Ein Kleinod innerhalb der Festung

In der Bürgermeisterstraße 16
Die Zeichnung zeigt die Gartenseite des Hauses in der Wittenberger  Bürgermeisterstr. 16, wie sie einmal aussah

sieht man an der Eingangspforte einen Eberkopf. Wenn auch stark verwittert, weist er auf den Erbauer des Hauses hin, den Wittenberger Johann Jakob Ebert, der hier bis 1805 wohnte. Ursprünglich war das Haus eigentlich ein kleines Schloß mit Kavaliershäusern und aufeinander gesetzten Walmdächern.
Es war mit urnengeschmückten Sandsteinpfeilern und einer breiten Steinbrüstung versehen.
Dieser,,Luxusbau“ verkam, nachdem er mehrfach den Besitzer wechselte und umgebaut wurde.
Später wurde daraus eine Molkerei, das baufällige „unnütze Beiwerk“ verschwand.

Der ursprüngliche Besitzer dieses Hauses war Universitätsprofessor. Er betrieb astronomische Studien, war Naturliebhaber, züchtete Bienen und war auch der erste echte Wittenberger Journalist und Herausgeber von vier Zeitungen,
die nacheinander in der Zeit von 1771 bis 1804 in Wittenberg gedruckt wurden.
Wirtschaftlich ,,notwendige Veränderungen“ durch die nachfolgenden Besitzer haben ein echtes Kleinod der Baukunst innerhalb der Stadt vernichtet.

Schloßkirche gab Stadtbild ein neues Gepräge
Die Schlosskirche von 1509,
aus dem Wittenberger Reliquienbuch
erbaut von Friedrich dem Weisen und vollendet im Jahre 1499

Der Verlust der Schloßkirche und seiner kostbaren Ausstattung am 13. Oktober 1760 löste in der Lutherstadt, in den deutschsprachigen Ländern und der ganzen Welt Solidarität aus, besonders aber in England und in der Freien und Hansestadt Hamburg.
Der Wittenberger Rat der Stadt veranstaltete für den Wiederaufbau von 1767 bis 1770 eine Lotterie zugunsten der Reformationskirche, die etwa 3600 Taler Reingewinn einbrachte. Weitere Staatszuschüsse ermöglichten dann 1770 die Einweihung eines Gebäudes, das sein Aussehen völlig verändert hatte.

um 1900 Schlosskirche mit Kaiser-Friedrich-Denkmal

Der Dachreiter war verschwunden und ein Kirchturm im Geschmack jener Zeit entstanden, der dem Stil des Spätbarocks und dem Vorbild der Potsdamer Garnisonskirche nachempfunden war.
Das neue Stadtbild war aber nur für ein knappes halbes Jahrhundert davon geprägt.

In der Nacht vom 12. zum 13. Januar 1840 wurden das Schloß und die Schloßkirche erneut durch heftige Beschießung durch die Preußen zerstört.
Das Schloßgebäude wurde 1819 zur preußischen Kaserne.

 

aus: Wittenberger Bürgergeschichten

Dr. Wolfgand Senst †