Des Knabens Wunsch
Gleich nach Beendigung des 1. Weltkrieges drückten sich die Wittenberg Knaben in der Schloßstraße 24 die Nase an den Schaufenstern der Firma L. Spielhagen platt, die Fahrräder, Nähmaschinen, Optik, Sportartikel, Stahlwaren und nicht zuletzt niveauvolles technisches Spielzeug verkaufte.
Neben den mit Spiritus zu beheizenden funktionstüchtigen Spielzeugdampflokomobilen war eine Neuheit, ein Motor für Kinder zu sehen:
der erste DKW-Zweitakt-Motor “ des Knabens Wunsch“
18 ccm Hubraum und 1/4 PS Leistung, mit dem alle ausgestellten Aggregate betreibbar betreibbar waren, – allerdings zu – einem stolzen Preis von 72 Reichsmark.
Der Wittenberger Kaufmann hat sich als begeisterter Anhänger der Technik entschlossen, diese neuartige Konstruktion des Apoldaer Ingenieurs Ruppe zu propagieren.
Der dänische ingenieur Jörgen Skafte Rasmussen erkannte damals sofort die Bedeutung dieser Konstruktion, er hatte im 1. Weltkrieg mit mäßigen Erfolg versucht, Dampfkraftwagen DKW zu bauen und machte nun Zweitaktmotoren in seiner Zschopauer Maschinenfabrik zu Antriebsaggregaten für seine Motorräder und später auch Autos.
Bis 1926 hatte er dann bereits den 100.00. Motor serienmäßig gebaut. Spielhagen aber verkaufte schon 1921 den DKW-1 PS-Fahrrad-Hilfsmotor, der auf den Gepäckträger eines verstärkten Fahrradrahmens zu montieren war.
Die Wittenberger Knaben hänselten, aber in ihrem Herzen beneideten sie die junge Männer Wittenbergs,
die mit höchstens 35 km/h durch die Gegend „rasten“.
Sie riefen ihnen nach:
DKW,
das kleine Wunder,
kommt ein Berg,
dann mußt du runter.
Bis heute sind aber der Knaben und Väter Wünsche in Richtung technischer Spielereien geblieben, sie sind nicht nur „der Knaben“ Wunsch.
aus: Wittenberger Bürgergeschichten
Dr. Wolfgang Senst †