Bunte Gasthausschilder früher und heute

Bunte Gasthausschilder in alter und neuer Zeit

Die Kulturgeschichte des Gasthauses reicht bis zur Antike zurück. Man aß und trank schon im alten Griechenland in Gasthäusern, jedoch gab es keine Übernachtungsmöglichkeiten.
Anders war es bei den Römern, wo ausgebaute Straßen vorhanden waren mit Raststellen. Bei ihnen gab es schon Wirtshausschilder mit Tierbezeichnungen, wie Adler, Hahn, Schwan und Bär.
Erst im Mittelalter entstanden bei uns ähnliche Unterkunftsmöglichkeiten, doch übernachtete man lieber bei Bekannten.

Gasthof zum goldenen Stern um 1917
aus: Archiv HV WB

Auch waren beispielsweise in Wittenberg stets Räume für durchziehende Pilger oder sonstige Wandersleute in den Klöstern der Antoniter in der Pfaffengasse, im Franziskaner-Kloster oder im Augustiner-Kloster vorhanden. In der Reformationszzeit hatten wir in Wittenberg schon gute Trank- und Speiselokale, zum
Beispiel der Ratskeller im neuen Ratshaus, im „Schwarzen Adler“,
später „Goldener Adler“, und im „Schwarzen Bären“.
Es gab auch etwas verrufene Kneipen, so der „Venuskrug“ in der Pfaffengasse. Auch im Freudenhaus, das etwa auf dem Grundstück der katholischen Kirche lag, also am Rande der Stadtmauer konnte man essen und trinken.

Waldrestaurant Probstei um 1910
aus: Archiv HV WB

Die eigentlichen Unterkünfte für die zahlreichen Wandergesellen der Handwerker waren aber die jeweiligen Herbergen. Hier fand man neben der Schlafgelegenheit billiges Essen. Aber nur dann, wenn man den für das bestimmte Handwerk genau den genau
üblichen Spruch zur Begrüßung hersagen konnte. Als dann die regelmäßigen Postlinien eingerichtet wurden, hatten die Reisenden Gelegenheit, Unterkunft und Verpflegung im Posthaus vorzufinden. Das war für Wittenberg in der Schloßvorstadt möglich, und lange Zeit halten die Gasthöfe „Zur Post“, wie beispielsweise in Kemberg, als letzte Erinnerung an die Postkutschenzeit.
Reichlich bunt erscheint einem die Palette der alten und neuen Wirtshausschilder.
Viele sind mit dem Verschwinden der alten Gasthöfe verloren gegangen, doch manchmal kommen wieder einige neue hinzu. So finden wir heute anstelle des Restaurants „Dessauer Hof“, vorher „Zum alten Dessauer“, den neuen Namen „Zum goldenen Faß“. Immer wieder spielt das Gold im Wirtshausschild eine große Rolle.

um 1940 Hotel „Goldener Adler“
aus: Archiv HV WB

So wurde schon vor Jahrhunderten der „Schwarze Adler“ am Markt in „Goldener Adler“ umgetauft. Andere Namen sind noch geläufig, wenn auch ihre Räume heute vielfach anderen Zwecken dienen, wie „Goldener Stern“, „Goldene Sonne“, „Goldenes Schiff“, „Goldener Anker“, beides alte Schiffer-Restaurants. Verschwunden ist die schöne Gaststätte an der EIbe: „Goldener Frosch“, ferner das Gasthaus „Goldener Ring“ in der Neustraße, die „Goldene Krone“, „Goldene Weintraube“ in der Coswiger Straße bzw. am Markt und der „Goldene Hirsch“ in der Dresdner Straße. Dort gab es auch, wie in Kemberg, einen .,Blauen Hecht“, während einst vor dem Schloßtor der „Schwarze Reiter“ lag. Farbengleich ist der alte Gasthof .,Zum schwarzen Bären“ in der Schloßstraße. Nicht ganz so dunkel wie der

Gasthof „Grauer Wolf“
aus: Archiv HV WB

Name klingt ist der „Graue Wolf“ in der Schloßvorstadt.
Oft erscheinen grüne Farben im heute wieder attraktiv eingerichteten .,Krug zum grünen Kranze;‘ in Piesteritz, in der Annendorfer Straße gab es die „Grüne Tanne“, am Königsplatz den
„Eichenkranz“ und die einfache „Eiche“ in Piesteritz.
Rot war weniger gefragt, hier sei an die „Rote Mühle“ in Prühlitz (Mühlanger) erinnert; der Gasthof hatte seinen Namen nach der ehemaligen dortigen Papiermühle erhalten.

aus: Elbe-Elster-Rundschau 01.03.1992

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