Gräber in der Dübener Heide II

Die beiden Städte Düben und Schmiedeberg waren im Februar des Jahres 1637 von schwedischen Truppenteilen geplündert und gebranntschatzt worden.
Zahlreiche Bewohner mussten dabei ihr Leben lassen.
Nur Trümmer und Elend hinterlassend, verließen die Schweden unsere Heimat.
Trotzdem kam es immer wieder zu neuen Überfällen.
Die Dübener Bürger hatten ausgekundschaftet, dass sich ein Trupp Schweden am Fuße des Tannenberges bei Schmiedeberg, auf dem sich heute ein Aussichtsturm und die Gaststätte „Schöne Aussicht“ befindet, ein Lager eingerichtet hatten.
Von hier aus zogen sie raubend, sengend und mordend in die umliegenden Dörfer und Städte.
Die ganze Heide war verunsichert. Die Dübener wollten diesem Treiben ein Ende bereiten, konnten es allein jedoch nicht schaffen. Mit einer entsprechenden Botschaft wurde ein Mädchen namens Margarete Christine Glasenapp (an anderer Stelle wird sie Hausmann Hannsjörgs Margaret genannt) nach Schmiedeberg geschickt.
In einer bestimmten Nacht wollten die Dübener gemeinsam mit den Schmiedebergern das Raubnest ausheben.
Die Botschaft fand die Zustimmung der Schmiedeberger.
Alle Vorkehrungen wurden getroffen.
Das Mädchen geriet aber auf dem Heimweg in die Hände der Schweden, die sie töteten.
Von dem Auftrag kam dem tapferen Mädchen trotz Folter kein Laut über die Lippen.
Im Dunkel der Nacht umstellten die Dübener und Schmiedeberger das im Wald liegende Lager.
Gemeinsam fielen sie über die schlafenden Banditen her.
An Gegenwehr war für diese nicht mehr zu denken.
Keiner kam mit dem Leben davon.
Die erschlagenen Räuber wurden an der Stelle des Lagers verscharrt, die seitdem die Namen „Totschlag“ und „Mordfleck“ trägt.
Bald darauf entdeckte man das ermordete Mädchen, das abseits vom Lager im Wald lag.
Auch dieses wurde begraben und ein schlichtes Holzkreuz errichtet.
Heute ist das „Jungferngrab“ mit einer Steinumrandung eingefasst und mit einem modernen Grabstein versehen.
Die Inschrift lautet:

Wo Nixen und Elfen lauschen,
wo Tannenwipfel rauschen,
fand ich mein frühes Grab.
Steh, Wanderer, still und bete,
hier ruht Margarete
Christine von Glasenapp.

 

Irreführend ist die Jahreszahl 1851, die sicher auf eine frühere Aufstellung eines Kreuzes oder Steines hinweist und die übernommen wurde.
Auch das Adelsprädikat ist eine spätere Zutat.
Auf die Zerstörungen im Jahre 1637 weist noch heute am Westgiebel des Schmiedeberger Rathauses eine Inschrift hin.

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Zum Abschluss des Abschnittes der Erinnerungsmale aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zu einem Grab in der Elbaue.
Bei Seegrehna soll in der Nähe des Burgstalles, einer mittelalterlichen Burgwallanlage, ein schwedischer Oberst begraben worden sein, der dort bei Kämpfen den Tod fand.
Verlässt man Seegrehna auf der Straße Selbitz-Wörlitz und geht vor dem Fliethkanal nach rechts auf dem Deich entlang, so erreicht man an einer Wegeüberfahrt auf der Wiesenseite am Fuße des Dammes das durch eine Kastanie und eine verwilderte Hecke gekennzeichnete Grab.

Günter Göricke †

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aus: Freiheit vom 22.10.1982