Burg Rabenstein

1924.09.28. Wittenberger Zeitung

Joachim Boehmer schreibt in der „Magdeburger Zeitung“

Burg Rabenstein ist die älteste aller heute noch erhaltenen Flämingburgen; sie wird urkundlich am 6. August 1251 erwähnt, hat aber schon zuvor bestanden als privater Herrensitz, im Gegensatz zu den vielen anderen Burgen im ,,Belziger Fläming“, die Burgwart waren. Etwa im Jahre 1300 bis 1425 war der Rabenstein als Lehnsgut im Besitz mehrerer Herren von Oppen. Nach dem Tode des letzten Herrn von Rabenstein, Rudolf von Oppen, erwarb ihn Friedrich II., Kurfürst von Sachsen. Der Anfang des 15. Jahrhunderts sah Dietrich von Quitzow, den gefürchteten brandenburgischen Raubritter auf dem Wege zum Rabenstein. Den Zug unternahm er als Bundesgenosse des Erzbischofs Günther von Magdeburg, der mit Sachsen einen Streit hatte. Als Dietrich um 1416 dem Rabenstein nahte, stellte sich ihm der Amtshauptmann des Schlosses, Hans von Oppen, entgegen. Nach hartem Kampf wurde Oppen geschlagen und flüchtete in die Burg zurück, ohne daß der Feind ihm folgte. So wurde der Rabenstein damals vor Brand und Mord durch die Quitzows behütet.
Während der Reformationszeit fand Luther in der Gegend von Raben sehr zahlreiche Anhänger; nachdem er im Jahre 1530 in Belzig einen Visitationsgottesdienst gehalten hatte, wurde die ganze Umgebung, auch der Rabenstein, evangelisch. Auf dem Rabenstein wurden fortan in der noch heute erhaltenen Kapelle jeden Donnerstag anstelle der Messen Gottesdienste gehalten. Man erzählt sogar, Luther habe dieser Kapelle eine Uhr und eine Glocke gestiftet. Während des Dreißigjährigen Krieges, der die Städte und Dörfer des Flämings besonders heimsuchte, wurde der Rabenstein von den Schweden erobert und lange Jahre hindurch besetzt gehalten. Von hier aus bot sich ein vortrefflicher Ueberblick auf das ganze Land, das sonst wegen der vielen Wälder schwer zu bewachen war. Von dem Dorfe Raben – war nichts mehr übrig geblieben, die Häuser waren verbrannt und alle Einwohner waren getötet oder geflohen. 11 Jahre dauerte es, ehe sich wieder jemand am Fuße des Rabensteins ansiedeln konnte. Nach dem Dreißigjährigen Kriege traten nicht gleich wieder geordnete Verhältnisse ein. Der Rabenstein ging in den Besitz der Cäcilie, geb. Leyser, über, von ihr in den ihres Vetters, dessen Erben ihn bis 1710 besaßen. In jener Zeit wurde im Schloß zu Torgau (1712) Hochzeit des Sohnes Peters des Großen von Rußland, des Großfürsten Alexei mit Charlotte Christiane Sofie, Tochter des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel gefeiert. Auf seinem Wege von Torgau nach Berlin weilte Peter auch vorübergehend auf dem Rabenstein.
Nach sehr wechselvollem Schicksal gelangte dann der Rabenstein im Jahre 1804 an die Erbprinzessin Emilie von Anhalt. Noch heute ist der Rabenstein Eigentum des Anhaltischen Fürstenhauses. Während der Freiheitskriege war er das Hauptquartier des schwedischen Kronprinzen Bernadotte. Sein Lager hatte er zum Schmerze des Besitzers in einer Eichenschonung aufgeschlagen, die gar übel zugerichtet wurde. Während der folgenden besseren Seiten diente der Rabenstein den anhaltischen Herzögen vielfach als Sommeraufenthalt; so weilte 1849 Leopold Friedrich von Anhalt dort nicht weniger als drei Mal. Bei einer dieser Gelegenheiten schenkte er die Glasmalerei in der Kapelle, die Herzogin Friederike die Altar- und Kultbekleidung.
Bemerkenswert ist auch die in jener Zeit ausgeführte Wasser versorgung des Rabensteins. Bei der Trockenheit des Flämings machte die Wasserbeschaffung dort oben stets große Schwierigkeiten. Im Jahre 1863 wurde eine 1.1 Kilometer lange Wasserleitung vom Dorfe heraufgelegt, durch die von der Brennerei aus Wasser in einen Behälter gepumpt wurde. Das Wasserhaus steht außerhalb der eigentlichen Burg, am Osteingang unter riesigen Lindenbäumen. In jener Zeit wurde auch der Rabenstein der ständige Sitz des Forstverwalters des anhaltischen Hofes. Auch heute noch werden die Wohnräume von einem Förster bewohnt.
Leider erlaubt es der bauliche Zustand der auf den Turm führenden Treppen nicht, daß die Besucher der Burg den wundervollen Rundblick genießen. Hinzu kommt, daß mutwillige Hände während der letzten Jahre auf dem Burghof und in den Stallungen, an denen sich zum Teil noch ihre frühere Bestimmung als Rüstkammer erkennen läßt, so viel Schaden angerichtet haben, daß das gesamte Burggebiet für Fremde abgesperrt ist. Trotzdem lohnen die herrlichen Wälder und die Rundblicke reichlich die Wanderung. Setzt man sie nach Osten über Rädicke bis Niemegk fort, so erreicht man dort wieder die Eisenbahn und damit die Verbindung mit Belzig oder Treuenbrietzen – Jüterbog. Wer heute diese Wanderung macht, stehe frühe auf und sei gut zu Fuß. Dann wird er zufrieden heimkehren von dem Besuch der ältesten Burg des Flämings.