Das Septembertestament von 1522

Das Septembertestament von 1522
Foto: Schmuckeinband eines September-testamentes mit dem Portrait Luthers RFB PS B I 7
aus: Archiv des HV WB

Im September 1522 verließ die erste Auflage des Neuen Testamentes in der Übersetzung Martin Luthers die Witten-berger Druckwerkstatt Melchior Lotters d. J. In der Abgeschiedenheit der Wartburg hatte Luther eine Rohfassung erarbeitet, die er im Frühjahr 1522 nach Wittenberg brachte und dort mit der Unterstützung Melanchthons und weiterer Berater innerhalb weniger Monate zur Druckreife weiterentwickelte. Diese Publikation bildete den Auftakt zu einem Übersetzungswerk, das die Wittenberger Reformatoren über viele Jahre stark in Anspruch nahm und 1534 in einer neuen deutschsprachigen Vollbibel ihren Höhepunkt fand. In Hinblick auf die philologischen Grundlagen und die sprachliche Qualität überragt diese Übersetzung alle früheren Versuche, den Bibeltext in deutscher Sprache zu bieten. Holzschnitte aus der Cranach-Werkstatt steigerten die Anschaulichkeit und förderten die Absatzmöglichkeiten. Kein Werk der Reformation hat langfristig eine größere kulturhistorische Wirkung erzielt als diese Bibelübersetzung.
Die Reformationsgeschichtliche Forschungsbibliothek Wittenberg und die Europäische Melanchthon-Akademie Bretten haben die Publikation des Septembertestamentes vor 500 Jahren zum Anlass genommen, gemeinsam eine Ausstellung zu entwickeln, die diese wichtige Wegmarke der Kirchen- und Kulturgeschichte würdigt.
Die Ausstellung präsentiert ein aufwendig eingebundenes Original des Septembertestamentes von 1522. Darüber hinaus werden wertvolle vorreformatorische Bibeln zu sehen sein, darunter eine spätmittelalterliche Vulgata und deutsche Übertragungen aus dem lateinischen Bibeltext, die bereits vor der Lutherbibel entstanden waren. Mit dem „Novum Testamentum“ wird auch der wichtigste humanistische Anstoß für das Wittenberger Übersetzungswerk gezeigt, mit dem Erasmus von Rotterdam den Text des Neuen Testaments parallel in Griechisch und Lateinisch vorlegte und damit die sprachliche Grundlage für die Übersetzungsarbeit erheblich verbesserte. Weitere Ausstellungskomponenten verdeutlichen den sprachlichen und methodischen Fortschritt von Luthers Bibelübersetzung gegenüber älteren Unternehmungen. Mit mehreren „Gegenbibeln“ wird zudem der Versuch papsttreuer Christen thematisiert, Luthers publizistischen Erfolg durch Konkurrenzdrucke einzudämmen. Und schließlich bietet die Ausstellung frühe Bibelübertragungen in andere Sprachen, wodurch der europäische Horizont sichtbar wird, in den sich die Übersetzungsarbeit der Wittenberger Reformatoren einfügt.

Reformationsgeschichtliche
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Quelle: Flyer zur Ausstellung

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