Am 4. Dezember ist Barbaratag.
Diese im Mittelalter sehr verehrte Heilige war auch namengebend für die Barbarakapelle des Askanierklosters am ehemaligen Gelände an der Mauerstraße. Hier wurde die letzte Tote der askanischen Familie von Sachsen-Wittenberg, die auch Barbara hieß, 1435 beigesetzt. Sie war die Witwe des Kurfürsten Rudolfs III. (1402 bis 1419). 1478 wurde die Kapelle erwähnt, als sie der hiesigen Schuster-Brüderschaft zugesprochen wurde.
Kurz vor Beginn des Dreißigjährigen Krieges finden wir sie als Hospitalkirche, bis sie im Siebenjährigen Krieg im Jahre 1760 restlos zerstört wurde.
Als „Löffelkirche“ (weil die Armen dort eine Suppe mittags bekamen und ihren Löffel mitbringen mußten) wurde sie wieder 1771 errichtet, bis sie abermals und dann endgültig im Befreiungskrieg vernichtet wurde. Sie stand zuletzt an der Nord-Ost-Ecke des Klostergeländes an der Mauerstraße.
Noch heute ist der weibliche Vorname Barbara sehr beliebt. Er stammt aus dem Griechischen und soll „die Fremde“ bedeuten.
Das hängt vielleicht damit zusammen, weil die Märtyrerin des 3. Jahrhunderts die Tochter des reichen Dioscorus von Nikomedien war. Von ihm erzählt die Legende, daß er seine bildschöne Tochter, weil sie sich zum Christentum bekehrte, in einem Turm verschloß, in welcher Einsamkeit sie sich zum wahren Gott fand. Als der Vater nun einen Bräutigam für sie ausgesucht hatte, bekannte sie sich offen zum Christentum und entfloh auf einen Berg, wo sie durch Verrat eines Hirten vom Vater wieder aufgefunden wurde. Sie ließ trotz Prügel vom Glauben nicht ab, wurde dem Richter zur Verurteilung vorgeführt und die Enthauptung soll sogar nach Erlaubniseinholung der eigene Vater vorgenommen haben.
Als dieser danach nach Hause ging, wurde er vom Blitz erschlagen, „daß nicht ein Stäubchen von ihm übrig blieb.“
Die spätere Zeit brachte mit der heiligen Barbara Blitz und Feuer symbolhaft in Verbindung. Seit dem 9. Jahrhundert wurde sie eine der beliebtesten Heiligen, oft im Zusammenhang mit anderen heiligen Frauen. Als Einzelfigur wurde Barbara mit den Attributen dargestellt:
Turm mit drei Fenster (Dreifaltigkeit), Kelch mit oder ohne Hostie und Monstranz als Hinweis auf ihre Hilfe in der Sterbestunde.
Bergmannsgeräte erscheinen mit ihr auf Gemälden und weisen darauf hin, daß sie auf den anfangs erwähnten Berg bezogen die Schutzheilige der Bergleute ist.
Der Tod des Vaters bei Blitz und Feuer führte dazu, daß sich die Glockengießer ihres Schutzes bedienten und aus diesem Gewerbe ging sie als Schutzheilige der Kanonengießer und damit der Artilleristen hervor.
„Heilige Barbara hilf in der Not,
schick uns den Sieg,
den Feinden Tod“
beteten die Kanoniere und schmückten am Barbaratag ihre Haubitzen und Feldkanonen mit Tannen- und Fichtengrün oder
mit Eibenzweigen.
Noch bis in unsere Zeit wurde in den militärischen Formationen
der Barbaratag im fröhlichen Kreis gefeiert.
Geblieben ist aber in manchen Gegenden die Sitte, daß man Zweige vom Kirschbaum schneidet und sie in die Vase stellt, damit sie dann Weihnachten aufblühen. Davon singt Hans Carossa:
„Ihr nun werdet grünend leben,
wenn der Erde Pflanzen fehlen.
Heilige Nacht wird Blüten treiben,
und ein Glück kommt in die Seelen.
Letztes Rot verlischt am Walde.
Ton in Lüften bebt entschwindend.
Über die verhüllte Heide haucht der Bergwind,
Schnee verkündend.“
aus: Elbe-Elster-Rundschau vom 03.12.1963