Das Lutherbild in der Stadtkirche

Das Lutherbild in der Stadtkirche zu Wittenberg

In der Wittenberger Stadtkirche befindet sich als größte Sehenswürdigkeit das von dem berühmten Maler Lucas Cranach dem Älteren gemalte vierteilige Altarbild.
Das untere Querbild stellt die Predigt dar.

Man sieht darauf Doktor Martin Luther auf der Kanzel, wie er die Linke auf die Bibel legt, während er mit der rechten Hand die versammelte Gemeinde, unter der man auch Luthers Frau und sein Söhnchen Hänschen erkennt, auf den gekreuzigten Erlöser hinweist. Wenn man die Gestalt Luthers genauer betrachtet, so bemerkt man daran die Spur von Degenstichen.
Es wird darüber erzählt: Als Kaiser Karl V. am Mittwoch vor Pfingsten des Jahres 1547 in Wittenberg einritt, das sich ihm ergeben hatte, da wollte er auch das Innere der Stadtkirche sehen, aber konnte es nicht, denn der Küster, der den Schlüssel verwahrte, hatte sich aus Furcht versteckt. Der Kaiser konnte die Kirche also nur außen umreiten. Als er an ihr ein Kruzifix angebracht sah, entblößte er vor diesem sein Haupt. Er äußerte zu seinen Begleitern seine Verwunderung darüber, dass solches Zeichen auch an einer ketzerischen Kirche zu finden sei.
Erst als er schon fortgeritten war, gelang es, den Küster aufzufinden. Zwei spanische Offiziere aus des Kaisers Gefolge, die hernach das Gotteshaus betraten, beschauten aufmerksam das kunstreiche Altarbild des Meisters Cranach. Als sie nun auf ihre Frage vernahmen, dass der Prediger auf der Kanzel Martin Luther sei, da zog der eine voll Zorn seinen Degen und rief:
»Isthaec bestia adhuc mortua saevit!«
(zu Deutsch: Diese Bestie wütet auch im Tode noch!) und durchstach damit den Hals über der linken Schulter und den Leib des Reformators. Wiewohl man den Schaden sorgsam ausgebessert hat, so sind doch die Spuren davon zu sehen.

Quelle:
Foto 1 Predella Altarbild Stadtkirche
Foto 2 Kaiser Karl V. nach der Schlacht bei Mühlberg (Gemälde von Tizian, 1548, Madrid Prado)

Elke Hurdelbrink

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