Dobiener Werke – 1936

Ziegel – Ton und Kohlewerke „Germania – Dobien“
später „Dobiener Werke“
aus: Notizbuch A. Stadelmann

Wenn man sich ein Jahrhundert zurückversetzt oder auch
nur 40 bis 50 Jahre,
wie ganz anders sah es aus in
unserer engeren Heimat,
besonders im Flämingsgebiete.
In den Dörfern gab es noch viele
mit Stroh gedeckte Häuser, die nicht selten aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges stammten.
Die Hofräume und Ställe waren vielfach eng und
muldenförmig, vielfach ungepflastert, recht unwirtlich.
Und da wo sich heute große reichtragende Feldmarken
ausbreiten,  wo herrliche Wiesenflächen nicht nur das
Augedes Besuchers entzücken, indem sie das Landschaftsbild
so  angenehm beleben, sondern auch dem Besitzer reiche
Erträge liefern, da war ehedem recht unwirtliches Gelände, teilweise im Urzustande,
vielfach völlig unzugänglich wegen der Stauwässer, die seit
ewigen Zeiten standen, weil man ihnen keinen Abfluss verschaffte.
Ein solches unwirtliches Gelände, wie man es vor 60 – 70 Jahren auch noch vielfach im Fläming vorfand, war die Teuchler Flur Löbigkau (Laubenau) gelegen „Löbigke“.
Sie grenzt an die Reinsdorfer, Dobiener und Wittenberger Gemarkung und wird von der in den Jahren 1866/67 erbauten Belziger Chaussee im Westen begrenzt.
Diese Löbigke war und ist noch teilweise ein gefährliches Sumpfgelände, wie gesehen angedeutet, in welchem außer
den bekannten Sumpfhölzern auch die jetzt noch so
seltenen „Moosbeeren“ – Vaccinium Oxycoccos – ,
von den Einheimischen „Knappsäcke“ genannt, vorkamen.
Das Gebiet, an dem die Teuchler Hüfner Möbius, Göricke, Lindemann, Meisner, Knape, Lehmann, Wollschläger teilhatten, diente vorwiegend als Hüfung.
Es ist nicht selten vorgekommen, dass ein Stück versank und gewaltsam gerettet werden musste.
In recht strengen Wintern, wo alles zugefroren war, wurden
früher Fuchsjagden abgehalten.
Zu diesen und den übrigen Jagden wurden z. B. auch Treiber
aus Großmarzehns mit aufgeboten, vor 200 Jahren sind
mitunter 100 Wildschweine in der Dobiener Heide geschossen worden.
Fuchsberg!
Durch das Gebiet führte ein Zugangsweg, der an der Belziger
Straße endete. An diesem Weg grenzten die wenigen Ackerstücken. Hier sei eingeschaltet, dass der Löbigkberg beim Chausseebau
1867 vom Schachtmeister Gottlieb Lehnert aus Reinsdorf abgetragen wurde.
Die Arbeiter erhielten für jede Tagesleistung 0,65 Mark!!
Seit 1871 firmiert das circa 300 Morgen große Gelände unter
dem Namen „Germania“ – später „Dobiener Werke“ zu Dobien.
Gehen wir auf den Anfang zurück:
Spekulative Leute hatten schon immer ein besonderes Interesse
an der Löbigke.
Im Jahre 1840 kaufte Pinkert Wittenberg, Schlossstraße,
einen Teil an, baute hohe Trockenschuppen und legte regelrecht Torfstiche an.
Er beschäftigte circa 30 Arbeiter, welche dem Torfmeister Adler
in Dobien unterstellt waren.
Bei den Arbeiten wurden eine Anzahl starker Eichen zutage gefördert, deren schwarzes konserviertes, eisenhartes Holz von
den Tischlern gern gekauft wurde.
Der Stechtorf, dieses so wertvolle Brennmaterial namentlich
in damaliger Zeit, wurde in der Umgegend verkauft.
Die Torfstiche lagen mehr in der Mitte der „Löbigke“.
Im Jahre 1855 kaufte Salzmann aus Wittenberg, später
Salzmann und Förster, Berlin, noch Gelände an, nachdem
man sich durch Bohrung überzeugt hatte von ergiebigen Kohlenflöße, die allerdings aber schräg standen.
Mit 1 – 2m Abraum wurde die Kohle freigelegt und im
Tagebau gefördert.
Die Arbeiten, bei denen 30 Mann Arbeit leisteten, leitete der Schachtmeister Gottlieb Lehnert aus Reinsdorf und der
fachkundige rührige Steiger Christian Korbien aus Dobien,
später Grunewald.
Bei den Erdarbeiten wurden vielfach 15 – 20 Strafgefangene
aus Wittenberg unter Aufsicht des Kriminalwachtmeisters
Eidiner beschäftigt.
Sie erhielten 40 Pfennig Tageslohn bar und 20 Pfennig wurden
in Brot gerechnet.
Neben Salzmann und Förster tauchte auch bald der Steiger Erich auf. Er kam von Reinsdorf herüber von dem Andreeschen Tagebau (Dessau) dort wurde viel Schwindel getrieben!??
Erich kaufte Grundstücke vom Hüfner Lehmann aus Teuchel
und legte ebenfalls einen Tagebau an.
Er beschäftigte auch circa 30 Arbeiter.
Die damals schon stark auftretenden Wassermassen, bei den Arbeiten, wurden damals noch mit Handpumpen beseitigt.
Im Jahre 1860 kaufte die „Dessauer – Credit – Anstalt“
Gelände an und ließ 30 m tief Schächte bauen.
Das Wasser wurde mit 7 Handpumpen beseitigt.
Diese neue Anlage hatte für die Anlieger den Vorteil,
dass sie das Wasser aus ihren höher gelegenen Schächten
auf bequeme Weise mit loswurden und nun ungehindert
tüchtig Kohle fördern konnten.
Diesen Vorteil sollten sie aber nicht lange genießen,
und daran waren sie selbst schuld, weil sie den Anliegenden
die angemessene Entschädigung für ihre vorteilhafte Leistung verweigerten.
Bei den Dessauern war der Häusler Christian Lieder aus Dobien Maschinist, bei den andern sein Sohn Johann Vorarbeiter.
Eines Tages sagte Lieder sen. zu seinem Sohn:
„Du, pass auf, ihr müsst bald einpacken, der Steiger Lorenz lässt
euch versaufen!“
Und bald trat dies ein.
Die Besitzer der Tagebaue konnten sich bald vor Wasser, unter hohem Druck, nicht mehr retten.
Da sie aber trotzdem bei ihrer Weigerung blieben (unglaublich!)
so änderten sich die Verhältnisse nicht und so mussten sie den Betrieb aufgeben.
Erich siedelte als wohlhabender Mann (mit 18000 Talern) nach Gniest über!
Sein Sohn Gustav, Erbauer der beiden Häuser Nr. 45 und 46 in der Lutherstraße, und der Steuerführung der Talmühle.
Anfang der 1890.
Zweifelhafte Machinationen (unlautere Abmachung, hinterlistige Machenschaft, Intrige) sind am Ende recht böse geendet.
Ich melde die mit gewissen Bedenken, “ der Fluch des Vaters“!
Der gute Hüfner Lehmann, Teuchel!
Nun wurden die Tagebaue von den Dessauern erworben.
Die Kohle wurde mittels Haspel gefördert.
Im Jahre 1869 stellte auch die Gesellschaft den Betrieb ein,
weil ihnen die Wasserverhältnisse zu viele Störungen verursachten.
Zwei Jahre lang herrschte Ruhe im Gelände.
Da war es die bekannte Weltfirma „Statien und Becker“, Pächter
der Bernsteingruben auf der Halbinsel Samland,
den ganzen Betrieb erwarb und ihm noch durch den Ankauf
neuer Grundstücke (zusammenhängend) beträchtlich erweiterte. Die neue Firma entfaltete eine großzügige Tätigkeit.
Ihr kam es darauf an, neben der Kohle auch die gewaltigen
Tonlager auszubeuten und Steine zu fabrizieren.
Zu diesem Zwecke ließen sie 8 deutsche Ziegelöfen bauen,
Öfen, die zum großen Teil in der Erde standen.
Die Steine dazu lieferte die derzeitige Ziegelei auf der Kolonie Mochau von Löwe (jetzt in Berkau!)
Auch wurde der schon genannte Zugangsweg vom Fuchsberg
nach der Belziger Straße angekauft.
Unter Leitung des Obersteigers Schwennicke wurden Schächte angelegt, gewaltige Kessel und Maschinen aufgestellt,
damit man erst einmal des Wassers Herr wurde.
Anstelle der deutschen Öfen wurden gar bald,
es war in den Jahren 1876 – 1878, in der Nähe und Richtung Belziger Straße 2 große Gasringöfen gebaut und hohe
Schornsteine errichtet

„Dobiener Werke“ dahinter Kirche um 1910
aus: Archiv HV WB

Bei der Firma arbeiteten beständig 60 – 70 Maurer.
Für die Einwohner in Dobien und die umliegenden Ortschaften brach eine neue Zeit an. Viele fanden bei regelmäßiger Arbeit „lohnenden“? Verdienst.
Den damaligen wirtschaftlichen Verhältnissen entsprechend „1MK“ bei einer Tagesleistung (halbwegs!!) von früh 6 – bis abends 6! (alle Achtung!)
Besonders große Baracken dienten zur Aufnahme fremder Arbeiter, Polen, (Lipper unter einem besonderen Lippermeister!)
300 Arbeiter waren auf den Werken tätig.
In dieser Zeit blühte namentlich der an der Belziger Chaussee
an der Grenze von Teuchel, Dobien und Reinsdorf, zu Reinsdorf gehöriger Gasthof zur „Stadt Brandenburg“, im Volksmunde der letzte Groschen genannt, von vielen Einheimischen auch der „Blutige Knochen“! (Der Lange Thiele und Feßling waren mächtige Raufbolde, mit Löwenstärke! Alte 70er!  in Frankreich)
Der Besitzer Franz Strömer und seine Frau geb. Strentzsch aus Wittenberg verstanden es ganz ausgezeichnet sich den neuen günstigen Verhältnissen vorteilhaft anzupassen.
Mit der Gastwirtschaft verbanden sie eine flott gehende Bäckerei; außerdem unterhielten sie 2 Gespanne gute Pferde zum Personen- und Frachtverkehr.
In dieser Zeit haben auch die Einwohner von Dobien:
Heinrich Studer, Karl Schüßler, Weigandt, Friedrich Angelroth und Friedrich Gätzschmann durch regelmäßige Kohlenlieferungen mit ihren eigenen Gespannen in die nähere und weitere Umgegend bis nach Dessau schönes Geld verdient.
Von der Grubenverwaltung selbst wurden 14 Gespanne gehalten. Die Kohle war gut. Sie wurden teilweise in großen Stücken zutage gefördert.
Je tiefer man kam desto besser wurde die Qualität – aber leider!?
Im Jahre 1879 am 24. Mai verunglückte tödlich der junge Maschinist Wilhelm Lehnert aus Reinsdorf. Sein Vater Gottlieb sagte am offenen Grabe:
„Mein Sohn, ich werde dir bald nachfolgen!!“
Und leider schon am 15. Dezember des Jahres erfolgte das
traurige Ereignis. Er, als Sprengmeister, wollte gefrorene Sprengpatronen am heißen Ofen auftauen lassen,
und da erfolgte eine starke Explosion!
Im Jahre 1880 wurde unter Leitung des Obersteigers
„Borkenstein“ der große „Moritzschacht“ am Fuchsberg angelegt.
Zu diesem führte eine vom Bergmann Wilhelm Buder angelegte circa 40 m lange schiefe Ebene, die später um 12 m vertieft wurde. Es war keine leichte Arbeit im Gelände, es musste mit größter Vorsicht zu Werke gegangen werden, der Wasser wegen!
In dem großen Maschinenhause am Abhange des Fuchsberges waren 7 große Dampfkessel, ein Dampfsammler, ferner 200 – 400 pferdige Maschinen und Pulsometer in Tätigkeit.
Der junge Borkenstein wird als außerordentlich sachkundiger, gewissenhafter, wohlwollender Beamter gerühmt.
Öfter musste er dem Drucke der Direktion nachgeben und
mehr liefern, als zur Aufrechterhaltung eines sachgemäßen, sicheren Abbaus nötig war.
Er musste Raubbau treiben!
Die von ihm befürchteten und öfter vorausgesagten schlimmen Folgen blieben dann auch nicht aus.
Die Arbeiten im Schacht wurden immer gefahrvoller, denn die Wassermassen, vielfach mit Treibsand vermischt, nahmen
überhand und konnten kaum bewältigt werden oder unter
steter Gefahr.
Hier sei folgendes noch erwähnt:
Borkenstein, dieser pflichttreue Mann, hatte das Unglück,
dass ein Junge in einem Schacht fiel und erstickte. B. bekam
ein halbes Jahr Gefängnis.
Ein andermal verfielen die Arbeiter Gruner und Dannenberg
aus Dobien und Damm aus Wittenberg.
B. wurde abermals vor Gericht gestellt.
Die Verhandlung dauerte lange und war sehr aufregend, aber auch interessant insofern als mehrere technische Vorrichtungen zur Orientierung aufgebaut wurden.
Als Sachverständiger fungierte der Oberbergrat Hecker aus Halle,  der Staatsanwalt beantragte 4 Jahre Gefängnis!!
Durch den tüchtigen Verteidiger, Rechtsanwalt Wölfel aus Merseburg, Vater des ehemaligen Hauptmanns Wölfel bei den Zwanzigern in Wittenberg, wurde Freispruch erzielt.
„Bravo!“ –
Borkenstein gab sein Amt in Dobien auf und wanderte nach Russland aus.
Bald aber wurde er von der Firma zurückgeholt und in deren Bernsteingruben in Palnicken, Inselhälfte Samland, eingestellt.
Auf den hiesigen Werken nahm der Obersteiger Richter seine
Stelle ein.
Er musste ebenfalls dem Drucke der Direktion nachgeben,
und so trat ein, was Borkenstein vorausgesagt hatte.
Der große Schacht und mit ihm die anderen „ersoffen“!
Der Moritzschacht und Fuchsberg wurde mit doppelten Bohlen zugedeckt. Vorsicht!!
Ein anderer Schacht blieb offen (heute noch!)
Nur der mehr nach Nordosten liegende Schacht blieb in Betrieb.
Im Jahre 1885 wurde das Werk an den Bankier Evers aus Berlin verkauft, der seinen Neffen Georg Evers und Alexander von Krottnauer zu Direktoren einsetzte.
Das Werk erhielt Bahnanschluss an die Eisenbahnlinie bei
Klein Wittenberg (Oberbau: 80000 Thaler!)
Von Evers ging das Werk 1889 in den Besitz des Bankiers
Ludwig Kappel aus Berlin über.
Dieser stellte Franz Marquardt, einen geborenen Magdeburger,
als Direktor ein.
Marquardt brachte den Betrieb tüchtig in Schwung.
Er ließ zunächst sämtliche notwendigen Reparaturen vornehmen, die Schornsteine erhöhen und in großen Steinen herstellen.
(5 Mill. Jahresproduktion!)
Brennmeister war der Häusler Franz Schreiber aus Dobien.
Der Ton wurde damals noch aus dem großen Tonschacht an der Dobien–Teuchler Grenze mittels Seilbahn über das Schüsslersche und dem Ortsvorsteher Studer – Dobien, gehörige Feld nach den Pressen geleitet.
Der Schacht hinter dem Fuchsberg der den Namen „Olga“ nach
der Frau des Direktors erhielt, wurde in Betrieb erhalten vom Obersteiger Müller und dem alten erfahrenen Christian Korbien
aus Dobien.
Der Schacht selbst war circa 25 m tief und der Sicherheit halber
mit starken Eisenschienen versteift.
Die Strecken verliefen nach Nordosten und Osten, bis an den Teucheler – Dobiener Weg.
Ich selbst habe diese dumpfen Gänge mit meinem alten guten Freund Korbien öfter durchwandert.
Die Kohle wurde in Loren in den Vorraum gebracht und dort in Hektoliter (100 l) Kübeln hochgeleitet.
Durch den vom Häusler Friedrich Lehnert aus Reinsdorf
bedienten Maschinenbetrieb, bei dessen Antrieb sich das Stahldrahtseil um eine große eiserne Trommel legte.
Zugleich wurde von dem Maschinenraum aus die Dampfpumpe
in Tätigkeit gesetzt, welche das Wasser im Schacht beseitigt.
Auf einer starken senkrecht stehenden Leiter wurde der
Ab- und Aufstieg vollzogen.
Nach mehreren Jahren musste auch der Betrieb des letzten Schachtes der Wassergefahr wegen eingestellt werden.
Otto Korbien kauft Schornstein und Kesselhaus zum Abbruch
und verwandte die Steine zum Aufbau seines schönen Wohnhauses, leider starb er bald darauf! –
Neue große Tonlager wurden erschlossen auf den angekauften Grundstücken des Häuslers Gottfried Schering
(Urgroßvater des „Dobieners“) aus Dobien.
Der Ton wurde mittels Feldbahn, die lange Zeit von dem
Häusler Friedrich Schmidt aus Reinsdorf geführt wurde,
an Ort und Stelle befördert.
Schacht- und Sprengmeister war der umsichtige, gewissenhafte
und fleißige Häusler Johann Lieder aus Dobien.
Gesprengt wurde mit Dynamit, später mit Westfalit.
Das Gewölbe zur Aufnahme des Sprengmaterials befand sich
im Fuchsberg.
Die Dobiener Steine waren von vorzüglicher Qualität.
Sie brauchten allerdings durchschnittlich 1400 ° Hitze, während
die Bitterfelder und Nudersdorfer nur 800 ° benötigten.
Bei einer Jahresproduktion von 5 Millionen gingen die Steine
viel nach den größeren Städten, namentlich nach Berlin.
Auch beim Bau des Nord-Ostseekanals fanden sie Verwendung.
Der Preis pro Mille schwankte von 25 – 40 Reichsmark.
Auch wurden allegorische Plastiken hergestellt, Figuren,
welche die durchgeführte Personifikation (Allegorie)
abstrakter Begriffe in der Kunst darstellen:

Alligorische Figuren am Reichstag aus Dobien - um 2005
Alligorische Figuren am Reichstag aus Dobien – um 2005

Religion,
Liebe,
Gerechtigkeit,
Krieg,
Friede,
Frühling
usw.

 

„“““““““““““““““““““““““““““““““““““““““““““““
(Über die am Nordwestturm:

– Handel und Schifffahrt
– Großindustrie
– Klein- und Hausindustrie
– Elektrotechnik
am Nordostturm:
– Erziehung
– Unterricht
– Kunst
– Literatur
am Südostturm:
– Wehrkraft zu Lande
– Wehrkraft zur See
– Rechtspflege
– Staatskunst
am Südwestturm:
– Ackerbau
– Viehzucht
– Weinbau
– Bierbrauerei
stehenden Figuren wurde von Arno Stadelmann nicht erwähnt ob
diese ebenfalls in den „Dobiener Werken“ gefertigt wurden!!)
„““““““““““““““““““““““““““““““““““““““““““““““““““““

wurden als lebende Wesen redend und handelnd gestaltet.
Zwölf dieser Kunstwerke zieren das Reichstagsgebäude in Berlin.
Hier in der Heimat sind solche noch zu sehen in verschiedenen Gärten in Wittenberg und im Garten des verstorbenen Meisters Puff in Reinsdorf, Dobiener Weg Nr. 4.
Direktor Marquardt ließ auch die kahlen Rücken mit Kiefern aufforsten.
Das wurde sachgemäß besorgt unter der Leitung des Häuslers Eduard Zäper aus Schmilkendorf.
Die Schonungen entwickelten sich recht gut.
Sie belebten das Landschaftsgebiet nicht nur angenehm,
sondern sie boten auch dem Wilde gute Deckung.
Die jagdlichen Verhältnisse besserten sich sehr;
es fand sich Rehwild als Standwild ein, und in einem Jahr hatte
der Jagdpächter das Glück, sechs gute Böcke zu erlegen.
War das ein reges Leben auf den Werken!
Früh 5.45 Uhr rief die Fabrikpfeife die vielen Arbeiter zur Arbeit,
die dann pünktlich um 6 Uhr begann.
Direktor Marquardt war 12 Jahre lang hier tätig.
Er kannte das Terrain ziemlich genau und wollte nach dem vorhandenen Bohrplan noch weitere Tonlager erschließen. Anmerkung:
Dieser Plan ist nach der Zeit Marquardts verschwunden.
Von dem neuen Besitzer Gumpel aus Berlin wurde ihm deutlich
zu verstehen gegeben, dass er nicht genug Fachmann sei,
um den Betrieb weiter rentabel zu gestalten!
Was mir Marquardt erzählte:
„Ich sollte einen genauen Wertplan aufstellen.
Gut, in diesem hatte ich die bebauten Grundstücke pro m² mit
0,50 RM angegeben.
Dafür aber 1,50 RM in Ansatz zu bringen, war mir nicht möglich! usw. Ich sollte ihm den Handlanger machen zu einem „Gimpelfang!“ Marquardt räumte das Feld und übernahm die Ziegelei in Teuchel am Totenweg links am 01.03.1902 unter der Firma Beutel & Marquardt.
Der neue Besitzer in Dobien war der Meinung, man müsse es nur richtig anfassen, um den Betrieb leistungsfähiger zu gestalten.
Er stellte den Direktor Löser ein, einem jungen Mann von 25 Jahren. Dieser ging sehr großzügig zu Werke.
Ein neuer Kohlenschacht wurde angelegt, aber sein Betrieb bald wieder eingestellt.
Neue, sehr kostspielige Brennöfen (Patent) wurden unter Leitung des Bautechnikers Thondorf aus Wittenberg gebaut und zwar zur Fabrikation von Glasursteinen und Figuren.
Die Sache funktionierte leider nicht und so waren die ganze Weisheit und die bedeutenden Kosten vergebens.
Eine Unlust bemächtigte sich der Arbeiter.
Die, welche unter Marquardts Leitung manchmal gemurrt hatten, hörte man öfter sagen:
„Wenn doch bloß der Marquardt wieder käme!“
Löser wurde von Gumpel auf Schadenersatz verklagt, hat den Prozess aber gewonnen.-
Nach Gumpel war Lindner und dann Oberförster Hähnert
Besitzer der Werke, Hähnert stellte den Obersteiger Erich ein,
einen Ehrenmann, mir gut bekannt.
Dieser schenkte seinem Herrn „reinen Wein“ ein, insofern,
als er ihm, diesen einleuchtend, klarlegte, dass der Betrieb,
dh. der anzugreifende Bergbaubetrieb nur mit erheblichen
Kosten von 36 – 40000 M aufrecht zu erhalten sei.
Bald stand der Betrieb wieder still.
Das Werk wurde dann übernommen von der
„Hannoverschen Kreditanstalt“, die Hypothekengläubigerin war. Von dieser Gesellschaft erwarb es eine Bromberger Firma,
die während der Kriegsjahre eine Anlage schuf zur Herstellung
von Futtermitteln aus gekochtem gebeiztem Stroh, einer bräunlichen Masse von sehr zweifelhafter Qualität.
Bald stand der ganze Betrieb wieder still.
Im Jahre 1917 kaufte der Bauunternehmer Köppe (Wittenberg) das Werk für 90000 Mark, vorher hatte es kurze Zeit Kohlenhändler Treibel (Phillipp).
Köppe legte den südlichen Schornstein nieder und brach die beiden Brennöfen ab.
Jetzt stehen Sauerkirschbäume auf dem Terrain, auch Wohn- und Wirtschaftsräume verschwanden.
Seit 1920 ist die Firma Mücke, Dobiener Bergbau, Besitzer.
Durch Direktor Otto wurden Bohrungen vorgenommen auf Teuchler Gelände, bis 100 m tief, erfolglos!
Der Bohrmeister verließ das Gelände.
Nun trug man sich mit dem Gedanken, die Ziegelei wieder aufzubauen, und auch der Aufschluss der Kohlengruben begann unter Obersteiger Naumann.
Den Teichen wurde Abfluss verschafft, die Abraummassen dienten zur Auffüllung eines großen Teiles des unteren Teiches.
Ein Zickzackofen wurde gebaut und eine Presse neu erworben. 1922 – 23 wurde die Dresdener Ziegelei abgebrochen und das Material per Kahn hierher gebracht.
Dabei ist eine ganze Ladung verschwunden!!
Der Geldgeber war Hiller – Berlin.
Die Ziegelei wurde erbaut durch Märtzdorf, Bethke und Schlamann. Märtzdorf musste aber seine weitere Tätigkeit bald einstellen!
Seit 1923 wurde eine Sandwäsche erbaut und ebenfalls eine „Gebläsekieswäsche“ erbaut, letztere aber nicht in Betrieb gesetzt, weil das Material fehlte.
Direktor Otto verschwand auch bald.
Auf dem Werke war jemand, der Augen und Ohren auf hatte!,
und so blieben „dunkle Sachen“ nicht ungesühnt.
Im Oktober 1923 übernahm Fischer die Leitung des Werkes,
zwei Jahre darauf kam der Konkurs.
Die schönen Waldungen, im besten Wuchs, wurden verschleudert und abgeräubert!
Wenigstens zum größten Teil.
Ländereien wurden vom Werke abgetrennt und von Müller August Lehmann – Dobien billig erworben und jetzt bebaute Fläche!
im Jahre 1927.
Das Werk stand still.
Im Juni wurde der Betrieb wieder aufgenommen unter Leitung Fischer – Puff.
Meister Puff mit seinen 3 Söhnen hatte sich aber in die Nesseln gesetzt!
Er hatte nur kurz vor seinem Tode, unter „vier Augen“,
recht ausführlich über seine Erlebnisse im Werke berichtet!!!
Was gibt es für leichtfertige Menschen?
Im Jahre 1928 bei dem Besitzer Krukenheimer wurde mit Hochdruck gearbeitet.
Die Jahresproduktion betrug 10000 Mill. Steine.
1929 war Professor Schilling Besitzer.
Die Sandwäsche wurde ausgebaut, alles Übrige im großen Maßstabe hergerichtet mit modernen Pressen und Kollergängen,  75000 Mark!
Die Öfen und Trockenanlagen wurden neugebaut.
In den Jahren 1930 – 1932 wurde das Werk von Fischer gepachtet. Am 18. Juni 1932 ging das Werk abermals wieder in andere
Hände über.
Die bebaute Fläche 3 ha 73 a 75 m² und sonstige 52 ha 50 a 31 m² – insgesamt 56 ha 24 a 06 m² und 225 Morgen erwarben die
Gebrüder Zschach – Leipzig. (Pelzhändler) Stammkapital: 20000 M. Geschäftsführer
1. Kaufmann Alfred Zschach Leipzig.
2. Kaufmann Arthur Beier – Oetzsch
beide sind von den Beschränkungen des § 187 des B.G.S. befreit.
Die Firma lautet: „Dobiener Ziegelwerke“ – GmbH. (12.5. 1933)
Das Gelände hat in seinem unteren Teile 3 große Schachtteiche, welche das ganze Jahr hindurch von Wassergeflügel belebt sind.
An der Südseite befindet sich ein schönes Birkenwäldchen.
Schade, dass die leeren Tonschächte nicht aufgeforstet sind. Pappeln auf der Talsohle müssten dort ausgezeichnet wachsen
und bald hoch emporstreben. Brombeerhecken, Rosen und Himbeersträucher sind in Mengen vorhanden.
Im Jahre 1890 wurde der Ertrag der Brombeeren auf 40 Zentner geschätzt.
Im August jeden Jahres prangt das Gelände im Schmucke des Heidekrautes.
Früher hüteten die Teuchler Hüfner ihre Schafe auf der Löbigke.
Als Entschädigung hatten sie zu Marquardts Zeiten jedes Jahr einen fetten Hammel zu liefern.
Im Jahr 1891, in einem sehr trockenen Sommer, gerieten die Torfschichten zwischen den Teichen und dem Fuchsberg in Brand, aus welcher Ursache, ist nicht bekannt.
Dieser Brand hatte sich so tief gesetzt, dass ihn selbst
3 schwere Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen nicht einzudämmen vermochten.
Die Einwohner von Dobien, ich selbst mit, wurden öfter durch
die schwefligen, stinkenden Nebelschwaden des Moorbrandes,
der 1 ½ Jahre lang anhielt, arg belästigt.
Dass in der Nähe des Fuchsberges, nördlich, schon vor Christi Geburt menschliche Ansiedlungen gewesen sind, beweisen
die zahlreichen Aschenfunde, 1 m tief unter der Erde, auf dem Grundstück des Häuslers August Poetzsch – Dobien.
Von einem eigenartigen Geschick wurde der Kaufmann Theodor Heydrich – Wittenberg betroffen.

Dobien - Großer Teich - um 2007
Dobien – Großer Teich – um 2007

Als Jagdpächter des Geländes wollte er eines Tages nach Enten ausspähen und überschritt einen durch den großen Teich führenden Feldbahndamm. Als er an der Seite entlang schritt, gab der Damm, der den oben angestauten Teich gelockert worden war, nach; Heydrich versank in die Tiefe – verlor aber die Geistesgegenwart nicht – und wurde durch die Gewalt des Wassers, ehe der Damm durchbrochen wurde, nach oben gehoben.
Schnell fasste er das Schienengleis fest und schwang sich nach oben. Das schöne Jagdgewehr ging natürlich verloren; der Hund war ein Stück voraus, ihm war nichts geschehen.
Das Betreten des Geländes ist mit steter Gefahr verbunden!
An der Belziger Straße, zwischen dieser und dem Bach hat der Gemüsegärtner Müller – Wittenberg, Grundstücke angekauft
und kulturfähig gemacht, und es ist eine wahre Freude zu sehen,
wie sich die Mutter Erde unter sachgemäßer Pflege und fleißiger Bearbeitung stets dankbar erweist.
Im III. Reich pulsiert auf allen Gebieten neues Leben, im Vierjahresplan unseres Führers ist sehr viel vorgesehen, namentlich ist auch der Bauernmarkt sehr beliebt, welcher Vorteil für die Dobiener Werke ebenfalls.
Tag und Nacht wird mit Hochdruck gearbeitet, die reichen Tonlager in der Nähe genutzt, vorteilhaft mit großem Bagger, der ungehindert tief in das Wasser eingreift.
Reiche Tonlager befinden sich noch in der Nähe der Talmühle,
ferner in der Mulde:
Kleines Feld über Belziger Chaussee nach dem ehemaligen Schumannschen Grundstück hin.
Mögen die noch vorhandenen noch zu erschließenden wertvollen Mineralien den Menschen zum Segen gereichen.
Noch einiges über die angrenzende Wirtschaft des Landwirts
Franz Göricke, Hüfnersohn aus Teuchel.
Sie wird hier – früher mehr „Sirupsburg“ genannt.
Im Jahr 1864 baute der Privatmann Friese aus Wittenberg, Clausstraße 58, diese Anlage zur Gewinnung von Produkten
aus Kohle, wie sie heute noch z. B. in den mitteldeutschen Montanwerken (Riebekschen!) im großen gewonnen werden,
z.B. Solaröl, Stearin, Paraffin, Ton usw.
Warum nun die technischen Einrichtungen nicht vollkommen
genug, oder mochte, wie wohl anzunehmen ist, die Kohle wenig gehaltreich sei, kurz, die Sache rentierte nicht, es wurde zumeist eine bräunliche Teermasse , Schiffsteer, gewonnen,
daher der Name „Sirupsburg“.
Der Betrieb wurde eingestellt, Teichmeister Seeger kaufte das Grundstück und fabrizierte Tuche.
Er, ein Spötter, erlitt einen schweren Schlaganfall, lernte auf dem Krankenbett Jesus Christus erkennen, ließ die Schulkinder mit Lehrer Freund noch zum Neujahrssingen an sein Bett kommen,
1873 und starb.
Seine Frau führte den Betrieb weiter?
Und Eduard Schumann (kam aus Coswig) richtete in einem Seitenflügel eine Pappenfabrik ? ein.
Im Jahre 1876 erwarb er die große Tammsche Tuchfabrik in Dobien. Dort fabrizierte er Strohpappen.
Diese trocknete er über einen eisernen Zylinder.
Er ist der erste, welcher diese Einrichtung schaffte.
Schumann stiftete auch acht Eichen für den Wallberg!! Nachkommen erinnert Euch nach 100 Jahren daran!;
wo sind Schumanns geblieben?
Von den noch lebenden ehemals Tätigen aus den Werken leben
noch Johann Lieder – Dobien, August Pötzsch,
Schumann – Mochau; Senst – Dobien und
Bergmann Wilhelm Buder – Reinsdorf, geb. am 9.9.1854
in Klein Kölzig ,gest. am 23.8.1936.
Er kam nach Reinsdorf im Jahre 1875 und arbeitete auf den
Werken bis zum Jahre 1894.
Vater Buder war von mittlerer, kraftvoller Natur, ruhig, bescheidenes Wesen. Er war verheiratet seit 1876, mit Emelie Capito, Reinsdorf einer kleinen Frau von recht lebhaftem, guten freundlichen Wesen.
Sie war tüchtig im Haushalt und geschickt im Schneidern.
Sie hat gesunde und kräftige Kinder geboren,
3 Jungs und 4 Mädchen.
Die Eltern haben ihre Kinder in Liebe Zucht und Ordnung
erzogen und haben die Freude, alle auf guter Grundlage zu sehen. Fast sämtliche Kinder haben meinen Unterricht in Dobien besucht. Dobien war damals
Schulverband – Dobien, Reinsdorf, Braunsdorf – Tonmark 1888
mit 214 Kinder, als ich am 01.04.1888 nach Dobien kam als
erster II. Lehrer, dh. 3 kleine Schulen mit 2 Lehrern.
Die Buderschen Eheleute hatten das Glück im Kreise ihrer Kinder die „Goldene Hochzeit“ feiern zu können und zwar am 22.10.1926. Möge der Familie Bernhard Buder, seinen Brüdern, Schwestern
und den Angehörigen auch in Zukunft viel Segen beschieden sein! „Selavi!“
Wittenberg, den 19. Januar 1936

Arno Stadelmann,
Konrektor i. R.

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zum Andenken: an

Der Familie
Bernhard Buder
zu Reinsdorf gehörig.
Bernhard geb. am 31.10.1892 und
Lina geb. Paul aus Reinsdorf,
geb. am 17.06.1893, Hüfnertochter