Die Burggrafen von Dobien
Auf dem „Wallberg“, der zu diesem Zwecke besonders erhöht
wurde, ließ Albrecht der Bär eine Grenzfestung errichten.
Der Berg war damals von drei Seiten mit Sumpfgelände
umgeben und somit geschützt.
Nur von Osten her war er leicht zugänglich.
Auf der Burg saßen die Burggrafen von Dobien – auch Dobin
– Tobin – Thobien.
Mit der Zeit arteten sie aus, indem sie die Kaufleute,
namentlich aus Wittenberg, das nebenbei bemerkt
1293 Stadtrecht erhielt, überfielen und beraubten.
Herzog Bernhard, der in Wittenberg residierte, erlaubte deshalb
den Wittenbergern, die Burg zu zerstören.
Und das geschah dann auch ganz gründlich.
Später wurde auf dem Berge eine Wallfahrtskapelle errichtet,
die weit und breit von Flämingbewohnern besucht wurde.
(Vergl. Bölke: Nöte auf dem Fläming).
In den bösen Jahren 1637 wurde auch diese Kapelle zerstört.
Die Reste haben die Einwohner sicherlich zum Wiederaufbau
ihrer verwüsteten Wohnstätten benutzt, vielleicht auch
beim Kirchenbau.
Angehörige der Burggrafen waren auch in Wittenberg ansässig.
Noch zur Zeit der Reformation findet sich ihr Name vor.
Im 13.Jahrhundert gab es eine Reihe Magdeburger Domherren
mit dem Geschlechtsnamen de Dobien, Dobin, Tobin.
Sicherlich bestanden zwischen diesen und den Dobiener
Burggrafen verwandtschaftliche Beziehungen.
Unter den Magdeburger finden sich folgende mit dem Geschlechtsnamen de Dobien:
1214 Otto, 1215 Wernerius, 1238 Theodorus, 1249
abermals Wernerius und 1262 wiederum ein Otto de Dobien.
Im 14. Und 15. Jahrhundert findet man die Familie de oder
von Dobien in Rostock und Lübeck, wo sie angesehene Stellungen
im dortigen Patriziat und in der Gelehrtenwelt einnahmen.
Ferner finden wir 1285 einen Heinrich de Dobin als Komthur
in Graudenz, 1292 einen Komthur gleichen Namens zu Balga
und 1303 – 1306 einen Komthur de Dobyn in Thorn.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wanderte ein Teil der Familie
aus Deutschland nach dem Baltikum aus.
Das älteste bekannte Glied der Familie de Dobien lebte in Reval
(deutscher Name für Tallinn),
es war Barthelt de Dobien und gehörte zu den dortigen
Patrizierfamilien. Er stand in verwandtschaftlicher Beziehung
zu dem Revaler Bischof Arnold II 1537 – 1551.
Die Nachkommen dieses Barthelt zogen nach Kurland,
wo sie große Güter erwarben und dem Kurländischen Adel
angehörten. In Kurland ausgestorben, lebt die Familie de Dobien,
Tobien noch heute fort.
Im Mai 1905 meldete sich in Wittenberg wegen genealogischer Nachforschungen (die Abstimmung betreffend) Alexander von Tobien, Abteilungschef in der Kanzlei der Livländischen Ritterschaft – gestützt auf die Tatsache, daß seine Familie im 16.Jahrhundert aus
Deutschland nach Livland ausgewandert war.
Er wurde dort ausgewiesen, wie auch Pfarrer Brade,
der die Familie kennt, und wohnt in Bad Elmen bei Magdeburg.
Urkunden:
1.Codex der deutschen Ordensbeamten und Momenta Historiae Warnagensis
2.Mecklenburgische Urkunden Band X
3.Urkundbuch der Stadt Goslar 1.Teil
4.Riedel: Codex Diplomatikus Brandenburgensis Band VIII, XXII, XXIV
5.von Mülverstedt: Regaster archipiscopatus Magdeburgensidi.
aus: Dobiener Chronik von A.Stadelmann 1935, S.9