Der Korbmacher

1980.05.03. Freiheit

Handwerk ohne Leim und Nägel

Der Korbmacher

Mit geschickten Händen flicht der Korbmacher geschmackvolle Modelle und Gegenstände für Gebrauchs- und Schmuckzwecke und benutzt dafür weder Nägel, Schrauben oder Leim. Das Flechtwerk ist ineinander ver- schlungen und bringt vielen langandauernde Freude.
Am gesamten Elblauf entlang waren früher Korbmacher zu Hause, da an Wasserläufen Weiden bekanntlich gut gedeihen. Doch im Laufe der Zeit wurden Weidenheger und demzufolge auch das Korbmacherhandwerk weniger. Deshalb überrascht es heute, daß gerade in Piesteritz, wo die Chemie den Vorrang hat, Korbmachermeister Horst Hönicke lebt und schafft.
Er stammt aus einer traditionellen Korbmacherfamilie, die in Trebitz ansässig ist, zog aber nach Piesteritz. Wilhelm, Richard, Hans und Horst, alle wurden sie Korbmacher.
1959 erhielt Horst seinen Meisterbrief und richtete sich 1962 die Werkstatt in Piesteritz ein. Mit Weidenmaterial flocht er zu Anfang tausende Körbe für Glasballons für das Stickstoff- und Bunawerk. Heute arbeitet er Gebrauchsgegenstände, repariert weidene Wäschekörbe und erneuert Griffe für schön geformte Einkaufskörbe, wofür ihm die Bürger sehr dankbar sind, haben doch Plastartikel die Korbsachen verdrängt. So spezialisierte sich der Meister auf Arbeiten mit Peddigrohr, die schon einen kunstgewerb-  lichen Stil beanspruchen. Tablettumrandungen, neue Korbformen und schön geschwungene moderne Lampenschirme (zylindrisch, konisch, keglig), wie es die neueste Formgestaltung verlangt. „Ständige Lieferungen an Import- Peddigrohr und viele Arbeitsaufträge lassen mich oft kaum zum Luftholen kommen“ gesteht der Meister offen „denn Feinkorbwaren sind wieder von jung und alt sehr begehrt.“ Die Flechtkunst begeisterte auch seine Frau, die man ebenfalls als Hilfe in der Werkstatt antreffen kann. Selbst der Sohn Andreas liebäugelt mit diesem Beruf. Es wäre dann die vierte Generation, die dieses ehrwürdige Handwerk betreibt. Tochter Monika entwickelt hingegen in dieser Richtung keine Ambitionen. Sieht man sich das Tageswerk in der Werkstatt an (viele modisch geformte Lampen- schirme sind schon für 1981 für den Handel in Arbeit), so bewundert man, was geschickte Hände aus Streifen der Rotangpalme gestalten können. Streifen, die im Peddigverband viele Wohnungen in den vielfältigsten Formen als Lampenschirme, Blumenkörbe oder Tabletts verschönern.

F. Willer

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