Tonspielzeug kam einst aus Straach

Tonspielzeug kam einst aus Straach

Zusammen mit der Herstellung der üblichen Tonwaren
kam in den Töpfereien von Straach das Anfertigen von
Kinderspielzeug hinzu.
Die kleinen Tonfiguren waren allgemein beliebt,
und mancher kann sich noch heute an die Eulen,
Tauben und Pferde erinnern.
In früherer Zeit gab es in dem Flämingsort vier Töpfereien,
die Weihnachtsspielzeug anfertigten.
Nur wenige dieser schönen Figuren befinden sich noch in Privatbesitz oder in Museen.
Noch einmal flackerte die Herstellung auf,
als nach dem 2. Weltkrieg kaum geeignetes Spielzeug zu
bekommen war. Da konnten die Eltern an Ort und Stelle Puppengeschirr erwerben. Aber auch Sparbüchsen fanden
regen Absatz und vor allem Tierfiguren.

Wasserpfeife
Foto: Elke Hurdelbrink

Manche dieser Tierfiguren erhielten besondere Bedeutung, wenn sie innen hohl blieben und mit einem Mundstück versehen waren. Blies man nun in den Hohlkörper, so ertönte ein heller Pfiff. Doch ebenso beliebt waren die Eulen.
Sie wurden mit Wasser gefüllt, und je nach Füllhöhe kam es zu einem blubbernden Ton, zu Glucksem
und Trillern.
Die Tierkörper wurden auf der Drehscheibe angefertigt, Kopf,
Beine und Ohren hinzugefügt.
Aus heimischem Ton wurden die meisten Figuren hergestellt, während die mit dem hellen Scherben aus Halleschem Ton oder
aus Bunzlauer Ton angefertigt wurden.
Puppengeschirr wurde bemalt. Sehr beliebt war das Schwämmchenmuster.
Wurden die Farben vermengt, erreichte man eine schöne
Wirkung. Nach dem Aufbereiten wurde der weiche Ton
geformt, dann getrocknet. In diesem lederartigen Zustand
konnte man noch Korrekturen vornehmen.
Anschließend erhielten einige die farbliche Bemalung,
während andere glasiert wurden.
Später folgten auch bemalte Tierfiguren, die bei bis zu
1400 Grad Celsius gebrannt wurden.
Manche Formen gehen bis in die Antike zurück,
so die Sparbüchsen.
1718 schrieb Johann Karl Gottfried Jacobson in seinem technologischen Wörterbuch:
„… Sparbüchse ist ein von Blech oder Ton verfertigtes
Behältnis, worin die Kinder etwas wöchentlich hineinstecken
und nach und nach darinnen sammeln.“
Für die Kleinkinder waren die Rasseln gedacht.
Solche Rasseln wurden bereits in ägyptischen und griechischen Kindergräbern entdeckt.
Im ehemaligen Museum in Zahna befand sich eine tönerne Kinderklapper aus der Bronzezeit.
Genaue Zahlen von den früher angefertigten Tonfiguren liegen
nicht vor, doch besagt eine Einschätzung vor rund 30 Jahren,
dass zur Weihnachtszeit früher in den vier ortsansässigen Töpfereien von Straach etwa 28000 Stück Puppengeschirr
und 5000 Tierfiguren angefertigt wurden.
Abnehmer waren die Bewohner rings um Straach, nur einmal
nahm ein Aufkäufer von Hamburg eine größere Stückzahl ab.
Verklungen ist das Piepen, das Trillern, das Rasseln mittels
dieser Figuren, das laut durch das Zimmer schallte und
manche Mutter zum Ausruf veranlasste:
„Jungs! Moakt dat je ruutkoam! Dat is jou nich tum uthoall!“
(„Jungs! Macht das ihr rauskommt! Das ist nicht zum aushalten“)

Heinrich Kühne †
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Ergänzung zur Geschichte aus dem Archiv Günter Göericke:
Am 1. Juli 1957 wurde die letzte Töpferei Alisch und Hockauf
in Straach gegründet.
Die Töpferei wurde von den beiden Firmeninhabern gepachtet.
Das gemeinsame Unternehmen bestand bis 1973, dann wurde die Töpferei durch den Töpfermeister Karl Alisch allein weitergeführt.
Das von der Töpferei Alisch in den achtziger Jahren produzierte
Sortiment war weit bekannt.
Noch heute kann man sich an den schönen Vasen erfreuen.
In vielen Küchen findet man noch das blau bemalte Geschirr.
Der Bedarf in dieser Zeit konnte nicht befriedigt werden.
An den Verkaufstagen in der Töpferei stauten sich die Käufer.
Mit der Wende hat auch die Töpferei Alisch ihre Tätigkeit eingestellt. Töpfermeister Karl Alisch hatte zu diesem Zeitpunkt das
Rentenalter erreicht.
Damit hat in Straach ein Gewerbe sein Ende gefunden, dass wohl wie
kein anderes die Entwicklung des Dorfes mitbestimmt hat.

Ergänzung und Foto Wasserpfeife
Elke Hurdelbrink