In dieser Jahreszeit treibt es viele hinaus ins Grüne, in die Dübener Heide, in den Fläming oder in die Elbaue.
Das Fahrrad wird aus dem Keller geholt oder man begibt sich wieder einmal auf Schusters Rappen.
Wald- und Wiesenwege können eingeschlagen werden, die mit dem Kraftfahrzeug kaum zu befahren sind.
Manches wird dabei zu sehen sein, was dem Autofahrer entgeht. Von solchen kleinen Sehenswürdigkeiten oder Denkmalen soll hier berichtet werden.
I. Hügelgräber
Etwa 500 m südlich der Heidegaststätte „Zum Wachtmeister“ fällt eine ganze Anzahl fast kreisrunder Erdhügel auf, die scheinbar regellos im Wald verstreut sind.
Dem aufmerksamen Betrachter wird nicht entgehen, dass diese Hügel, deren Durchmesser zwischen 10 und 25 Meter liegen und Höhen bis zu 2 m erreichen, keines natürlichen Ursprungs sind.
An einem Baum ist dann auch ein Schild „Geschütztes Bodendenkmal“ mit der kurzen Erklärung „Hügelgräber“ angebracht.
Mehr sagt dieses serienmäßig hergestellte Plasteschild nicht aus. Beim Bau der Asphaltstraße (F 2) um 1927 wurden hier von der Forschungsstelle für Vorgeschichte Halle Hügel ausgegraben, die im Verlauf der neuen Straße lagen.
Auch in anderen Hügelgräberfeldern fanden zahlreiche Untersuchungen statt, so dass darüber viel bekannt ist.
Die hier in der Bronzezeit lebenden Menschen der sogenannten Lausitzer Kultur äscherten ihre Toten ein.
Ab etwa 1200 v. u. Z. begann man mit der Errichtung dieser Erdhügel.
Wie ging so etwa vor sich?
Auf einer zuvor gesäuberten und geebneten Fläche wurde der Scheiterhaufen errichtet, auf dem der Tote verbrannt wurde. Anschließend sammelte man den Leichenbrand in Gefäßen ein und setzte sie mit weiteren Beigabengefäßen in den noch glimmenden Scheiterhaufen oder in dessen Nähe.
Dies ließ sich anhand von Verfärbungen und Verformungen der Gefäße nachweisen, ebenso der durch Ascheschichten erkennbare Scheiterhaufen, unter der Grabanlage.
Um die Gefäße wurde dann aus Feldsteinen ein Steinschutz gebaut. Ein aus Steinen errichteter Kranz von 10 bis 25m Durchmesser umschloss die Anlage, über die man anschließend den Hügel wölbte. Die Erdmassen dazu wurden u. a. auch einem Graben entnommen, der oft ein solches Hügelgrab umschließt.
Gruppen von mehr als 10 Grabhügeln gibt es im Kreisgebiet noch bei
– Reinharz,
– Merkwitz,
– Rahnsdorf,
– Wüstemark,
– Bülzig und
– Straach.
Das Gräberfeld am „Wachtmeister“ hat 42 Grabhügel.
Außerhalb des Kreises gibt es wesentlich größere Anlagen dieser Art. Das weitaus größte Hügelgräberfeld mit insgesamt 652 Hügeln befindet sich in einem Waldgebiet zwischen Falkenberg und Herzbergberg bei Klein-Rössen.
Alle dies Gräberfelder sind auf Listen erfasst und stehen unter staatlichem Schutz.
Ausgrabungen sind nur den zuständigen Forschungsstellen gestattet.
Günter Göricke †
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aus: Freiheit vom 06.08.1982