Den Toten von Reinsdorf

1925.05.29. Wittenberger Tageblatt

Den Toten von Reinsdorf

Dumpf hallt die Klage durch Stadt und durch Land:
Weh! Dreizehn Tote – verstümmelt, verbrannt!
Männer und Frauen im Dienste der Pflicht
Mitten im Leben vernicht‘.

Helden der Arbeit, die rangen so heiß
Im Kampf des Lebens mit Stirnen voll Schweiß,
Um ihre Lieben zu schützen vor Not
Und zu erwerben das tägliche Brot.

Täglich und stündlich umringt vor Gefahr
Botet dem Tode die Stirne Ihr dar,
Weih’tet dem Dienste des Ganzen die Kraft
Teil eines Ganzen, das Werke erschafft.

In einem tückischen Augenblick
Riß jäh von uns Euch ein grausig Geschick.
Tieftrauernd stehen wir, schmerzenerfüllt
Hier an der Riesengruft, die Euch umhüllt.

Erde der Heimat deckt liebreich Euch zu,
Bettet Euch sanft wie die Mutter zur Ruh.
Menschen der Heimat, nun tut eure Pflicht
Und verlaßt die Verlassenen nicht!

Die Ihr vom bittersten Kelche trankt,
Helden der Arbeit, seid innig gedankt.
Solange Räder im Kreise sich dreh’n,
Soll Euer ehrend Gedächtnis bestehn.

Richard Erfurth †

aus: Wittenberger Tageblatt vom 11.04.1927

Gedenkstein „Die Toten von Reinsdorf – 1925“ 
auf dem Reinsdorfer Friedhof;
die Beschriftung des Steines wurde nach dem
2. Weltkrieg entfernt (Foto: 2023)