Vor 250 Jahren wurde August Ferdinand Ludwig Dörffurt geboren.
Dörffurt, einst Bürgermeister unserer Stadt, wurde am 12. August 1767 zu Berlin geboren. Als junger strebsamer Apotheker kam er nach Wittenberg in die damals einzige Apotheke:
die Adler‐Apotheke (heute Lucas‐Cranach‐Apotheke).
In dieser alten Offizin, die der berühmte Maler Lucas Cranach 1520 erwarb und weiter vererbte, fühlte sich der junge Mann wohl und erfuhr bald, dass sie schon seit 1707 im Besitz der Familie Nicolai war. Damals kaufte Christian Nicolai das große Haus und das Privileg der Apotheke, nach seinem Tode führte ab 1735 seine Witwe das Unternehmen weiter, bis dann ihr Sohn Christian Ehrenfried Nicolai ab 1748 privilegierter Apotheker wurde.
Hierin sah nun Dörffurt die große Chance. Er heiratete am
1.Februar die Tochter des Besitzers, Johanne Friederike Nicolai. Was machte das schon, dass er erst 21 Jahre alt und seine Eheliebste elf Jahre älter war?
Warum die Trauung des jungen Paares ausgerechnet in Pratau stattfand, ist nicht zu erklären.
Dörffurt war ein hervorragender Pharmazeut.
Sein 960 Seiten starkes Buch, das den eigenhändigen Vermerk von ihm trägt:
„Dieses Apothekerbuch habe ich, der Verfasser, und zwar den ersten Theil am 29ten May 1801, zur Rathsbibliothek gegeben.“
Im letzten Band, der 1812 bei Vogel in Leipzig herauskam, nennt sich Dörffurt Doktor der Philosophie und ergänzt, dass er auch korrespondierendes „Mitglied der Gesellschaft der Pharmacie und ärztlichen Naturkunde“ sei.
Neben seiner praktischen und wissenschaftlichen Tätigkeit fand er noch Zeit, Kraft und Wissen zum Wohle der Stadt und seiner Bewohner einzusetzen. Zunächst als Senator (Stadtrat), dann nach Gieses Ausscheiden 2. Bürgermeister und schließlich ab 1816 als regierender Bürgermeister (consul regens), linderte er nach der Beschießung der Stadt 1813‐14 die Not der Bürger, verhandelte mit der französischen Besatzung und nach 1815 mit der neuen preußischen Verwaltung. Leider konnte er nicht verhindern, dass Wittenberg die Universität loswurde und Festungsstadt blieb.
Zwei Jahre nach dem Tode seiner ersten Frau, heiratete Dörffurt mit 48 Jahren die 31‐jährige Jungfer Caroline Elisabeth Dietrich, älteste Tochter des verstorbenen Königlich Sächsischen Kreisamtmannes
Gottlob Traugott Dietrich am 18. Januar 1816.
Dörffurt erreichte ein Alter von fast 58 Jahren und starb am
27. Januar 1825 an Wassersucht.
Eine Straße erinnert heute noch an den berühmten Bürger unserer Stadt: Zwischen der oberen Breitscheid‐ und der Johann‐Friedrich‐Böttger‐Straße liegt die Dörffurtstraße, welche die Verbindung zwischen diesen genannten beiden Straßenzügen herstellt. Sie ist nur einseitig bebaut, die meisten Häuser stammen aus der Zeit um die Jahrhundertwende.
Das schlossartige Eckgebäude (im Volksmund Petersburg genannt) gehört allerdings zur Johann‐Friedrich‐Böttger‐Straße. Es steht unter Denkmalschutz. Das Wohnhaus Dörffurtstraße 4 und die Villa Dörffurtstraße 3 sind ebenfalls im Denkmalverzeichnis aufgenommen worden.
Elke Hurdelbrink
Quelle:
Heinrich Kühne: „Woher die Dörffurtstraße ihren Namen hat“