Die große Masse des deutschen Volkes konnte bis zu Luthers Bibelübersetzung weder lesen noch schreiben.
Es gab noch keine allgemeine Schulbildung für das arme Volk.
In Wittenberg bestand wohl um 1500 eine „Jungfernschule“
am Kirchplatz.
Luther erkannte, daß nur durch eine Verbesserung der Schulbildung sein Werk verbreitet werden konnte. Darum schrieb er 1524 in seiner Flugschrift
„An die Ratsherrn, daß sie Schulen einrichten“ …
„so ist`s auch eine unmenschliche Bosheit, so man nicht weiterdenkt, denn also: Wir wollen jetzt regieren, was geht uns an, wie es denen gehen werden, die nach uns kommen …“
Luther führt mit seinen Helfern, wie Melanchthon und Bugenhagen, Schulvisitationen im ganzen Kurkreis durch.
Viele Mißstände gab es dort noch. Unter den Lehrern und Pfarrern fanden die Visitatoren große Unbildung.
Die Schulen glichen mehr Ställen und waren ohne ausreichendes Lehrgut. Die Bibel war oft das einzige Lesebuch.
Die Visitationsberichte geben ein einzigartiges Kulturbild und gleichzeitig eine Übersicht über die Bevölkerungsschichten
nach Beruf und Einwohnerzahl.
Unterstützt wurde Luther in seiner Forderung nach einer Reform der Schulen durch den damaligen Generalsuperintendenten von Wittenberg. Johannes Bugenhagen, der selbst vorher Schulmann in Pommern gewesen war. Nach dessen Plan sollten alle Kinder lesen, rechnen und schreiben lernen.
In Wittenberg gab es seit 1530 eine Schulordnung für den Volksschulunterricht, der Zeit entsprechend mit kirchlicher Bindung.
Für die Erziehung der studentischen Jugend sprach schon
1518 Philipp Melanchthon bei seiner Antrittsrede als Universitätsprofessor in Wittenberg
„über die zu verbessernden Studien der Jugend“.
Er wurde zum treuesten Mitstreiter Luthers in der Reform der Kirche und der Universitäts- und Volksbildung.
Mit Recht nennt man ihn den Praeceptor Germaniae – den Lehrer Deutschlands.
1523 erschien von Melanchthon „Der Kinder Handbüchlein“, welches wohl als erste Fibel bezeichnet werden kann.
Für Herzberg verfaßte Melanchthon 1538 eine Schulordnung.
Zur Charakterisierung des großen Gelehrten möge ein Wort aus einem Brief gelten, den er 1536 schrieb:
„Nicht Türme oder Mauern sind so feste Bollwerke für die
Städte wie eine Bürgerschaft, die Bildung Einsicht und
andere Tugenden besitzt.“
Heinrich Kühne †
aus: „Vor unseren Tagen“, Stadtarchiv 67