„Mein Name dringt durch Sturm und Wetter der Ewigkeit ins Heiligtum“.
Johann Christian Günther schrieb diese Worte, wohl ahnend, daß sein Dichtertum erst in späteren Jahren die eigentliche Würdigung finden würde.
Schon ein Jahr nach seinem Tode erscheint eine Gedichtsammlung als 1. Auflage in Breslau und Leipzig.
Auch in den weiteren Jahrhunderten wird sein Name genannt, sein Schaffen kritisch beleuchtet.
Gottsched und Gellert nehmen teils für, teils gegen ihn Stellung.
Bei uns in Leipzig gab der Verlag Philipp Reclam jun. Günthers „Gedichte und Studentenlieder“ heraus mit Illustrationen von Werner Klemke.
Selbst in der anspruchsvollen Reihe „Bibliothek Deutscher Klassiker“, herausgegeben vom Aufbau-Verlag Berlin und Weimar, erschien 1966 „Günthers Werke in einem Band“.
Darunter findet man Gedichte, die Günther in Wittenberg verfaßte.
Immer wieder regte sein Lebensweg und sein Wirken Schriftsteller zu weiteren Büchern an, so kam es z.B. am 19. Dezember 1979 in Erfurt im dortigen Schauspielhaus der Städtischen Bühnen zu einer Uraufführung mit dem Titel „Die Straße“ von Harald Gerlach.
In 19 Szenen wird die Geschichte der Entscheidung Günthers für ein Leben in schöpferischer Selbstverwirklichung erzählt, wie es in einem Theaterprospekt heißt.
Erst die nachfolgenden Generationen erkannten in erster Linie hervorragende Begabung und die die dichterische Reife eines Frühvollendeten, während die bürgerliche Literaturgeschichtsschreibung in den meisten Fällen nur die negative Seite seines Lebenswandels sah.
Nach dem Wunsch seines Vaters sollte der am 8. April 1695 in Striegau geborene Dichter Medizin studieren.
Nach guten Ansätzen führte ihn sein Weg zum Studium nach Wittenberg.
Eine unglückliche Liebe und der Verstoß aus seinem Vaterhaus brachten es dazu, daß Günther die lang ersehnte Freiheit in starkem Maße genoß, und in leichtlebiger Gesellschaft seine Tage verbrachte.
Jede Bindung, die ihm eine gewisse Lebenssicherheit gebracht hätte, lehnte er ab, ganz gleich, ob sie ihm vom sächsischen Hof, von Adligen oder reichen Bürgern angetragen wurde.
Das führte schließlich dazu, daß er körperlich zugrunde ging, doch bis zu seinem letzten Atemzuge der „Entdecker des Herzens, der frühvollendete erste Sänger bürgerlichen Weltgefühls in Deutschland“ wurde, wie es ein Kritiker formulierte.
Goethe äußerte sich über Günther:
„Er besaß alles, was dazu gehört, im Leben ein zweites Leben durch Poesie hervorzubringen…“.
Am 15. März 1723 verstarb er mit 28 Jahren in Jena.
Heinrich Kühne †
aus: Freiheit vom 20.06.1981
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