Im Museum für Architektur und Baukunst in Eisleben kann
man heute noch die Reisekutsche besichtigen, mit der er am
26. Januar 1546, bereits von Alter und Krankheit gezeichnet, unterstützt von seinen Söhnen von Wittenberg nach Eisleben abreiste.
Er folgte den Bitten der Mansfelder Grafen, um deren Erbstreitigkeiten zu schlichten. Er quartierte sich in Eisleben
beim Stadtschreiber Johann Albrecht ein und führte täglich
nur kurze Verhandlungen, die er am 16. 2. 1546 erfolgreich
mit einem Vergleich abschließen konnte.
Seine letzte Predigt am 14.02. brach er ab:
„Ich bin zu schwach, wir wollen’s hierbei bleiben lassen!“
„Wenn ich wieder heim gen Wittenberg komme, so will ich mich alsbald in den Sarg legen und den Maden einem feisten Doctor zu Essen geben.“ Am 17.02. sagte er zu Jonas:
“ Ich bin hier in Eisleben geboren und getauft. Wie, wenn ich hier bleiben sollte.“
Am 18.02. verstarb er, am 20.02. wurde sein Leichnam feierlich nach Wittenberg überführt, seine Reisekutsche ist bis heute in Eisleben geblieben.
Auf Rädern zu reisen war schon seit der Antike und noch zu Luthers Zeiten unbequem. Die Armen gingen zu Fuß, die Reichen und der Hochadel ritten lieber auf Pferden und Mauleseln. Damen und zum Reisen zu alte und schwache Angehörige gehobener Stände leisteten sich den Luxus eines überdachten Reisewagens, die wie Luthers Kutsche dick gepolsert, aber plump und nicht gefedert waren. Hundert Jahre später gab es noch reich verziertere Kastenaufbauten, die an Ledergurten zwischen den Rädern hingen. Die Vorderachse wurde noch um einen Mittelzapfen gedreht, die Drehschemellenkung gab es erst nach 1800. Der Name Kutsche ist von der ungarischen Stadt Kocz abgeleitet, heute die allgemeine Bezeichnung für alle 4-rädrigen Wagen mit Verdeck.
Dr. Wolfgang Senst †
aus: Wittenberger Bürgergeschichten