Elektrisches Licht in Wittenberg seit 1908
Das städtische Elektrizitätswerk versorgte vom 12.12.1908 an einen Teil der Wittenberger Bürger mit elektrischem Strom. Erstmalig erstrahlten vor allem in der Innenstadt und im nach der Entfestigung entstandenen „Neubaugebiet“ im Lindenfeld Wohnstuben und auch schon so manches Schaufenster in der Vorweihnachtszeit im „strahlenden Licht“ elektrischer Glühlampen mit so manchen Tücken.
Die Wittenberger Station „Gniest – Bergwitzer Braunkohlenwerke“ transformierte den gelieferten Drehstrom.
So manche Gaslaterne bzw. so mancher Kandelaber wurden auf elektrischem Betrieb umgebaut.
Die Glühlampen jener Zeit hatten nur eine kurze Lebensdauer und waren ziemlich teuer, eine Edison / Swan – Lampe brannte im Durchschnitt nur 13 1/2 Stunden.
Die zunächst verwendeten Glühfäden aus verkohlten Nähgarn,
die mit in Essigsäure gelöster Nitrozellulose behandelt wurden,
das durch feine Düsen gepreßt wurde, hatten nur eine kurze Lebensdauer.
Noch im Jahr 1908 erwies sich Wolfram als ideales Material für Glühfäden. Aus Wolframpulver wurden „Stäbe gepreßt, erhitzt und wieder „geschmiedet“ und dann feine Drähte gezogen.
Die neuen Lampen lebten länger, die Drähte wurden aber durch Verdampfen der Atome schnell dünner, das Glas schwärzte sich ziemlich schnell.
Ab 1913 gab es in den Läden der Stadt Lampen mit Stickstoff und dem Edelgas Argon gefüllt und gewendeltem Glühdraht.
Als 1934 in unserer Stadt die „Elektrifizierung“ im wesentlichen abgeschlossen war, kaufte man bereits die doppel gewendelte Glühlampe, deren Glühdraht noahmals spiralförmig gerollt war.
Im Stadtgebiet zeigten sich aber damals schon Neonröhren in den verschiedenen Schaufenstern und die ersten beleuchteten Buchstaben an den Wänden.
Das war 22 Jahre später, als die Firma Cinzano mit der Neon – Reklame begonnen hatte.
aus: Wittenberger Bürgergeschichten
Dr. Wolfgang Senst †