Von der Festung zur Parkanlage

Von der Festung zur Parkanlage

Vor 150 Jahren, am 30. Mai 1873, befahl

Kaiser Wilhelm I.

Kaiser Wilhelm der I. die Stadt Wittenberg zu entfestigen. Damit endete zwar die Zeit Wittenbergs als Festungsstadt, aber eine Garnisonsstadt blieb sie noch lange. Wittenberg lag schon immer strategisch günstig und hatte somit schon seit der Zeit der Askanier große Bedeutung als Bollwerk gegen Slawen, Sorben und später Franzosen und Österreicher. Anfangs bestand die Festung nur aus einer einfachen Mauer.

Festung Wittenberg

Erst 1409 wurden Wall und Mauern zu einer soliden Festungsanlage gestaltet. Lange galt Wittenberg als uneinnehmbar. Bei der Beschießung 1760 wurde dann aber die Westhälfte der Stadt arg in Mitleidenschaft gezogen. Schloss und Schlosskirche mitsamt der Thesentür gingen in Flammen auf.

Das alte Schlosstor

Nach dem Wiener Kongress 1815 war die Stadt preußische Garnison. Das Schloss hat man zur Zitadelle umgebaut und die Befestigungsanlagen erneut verstärkt.
Nach 1871 (Reichseinigung) wurden in Deutschland etliche Städte entfestigt.

Denkmal F. Eunike

Am 30. Mai 1873 erging die kaiserliche Kabinettsorder zur Entfestigung Wittenbergs. Nach den langwierigen Abbrucharbeiten der Mauern und Stadttore setzte sich der Stadtrat Major a.D. und Ehrenbürger Fritz Eunike für die Schaffung eines Stadtparks rings um die Altstadt ein. Ihm zu Ehren errichtete man 1893 ein Denkmal, das als Ruhebank mitten im Park steht. Zur Erinnerung an die Entfestigung entstand im Jahre 1900 unweit vom Eunike-Denkmal ein Gedenkstein mit der Aufschrift “Kaiser Wilhelm I. befahl am 30. Mai 1873 Wittenberg zu entfestigen“.

Luthergarten

Heute sind die Wallanlagen ein beliebtes Areal um flanieren und gleichsam die „grüne Lunge“ der Stadt. Viele seltene Baumarten kann man hier finden. Im Süden findet man seit 2016 den „Luthergarten“. 500 Bäume wurden hier anlässlich des 500. Reformationsjubiläums gepflanzt.

Quelle:
Johannes Dorschner, „Von der Festung zur Parkanlage“ in Lutherstadt Wittenberg, Geschichten, Gestalten, Geschichte, 1991.

Johannes Winkelmann