ist.
Er hat mir oft so zugesetzt, dass ich nicht gewußt habe, ob ich tot oder lebendig sei.
Er hat mich auch wohl in Verzweiflung gebracht, dass ich nicht wußte, ob auch ein Gott wäre, und an unserm lieben Herrn Gott ganz und gar verzagte.
Aber mit Gottes Wort habe ich mich seiner erwehrt.“
Luther
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Wie der Teufel Luther auf der Wartburg plagte
Anno 1546 als Doktor Luther zu Eisleben war, erzählte er, wie ihn der Teufel auf der Wartburg geplaget hätte und sprach:
„Als ich 1521 von Worms abreiste und bei Eisenach gefangen ward und auf dem Schloß Wartburg in Pathmo saß, da war ich fern von allen Leuten in einer Stube und konnte niemand zu mir kommen, denn zwei Edelknaben, die mir des Tages zweimal Essen und Trinken brachten.
Nun hatten sie mir einen Sack mit Haselnüssen gekauft, die ich zuzeiten aß, und hatte diese in einen Kasten verschlossen.
Als ich nachts zu Bette ging, zog ich mich in der Stube aus, ging in die Kammer und legte mich ins Bett.
Da kommt mir`s über die Haselnüsse, hebt an und schleudert eine nach der anderen an die Balken und rumpelt mir am Bett.
Aber ich fragte nichts danach.
Wie ich nun ein wenig einschlief, da hebt an der Treppe ein solcher Gepolter an, als würfe man einen Schock Fässer die Treppe hinab.
Ich wußte wohl, daß die Treppe mit Ketten und Eisen wohl verwahrt war, stand aber auf, um zu sehen, was da sei.
Die Treppe war aber zu.
Da sprach ich zu dem Teufel:
„Bist du es, so sei es“, und befahl mich dem Herrn Christum, von dem geschrieben stand: Omnia subiecisti pedibus cius, wie der achte Psalm saget, und legte mich wieder nieder ins Bett.“
Ein andermal, da Luther am Eichentischen saß und aus der Bibel das Evangelium Matthäi übersetzte, ärgerte sich der Teufel darüber und summte ihn in Gestalt einer großen Brummfliege um den Kopf und machte ein widerwärtiges Geplärre, so dass endlich der Gottesmann zornig das Tintenfaß ergriff und es nach dem Widersacher warf.
Der Tintenfleck wird noch heute auf der Wartburg gezeigt.
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Der Teufel muss nach Luthers Pfeife tanzen
Es ward aber der Doktor Martinus Luther, da er auf der Wartburg wider Willen ein Ritter war, oft von der Melancholeia übel geplaget. Bei solchen Anfechtungen gewährte ihm die edle Musika, die er stets ergeben, einen milden Trost.
Er nahm seine Flöte, so dass ihm solche vormals die treffliche Frau Ursula Cotta in Eisenach geschenket, und er blies sich ein Stücklein oder mehrere in seiner frommen Weise, bis die böse Melancholeia fortgeblasen war.
Einst aber trat der Teufel leibhaftig mit Hörnern, Krallen, Pferdefuß und Kuhschwanz zu ihm und sprach:
„Pfäfflein, blas mir doch ein Satanslied!“
„Hebe dich weg, Satanas!“ rief ihm Luther zu und blies weiter seine heilige Melodie.
„Blas mir ein Satanslied, Pfäfflein!“ sprach der Teufel abermals.
„So will ich dir eins blasen“, versetzte Luther.
Und er blies jetzt und ein so quinkelierend Heissa und Hopsasa, dass der Teufel, mochte er wollen oder nicht, vor dem frommen Manne tanzen musste mit seinem Pferdefuß, dass ihm Hören und Sehen verging.
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Der Teufel erscheint Luther in Mönchsgestalt
Vor Luthers Tür im Lutherhause zu Wittenberg kam einst ein Mönch und klopfte heftig an.
Der Diener tat ihn auf und fragte nach seinem Begehr.
Ob der Doktor Martinus daheim wäre, wollte der Klosterbruder wissen.
Als der Diener das dem Reformator meldete, ließ ihn dieser hereinkommen.
Da legte der Kuttenträger dem Luther so fort etliche Syllogismen und Schulreden vor.
Die konnte der Doktor ohne Mühe bewältigen.
Nun brachte der Mönch Aufgaben, die schwierig waren.
Da wurde Luther unwillig und rief:
„Du machst mir viel zu schaffen, und ich habe jetzt wohl mehr zu tun!“ Während des Gesprächs merkte er jedoch, dass der Mönch Hände hatte, die sahen aus wie Vogelklauen.
Da fuhr Luther auf:
„Halt! Bist Du nicht der Böse? Höre zu:
Dieses Urteil ist wider dir gefällt.“
Damit schlug er die Bibel auf und zeigte auf den Spruch:
Ich will Feindschaft setzen…
„Glaube mir“, setzte er hinzu:
„Du wirst nicht alle verschlingen!“
Da ergriff der verkappte Teufel voller Wut Luthers Schreibzeug, warf es hinter den Ofen und verschwand.
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Was Luther einem Pfarrer gegen den Teufel riet
Zu Doktor Luther kam ein Pfarrer aus Süptitz bei Torgau.
Der klagte ihn, dass der Teufel des Nachts ein Poltern, Stürmen, Schlagen und Werfen in seinem Hause verursache und ihm alle seine Töpfe und hölzernen Gefäße zerbreche, und er keinen Frieden vor ihm hatte, denn er würfe ihm die Töpfe und Schüsseln an den Kopf, dass sie in Stücke sprängen.
Er plage ihn gar arg und lache noch dazu, und er höre wohl sein Lachen, sehe aber nichts.
Solches schlimme Spiel habe der Teufel schon ein ganzes Jahr lang getrieben, so dass sein Weib und seine Kinder nicht mehr im Hause bleiben, sondern stracks ausziehen wollten.
Da sprach Doktor Luther:
„Lieber Bruder, sei stark in dem Herrn und sei Dein Glaube an Christo gewiß.
Weiche diesem Mörder dem Teufel nicht, leide und dulde sein Spiel und Lärmen, auch den geringen zeitlichen Schaden, daß er Dir die Töpfe und hölzernen Schüsseln zerbricht.
Denn er kann Dir doch an der Seele und am Leibe nichts tun.
Solches hast Du bisher in der Tat also erfahren, denn der Engel des Herrn hat sich um Dich her gelagert, der schützt und behütet Dich.
Darum laß den Satanas immer mit den Töpfen spielen.
Du aber bitte zu Gott mit Deinem Weibe und Kinderlein und sprich: Trolle dich, Teufel! Ich bin der Herr in diesem Hause und nicht du!“
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Den Teufel soll man nicht zu Gaste laden
Einer vom Adel ließ Doktor Martin Luther aufs Land in seiner Behausung samt etlichen Gelehrten aus Wittenberg holen und bestellte eine Hasenjagd. Da ward von allen, so waren dabei, ein großer schöner Hase und ein Fuchs gesehen, die kamen gelaufen.
Da aber der Edelmann auf einem schnellen Pferd dem Hasen mit Geschrei nacheilte, fiel das Pferd plötzlich unter ihm nieder und starb.
Der Hase aber fuhr in die Luft und verschwand, denn es war ein teuflisches Gespenst.
Solches wurde beim Tische dem Doktor Luther berichtet.
Auch wurde erzählt, wie etliche vom Adel miteinander um die Wette gelaufen und geschrien:
„Der Letzte dem Teufel!“
Und da der Erste zwei Pferde hatte, ließ er das eine fahren und ritt mit dem andern eilends fort.
Das ledige Pferd aber, was dahinten blieb, wurde vom Teufel durch die Luft weggeführt.
Darauf sprach Doktor Martinus:
„Man soll den Teufel nicht zu Gaste laden, er kommt sonst wohl ungebeten.
Ja, es ist alles voller Teufel um uns, und wir, die wir täglich beten und wachen, haben genug zu schaffen wider ihn.“
Luther befreite einen Studenten vom Teufelsgelübde
Anno 1538 war zu Wittenberg ein junger Student mit dem Namen Valerius von N.
Derselbige hatte sich gar arg dem Trunk und Spiel ergeben und dachte gar nicht mehr ans Studieren.
Da er nun all sein Geld vertan hatte, ging er eines Tages, da es schon dunkelte, in trüben Gedanken zum Elstertore hinaus und sann, wie er wohl wieder zu Geld kommen möchte.
Da begegnete ihm ein Männlein in einem schwarzen Mantel, der einen Fuß nachschleifte, als wenn er lahm wäre.
Dieser fragte den Studenten, warum er so traurig sei.
Und als ihm dieser nun seinen Mangel klagte, meinte er, er wolle ihm Geld genug verschaffen, sofern er sich ihm verschreiben wolle.
Doch muss der Pakt mit dem Studenten eigene Blute geschrieben werden und nicht mit Tinte.
Der Student willigte ein, und sie beredeten, am folgenden Tag zur nämlichen Stunde an der gleichen Stelle wieder zusammen zu kommen.
Das geschah denn auch.
Der Student gab dem Teufel die mit Blut gefertigte Handschrift und erhielt dafür von diesem viel Geld.
Nun fing er sein altes wüstes Leben von neuem an.
In der Trunkenheit aber erzählte er sein Gesellen, die sich ob seines plötzlichen Reichtums verwunderten, von dem mit dem Teufel geschlossenen Pakte.
Solches wurde Doktor Luther hinterbracht.
Der hieß den Studenten nach der Stadtkirche kommen.
Hier in der Sakristei im Beisein der Diakonen und des Georg Major
ward er von Luther examiniert und befragt, warum er also lebe und fürchtete sich weder vor Gott noch Menschen.
Da bekannte jener, daß er sich hätte dem Teufel verschrieben mit diesen Worten:
„Ich sage dir, Christe, gib deinen Glauben auf und will einen anderen Herrn annehmen.“
Über solche Worte examinierte ihn der Doktor Luther, schalt ihn hart und fragte mit Ernst, ob es ihm auch leid wäre und er sich nun wieder zum Herrn Christo bekehren wolle.
Da er ja sagte und hielt an mit Bitten, legte Luther die Hände auf ihn, kniete mit den anderen, so dabei waren dabei nieder und betete. Darnach sagte er dem Studenten diese Worte vor, welche jener nachsprach:
„Ich, Valerius, bekenne vor Gott und allen seinen heiligen Engeln und vor dieser Versammlung, dass ich Gott meinen Glauben aufgesagt habe und mich dem Teufel ergeben.
Das ist mir von Herzen leid, und ich will nun hinfort des Teufels abgesagter Feind sein und Gott meinem Herrn willig folgen und mich bessern. Amen!“
Hierauf vermahnte ihn Luther zur Buße und Gottesfurcht, und dass er nun hinfort wolle leben in Gottseligkeit, Ehrbarkeit und Gehorsam leben und des Teufels Lüsten widerstehen im Glauben und Gebet.
Wenn der Teufel ihn mit bösen Gedanken würde angreifen, solle er sich mit Gottes Wort rüsten und flugs zu seinem Präzeptor oder Beichtiger gehen, ihm solches offenbaren und den Teufel mit seinen Ratschlägen anklagen.
Der Teufel belästigt Luther in der Schloßkirche zu Torgau
Im Jahr 1527 wurde Marie, die Schwester des Kurfürsten Johann, mit einem Herzog von Pommern in der Schloßkirche zu Torgau vermählt.
Die Trauung vollzog Doktor Martin Luther.
Als nun das Brautpaar die Ringe wechselte, fällt einer zur Erde.
Alle Anwesenden erschrecken über dieses Unglück weissagende Vorzeichen.
Luther, der selbst bestürzt ist, fängt an, in der Rede zu stocken, faßt sich aber schnell, und getrost umherschauend ruft er laut:
„Hörst du, Teufel? Es geht dich nicht an! Du wirst nichts ausrichten!“ Nachdem er durch diesen Bannspruch auch die anderen Gemüter wieder beruhigt hatte, wendete er sich an das Brautpaar mit den Segensworten:
„Wachset, und Euer Geschlecht müsse nicht untergehen!“
Noch einmal glaubte sich Luther in Torgau über den Teufel ärgern zu müssen.
Als er im Jahre 1544 die Einweihungspredigt in der neuen Schloßkapelle hielt, hat der Teufel sich darüber geärgert und sein böses Spiel getrieben.
Er hat die Nacht über ein lautes Gerumpel über dem Kirchengewölbe angerichtet und sich sehr laut aufgeführt;
auch hat er ein solches Geprassel gemacht, als wenn das ganze Gebäude auseinandergehen wollte.
Dazu hat sich gleichzeitig ein großer Wind erhoben, sodaß Dach und Fenster zerschmettert wurden.
Darauf hat Luther geweissagt, es werde ein großer Fall an einem großen Herrn geschehen, wie denn auch darauf geschehen ist. Luther meinte nämlich das Unglück des Kurfürsten Johann Friedrich in der Schlacht bei Mühlberg.
Krankheiten sind nach Luther des Teufels Werk
Doktor Martin Luther war unter dem Gottesdienst in der Wittenberger Stadtkirche einmal krank geworden.
Als er aus der Kirche ging, sprach er auf den Wege:
„Gestern war ich sein, und heute ist’s gar umgewandelt; es ist die mutatis aeris.
Die Menschen sind die natürlichsten und besten Mathematici;
sie fühlen es an ihrem Leib und Gliedern bald, wenn am Himmel an den Sternen eine Comunction, Opposition oder Veränderung des Wetters vorhanden ist.
So ist denn der Teufel ein solcher Gesell; er kann bald Krankheiten wie St. Paulus in der Apostelgeschichte sagt.
Und ob Gott wohl mancherlei Arzenei wider eine Krankheit allein geordnet hat und dieselbe auch vielmals gebraucht worden, so wirkt sie doch nichts, denn der Teufel ist also kräftig, er kann Arzenei und Apotheken wandeln und Staub in die Büchsen tun.
Darum sollen wir zu dem rechten und wahren Arzt Christi Zuflucht haben und ihn bitten, daß wenn einmal das Stündlein kommt, das uns erwürgen soll, wie es denn einmal sein muss, dass er uns dann ein fröhlich Ende gebe.
Der Teufel setzt Luther wegen der Mönche und Nonnen hart zu
Als Luther die Frage der Mönche und Nonnen gar sehr beschäftigte, stieß ihn der Spruch 1. Timoth. 5 V. 11 auf:
„So will ich nun, dass die jungen Witwen freien, Kinder zeugen, haushalten, dem Widersacher keine Ursach geben zu schelten.“
In seiner Aufregung vermeinte der Reformator, daß dieser Spruch seinem Tun und Lehren in dieser Sache unrecht gebe.
Darüber erregte er sich sehr, und während der Nacht setzte ihn der Teufel dieserhalb hart zu.
Am nächsten Morgen besuchte ihn Doktor Bugenhagen, der über Luthers Aussehen sehr besorgt war und ihn fragte, ob er krank sei. Da führte ihn Luther zu Tische und zeigte ihm jenen Spruch.
Und auch Bugenhagen, der von den Zweifeln seines Freundes angesteckt wurde, fing an, schwankend zu werden, merkte aber nicht, dass er Luthers Qual dadurch noch vermehrte.
Wiederum durchlebte Doktor Martinus eine furchtbare Nacht, in welcher ihn der Teufel mit Zweifeln und Vorwürfen peinigte.
Des anderen Tages früh am Morgen trat Bugenhagen wieder ein, diesmal aber heiteren Angesichts.
„Ich bin“, sprach er, „recht zornig auf mich, dass ich jenen Spruch gestern nicht besser angesehen habe.
Erst gestern Abend, als ich ihn genauer betrachtete, habe ich erkannt, dass er einen ganz anderen Sinn hat.
Der Teufel hat uns beide die Augen gehalten und den Geist verdunkelt, dass wir es nicht erkannten.“
Und nun begann er, den Spruch zu deuten.
Da fiel es auch Luther wie Schuppen von den Augen, und er rief: „Wohl, so ist es!
Das war des Teufels List und Bosheit, dass er mir die Sinne gefangen hielt und mich auch verwirrte.
Es war ein lächerlich Argument, freilich lächerlich nur für den, der bei sich selber ist und nicht in Anfechtung.“
Wie Luther dem Teufel wehrte
Doktor Martinus Luther fuhr einmal auf einem Wäglein hinaus in ein Holz und auf die Äckern spazieren, sang und war fröhlich Gott zu Ehren und sprach:
„Unser Gesinge verdrießt den Teufel übel und tut ihm sehr wehe.
Wiederum unsere Ungeduld, Klagen und Wehgeschrei gefällt ihm wohl, und lacht er darüber sich in die Faust.
Denn weil er ein Fürst der Welt und unser abgesagter Feind ist, so müssen wir ihn durch sein Land passieren.
Darum will er auch den Zoll von uns haben und schlägt unsern Leib mit mancherlei Plagen.“
Luther achtete von der Musik, dass sie den Teufel vertreibe, darum liebte er sie und trieb solche sehr fleißig.
Er sprach einmal:
„Wer die Musica verachtet, mit dem bin ich nicht zufrieden, denn sie ist ein Geschenk Gottes, nicht eines Menschen Geschenk.
Sie vertreibet den Teufel und macht die Leute fröhlich.
Man vergißt dabei allen Zorn, Unkeuschheit, Hoffart und andere Laster.
Ich gebe nach der Theologia der Musica das höchste Lob und die höchste Ehre.
Und man sieht, wie David und alle Heiligen ihre gottseligen Gedanken in Vers, Reim und Gesang gebracht haben.“
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