Karl Gottfried Giese

Karl Gottfried Giese – Bürgermeister zu Wittenberg

04.11. 1774 – 27.03. 1828

Er war in vielen Lebensverhältnissen ein so hochachtbarer Mann, dass seine edle Wirksamkeit für alles Gute bei den Einwohnern Wittenbergs gewiß noch lange hin in gesegnetem Andenken sich erhalten wird. Er wurde zu Wittenberg geboren und ging nachdem er in Magdeburg 1788 die Materialhandlung erlernt, 1792 nach Hamburg auf die Handlungsakademie des berühmten Prof. Büsch, um sich gründlich für seine Bestimmung vorzubereiten.
– Im Jahre 1797 übergab ihm sein ehrwürdiger Vater seine sehr wohl eingerichtete blühende Handlung, welche er durch seine gründlichen Handlungskenntnisse und seine unverdrossene Thätigkeit immer noch blühender zu machen suchte. –
Während der Belagerung und Einnahme Wittenbergs 1813 hatte er großes Ungemach zu erdulden, ja er wurde sogar von den Kosaken gefangen genommen und in das 4 Stunden entfernte Lager des General Kleist geführt, von wo er erst nach dem Waffenstillstande wieder nach Wittenberg zurückkehrte.
Er kam 1814 in den Rath und wurde 1825 zum Bürgermeister erwählt, auf welchem Posten er sich neue und noch größere Verdienste um das Wohl der Bürgerschaft zu erwerben suchte.
– Er war ein sehr glücklicher Vater von 11 Kindern, von welchen ihn
5 Söhne und 3 Töchter überleben, die sich mit Liebe und dem dankbarsten Herzen stets seiner erinnern werden. –
– Er erfreute sich immer einer sehr guten Gesundheit und feierte 1822 seine silberne Hochzeit noch in voller Kraft.
– Erst 9 Tage vor seinem frühen und plötzlichen Tode litt er an heftigen Brustkrämpfen, klagte über große Ermattung und befürchtete seinen baldigen Tod. Da er sich aber wieder sehr wohl fühlte, ritt er eines Nachmittags ganz wohlgemuth nach der Mark, einer seiner schönen Besitzungen.
Nachdem er da mancherlei Anordnungen getroffen, reitet er zurück, kommt aber nur bis in die Vorstadt, wird da auf einmal von so heftigen Schmerzen ergriffen, daß er vom Pferde steigen muß. Die Bewohner des nächsten Hauses führen ihn in die Stube, wo er schmerzensvoll ausruft:
„Ach Gott, muß mich das Schicksal hier treffen, und stirbt ehe noch seine Söhne und die Aerzte herbeigerufen werden konnten, welche ihn schon todt fanden.

Pietzsch