Luther prophezeite:
„Es wird vor dem jüngsten Tag großer Mangel an guten
Freunden, tüchtiger Münze und wiidem Holze sein“.
Wie andere Menschen seiner Zeit erkannte er die
beginnende Holzknappheit;
man lebte schon lange nicht mehr umgeben von
riesigen, undurchdringlichen Laubwäldern.
Die Besiedlung um 1200 brachte großflächige Rodungen für
Äcker und viele holzverarbeitende und holzverbrauchende
Gewerke in unserem Heimatgebiet hervor:
die Eisenverhüttung, Pechhütten, Glashütten, die Salzsiederei
und Keramikbrennerei und die Papierherstellung.
Mit der Errichtung der Wittenberger Residenz entstanden
aufwendige Vorhaben wie:
Schlösser im Churkreis, Burgen, Kirchen, die Wittenberger Universität, Befestigungen, Schiffs- und Brückenbau und
anderes mehr.
Für Kunstwerke, Mobiliar aus Edelhölzern, Fuhrwerke,
Wiegen, Särge, Spinn- und Mühlräder, Webstühle,
Speere, Steinschleudern, Gewehrkolben, Heizung, Schutzwälle, Fenster, Dachstühle, Tore, Türen, für das Beizen, Gerben und
Färben wurde immer mehr Holz verbraucht.
Der einsetzende Raubbau war Ursache für den Ersatz der Laubbaumwälder unseres Gebietes durch die Fichte, Kiefer
und Birken; es entstanden relativ spät „Holzäcker“.
Die extensive Nutzung von Holz war aber auch die Grundlage
für die Entstehung vieler Berufe bzw. Tätigkeiten in
unserem Territorium.
Damit sich der Mangel an wildem „Holz“ wieder verringert,
wird sich die Zahl der Menschen verringern müssen,
die beruflich oder privat Holzraubbau betreiben oder auslösen.
Dr. Wolfgang Senst †
aus: Wittenberger Bürgergeschichten