1993.06.15. Mitteldeutsche Zeitung
1993.11.10. Freizeit
1993.01.07. Mitteldeutsche Zeitung
Sehenswürdigkeiten und kleine Denkmäler am Wegesrand
Im Reinsdorfer Ortsteil Dobien befindet sich in der Nähe der Kirche eine mittelalterliche Burgwallanlage, genannt der Wallberg. Weit in der Umgebung gibt es keinen so großen und gut erhaltenen Burghügel. Er steht aus diesem Grund schon seit Jahrzehnten al Bodendenkmal unter Schutz. Der Wallberg besteht aus einer künstlich erhöhten und abgeböschten Anhöhe, dem Turmhügel, mit umlaufendem Graben und davorliegendem Wall. Der anschließende Friedhof ist nur durch einen Graben von dem hohen Turmhügel getrennt. Ein Wall ist hier nicht zu erkennen. Vermutlich gehörte der heutige Friedhof als Vorburg zur Gesamtanlage. In dieser Vorburg befanden sich die Unterkünfte für die Burgmannschaft, der Wirtschaftsteil und vermutlich auch schon eine Kirche oder Kapelle. Schutzaufgabe Auf dem Hügel stand ein fester, sicher aus dicken Eichenstämmen erbauter Wohn-und Wehrturm, als letzter und sicherster Verteidigungspunkt. Eine stabile Holzpalisade oder Holz-Erde-Mauer dürfte auf dem Wall und um die Vorburg gestanden haben. Solche Burgen wurden in der 2. Hälfte der 12. Jahrhunderts errichtet. Tatsächlich fällt auch die erste Erwähnung in diese Zeit. 1179 wird in einer Urkunde ein Otto de Dobin genannt. Für die Bedeutung der Burg spricht eine Urkunde des Klosters Leitzkau um 1187, in der neben den Burgwarden Coswig, Wittenberg, Zahna und Elster ein „burchwardum Dobien“ aufgeführt ist. Burgwarde waren Verwaltungszentren über bestimmte Gebiete und gleich-zeitig militärische Stützpunkte. Dies trifft auch für die Burg in Dobien zu, an der zwei Nord – Süd -Handelsstraßen vorbeiführten. Es war Aufgabe der Burgen, auch die Sicherheit auf den Straßen zu gewährleisten. Diese Schutzaufgabe legte der Dobiener Burgherr mit seinen Mannen bald recht eigenwillig aus und überfiel so manchen Kaufmannszug. Lange ließen sich die Wittenberger Bürger solche Raubrittereien nicht gefallen. Um 1200, die genaue Jahreszahl ist nicht bekannt, kam es zum Sturm und zur Zerstörung der Burg. Damit war der Wegelagerei des Dobiener Burgherren ein Ende gesetzt. Verschenkt Ob dabei auch die Kirche zerstört wurde, ist nicht bekannt. Immerhin ist eine solche um 1300 gesichert, denn 1301 werden Dorf und Kirche dem Hospital zum heiligen Geist in Wittenberg geschenkt, das etwa an der Stelle des heutigen Lutherhauses stand. Die Kirche, wie sie heute auf dem Friedhof neben dem ,,Wallberg“ steht, erlebte im Laufe der Jahrhunderte Zerstörungen und Veränderungen. Das auf der Südseite freigelegte Feld- und Bruch- Steinmauerwerk zeigt Reste eines ehemaligen Rundbogenfensters. Dieses könnte durchaus noch zur ehemaligen Burgkapelle gehört haben.
Günter Göricke †
Quellen: Grimm: Burgwälle, 1958 Meyner: Geschichte der Stadt, Wittenberg, 1845 Hinneburg: Der Dobiener Wallberg, 1936.