Johannesbad bringt Glück

Bräuche im Sommer: Sonnenwende und Johannisfeuer 

Der mit dem heutigen Tage (21.06.) beginnende Sommer, die Monate der angespannten bäuerlichen Arbeit, ist eine an Festen arme Zeit. In der Zeit der ersten Grasmahd im Gebirge und der Kornernte im Flachland wird das Fest Johannes des Täufers am 24. Juni gefeiert. Der schon von den Germanen geübte Brauch auch von den keltischen und slawischen Nachbarvölkern – ist an diesem Tag die Sonnenwende mit Feiern festlich zu begehen.

Von der Kirche wurde das lange bekämpft. Bei uns leben die Johannisbräuche fast nur noch in alltäglichen Namen fort, die jahreszeitlichen Charakter tragen. Die Johannisbeere, die zur Zeit der Sonnenwende reift. Das Johanniswürmchen, sonst meist Glühwürmchen genannt, beginnt um die gleiche Zeit zu fliegen.
Das Johannisbrot, aus Südeuropa und Kleinasien eingeführt, wird bei uns zu Hustensaft und anderen Arzneien verarbeitet. Im Süden ist es ein Volksnahrungsmittel und trägt seinen Namen von der Legende her. Es heißt, Johannes der Täufer habe es in der Wüste Juda am Jordan, wo er fastend lebte, predigte und taufte als natürliche Nahrung zu sich genommen.

In der Johannisnacht rollten von den Bergen brennende Räder herab, die an den Johannisfeuern entzündet worden waren.
Ein Rest germanischen Sonnenkultes, darum auch Sonnenräder genannt.

Geschichtlich interessant durfte die Feststellung sein, daß die Bischöfe von Würzburg im 15. Jahrhundert die ersten waren, die das Feuer segneten und dadurch dem Brauch die heidnische Bestimmung nahmen.

Der Johannistag selbst gibt weitere Gelegenheit, das Glück zu bannen. Schon bei den alten Römern war es Brauch, Bäder zu Ehren der Glücksgöttin Fortuna zu nehmen. Auch heute noch sollen Johannisbäder Glück bringen. Das Johanniskraut fand vielfach Verwendung als Liebes- und Zukunftsorakel.

Bis hierher ging es im Kalender mit der steigenden Sonne ständig bergauf, aber nun wird uns das strahlende Licht wieder von Tag zu Tag spärlicher scheinen -,
„Wenn Johannes ist geboren, gehen die langen Tage verloren“. Außerdem naht drei Tage später schon ein besonders folgenschwerer Kalendertermin: der Siebenschläfer.

Melanie Mlejnecky

aus: „Elbe-Elster-Rundschau“ vom 21.06.1995