Dobien 1910

1910.09.22. Wittenberger Tageblatt

Aus der öffentlichen Sitzung der Stadtverordneten: Herr Stadtverordnetenvorsteher Gröting: Das übliche Schreiben vom Pfarrer in Dobien, in dem um den Patronatsbeitrag für die Kirche ersucht wird, ist auch diesmal nicht ausgeblieben. Es werden diesmal 400 M. verlangt. Herr Stadtverordneter Dr. Krüger: Wenn man an der Kirche von Dobien vorbei fährt, so sieht man, daß der Turm sich immer mehr dem schiefen Turm von Pisa nähert. Die zuständigen Personen müßten doch ermahnt werden, etwas zu tun und bald einen Bausachverständigen zu Rate zu ziehen, jedenfalls muss bald etwas geschehen, sonst stürzt der Turm ein. Die Versammlung bewilligte die geforderten 400 M. zur Verrechnung.

1910.07.26 Wittenberger Tageblatt

Von einem Hunde gebissen. Als heute früh Frau Schering aus Dobien vom Markte aus in die Coswiger Straße einbog, kam sie dem dortselbst auf einem Wagenbefestigten und mit Beißkorb versehenen Hund des Herrn Schröter aus Straach zu nahe und wurde von diesem erheblich in den Arm gebissen.

1910.06.15. Wittenberger Allgemeine

Dobien. Das Unwetter am vorigen Sonntag hat auch hier erheblichen Schaden angerichtet. Durch den heftigen Sturm wurden mehrfach Bäume entwurzelt und Äste abgebrochen, ferner beschädigten Blitzschläge zahlreiche Bäume. Hagel und Regen drückten das Getreide nieder.

Der Bahnbau Kleinwittenberg-Dobien-Straach ist in vollem Gange. Nudersdorf erhält an der Einmündung der Wege von Pülzig und Möllensdorf eine Haltestelle.

1910.05.25. Wittenberger Tageblatt

Bekanntmachung Der Bergwerksbesitzer Friedrich Steuer in Sandersdorf bei Bitterfeld beabsichtigt für seine an der Dobiener Chaussee gelegene Ziegelei ein Privatanschlußgleis, an die Neubahnstrecke Klein-Wittenberg-Straach anschließend anzulegen. Wir machen dies mit dem Bemerken bekannt, daß der Plan vom 25. Mai cr. bis einschließlich 07. Juni cr. auf dem Kgl. Landratsamt hierselbst während der Dienststunden öffentlich ausliegt. Während der Offenlegung kann jeder Beteiligte im Umfange seines Interesses Einwendungen gegen den Plan erheben. Diese sind bei dem Kgl. Herrn Landrat schriftlich einzureichen oder zu Protokoll zu geben. Wittenberg, den 23. Mai 1910.

Die Polizeiverwaltung

1910.04.23. Wittenberger Tageblatt

Durchgegangen ist gestern nachmittag das Pferd des Mühlenbesitzers Lehmann aus Dobien. Pferd und Wagen standen in der Schloßstraße, beaufsichtigt von einem auf demselben sitzenden Knaben, während der Kutscher die Kundschaft besuchte. Plötzlich raste das Pferd mit dem Wagen nach dem Schloßplatze zu davon und stieß eine von den dort befindlichen Laternen um, wobei das Tier mit der Gabel vom Wagen loskam und in Richtung Kaisergarten weiterstürmte, bis es von einigen beherzten Radfahrern angehalten werden konnte. Durch den Anprall wurde der Knabe von seinem Sitz heruntergerissen, kam aber glücklicher Weise mit dem Schrecken davon.

1910.04.20. Wittenberger Tageblatt

Dobien. Durch die Explosion einer Dynamitpatrone wurde Montag der 11 Jahre alte Knabe Otto Schering von hier so schwer verletzt, daß er in das Paul-Gerhardt-Stift in Wittenberg aufgenommen werden mußte. Während die Mutter mit häuslichen Arbeiten beschäftigt war, sollte derselbe die Aufsicht über das kleine Brüderchen übernehmen. Dabei räumte er in einem Schranke herum und fand eine Dynamitpatrone, die schon seit 2 Jahren an dieser Stelle lagerte, wo sie vom Steinsprengen übrig geblieben war. Der Junge nahm die Patrone, deren Gefährlichkeit er nicht kannte, trug sie in den Hof und warf einen Stein darauf. Die Patrone explodierte und verletzte den Knaben an den Händen, am ganzen Körper und im Gesicht schwer. Das eine Auge dürfte verloren sein.

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1910.02.11.  Wittenberger Tageblatt

Verschüttet. In dem zur Dampfziegelei „Germania“ bei Dobien gehörigen tiefen Tonschacht, stürzte am Dienstag eine Tonwand plötzlich ab und verschüttete den Arbeiter Hermann Bresigk aus Dobien. Da das Unglück von den in der Nähe beschäftigen Arbeitern bemerkt worden war, so wurde sofort die Bergung des Verschütteten aufgenommen, und derselbe dem Paul-Gerhardt-Stift hier zugeführt, wo zwar keine Knochenbrüche, wohl aber innere Quetschungen festgestellt wurden. Auch schmerzhafte Abschürfungen im Gesicht hat der Verunglückte davongetragen.

1910.02.04. Wittenberger Tageblatt

Wie sich die Ortschaften in der Nähe Wittenbergs in der Richtung nach Straach zu vergrößern, zeigt das ehemals kleine Dorf Braunsdorf, wo zum 01. April d. J. eine Gemeindevertretung gewählt wird. An Wählern sind vorhanden: – 3 in der ersten, – 7 in der zweiten und – 30 in der dritten Abteilung. Dobien hat sich in 10 Jahren an Größe verdoppelt. Die Belziger Chaussee ist heute mit den Nebenstraßen schon mehr als die Dorfstraße ( Alt-Dobien ). Bei der Wahl der Gemeindevertretung kommen nicht weniger als 80 Wähler in Betracht.