Hundert Jahre lang war Hans Favorit

Einflüsse von Napoleon bis zu Stars aus Film und Fernsehen

Wie dankbar müssen die Kinder einem früheren Standesbeamten sein, der dafür sorgte, daß das Mädchen nicht mit dem Vornamen Hitlerine oder Sozialistika herumlaufen mußte. Schwer hatte es dagegen der Herausgeber des amtlichen „Wittenberger Kreisblattes“ Friedrich Rübener, dessen Eltern angesichts des Erscheinens Napoleons I. in Wittenberg ihrem Sohn den weiteren Namen Napoleon gaben. Als der Stern des Korsen gesunken war, mußte Rübener immer bedacht sein, es bei Friedrich zu belassen, das wäre sonst dem späteren Senator peinlich gewesen.

Betrachtet man die Vornamen der Jungen in früheren Jahrhunderten, dann erfährt man, daß im Jahr 1466 Hans an der Spitze lag. Dann kam Peter, dafür verschwanden andere wie Galle, Hentze, Wilke Blasius, Sebald, Donat und Baltzer. Noch hundert Jahre später führt Hans die Reihe der Jungennamen an, gefolgt von Andreas. Neu ist ganz oben 1666 der Name Christoph, Andreas bleibt kurz dahinter vor Martin.

Nach weiteren hundert Jahren (1766) erobert Gottfried die Spitze und führt vor Christian, während Christoph immer noch den dritten Platz einnimmt. Hans ist abgeschlagen auf den 15. Platz geraten.

Auffallend ist, daß schon Gerhard und Wolfgang im Taufregister stehen. Jetzt kam 1866 Preußens Gloria heran mit Wilhelm an der Spitze, gefolgt von Carl und August. Wir sehen, daß seit 1815 wir zwar Preußen waren, doch die sächsischen Auguste klangen noch nach. Um 1900 tobten Otto, Friedrich, Wilhelm, Hermann, aber auch schon Walter, Richard und Willy auf Wittenbergs Straßen. 1910 liegt Kurt ganz vorn. Auch zehn Jahre später hält Kurt sich stabil, dann folgen Helmut und Gerhard, während 1930 Günter das Rennen macht, Gerhard aber noch die zweite Stelle hält. 1940 rutscht Wolfgang nach oben und Peter kommt nach.

Nun geht es 1966 lustig weiter mit Thomas; Frank, Steffen, Maik und eine ganze Reihe anderer Namen folgen aus Film und Schlager. 1997 lagen Alexander, Florian, Kevin und Philipp vorn.

Heinrich Kühne †

aus: Mitteldeutsche Zeitung vom 04.02.1998