Kirchliches aus Dobien

1993.02.06. Elbe-Elster-Rundschau

Dobien. Vor 180 Jahren, am 5. Februar 1813, kamen Kosaken in das vorher von französischen Truppen besetzte Dobien. Sie legten Feuer, worauf ein Kossätengut, die Pfarrerwohnung sowie die Kirche den Flammen zum Opfer fielen. Nach Beendigung der Befreiungskriege war das Dorf zu arm, um die Gelder für einen Wiederaufbau aufzubringen. Da Dobien eines der Ratsdörfer war, fühlte sich der Wittenberger Rat jedoch zur Hilfe verpflichtet.

     Bürgermeister Dörffurt richtete die Bitte an die Königliche Regierung zu Merseburg, für den 31. Oktober eine Kirchen- und Hauskollekte zum Wiederaufbau der Dobiener Kirche, für die Erbauung eines Schulgebäudes in Wittenberg und zur Wiederaufhilfe der Armenkasse auszuschreiben. Er schilderte die Situation in Dobien, begründete die Notwendigkeit eines neuen Mädchenschulgebäudes und verwies auf den täglich schlechter werdenden zustand der Armenkasse.

     Die Merseburger Regierung wies dieses Ansinnen aber zurück. Sie sah sich ohne gehörige Vorbereitung außerstande, höheren Ortes die notwendigen Antrage zu stellen, die Zeit sei viel zu kurz. Nicht unbegründet heißt es weiter weiter:….

„Wenn wegen jeder abgebrannten Schule oder zu bauenden Schule die Hilfe der ganzen Monarchie in Anspruch genommen werden sollte, müsste dergl. Kollekten so oft vorgenommen werden, da dieselben in wirklich dringenden Fällen keinen Nutzen gewähren würden“

     Aber Bürgermeister Dörffurt blieb hart. Unter Umgehung des Instanzenweges wandte er direkt an den preußischen König. Und er hatte Erfolg. Am 3.Oktober beauftragte König Friedrich Wilhelm den Minister des Innern, alles Erforderliche zu verfügen.

     In einem wohl für die Bürokraten in Merseburg unvorstellbaren kurzen Zeitraum wurden alle Vorbereitungen getroffen. Der Verfügung des Ministers vom 8. Oktober folgte der Aufruf der Regierung am 17. Oktober und am 25. Oktober gab der Wittenberger Rat seine Anweisungen an alle Vorstädte und Ratsdörfer. In diesem Territorium wurden rund 162 Taler gesammelt, zu denen der König und der Prinz noch 120 Taler dazulegten. Die gesamte Kollekte in Preußen erbrachte bis zum Juni 1820 insgesamt 22 922 Taler und 21 Groschen.

     Schon am 20. November 1817 hatte die Regierung den Auftrag erteilt, zum Aufbau der Pfarrwohnung und der Kirche die Vorbereitungen zu treffen, damit im Frühjahr 1818 damit begonnen werden könne. Vom Bau einer Mädchenschule war jedoch keine Rede mehr.

     Am 10. September 1820 weihte Superintendent Nitzsch die neue Kirche ein, für deren Wiedererrichtung Preußens Bürger von Köln bis Danzig und von Stettin bis Erfurt phr Scherflein beigetragen hatten.

Dr. Kurt Lau