Auf dem Fläming

Auf dem Fläming
Blick von Burg Rabenstein in den Fläming
Foto : privat

Während des Weltkrieges trafen sich im Lazarett einer westfälischen Stadt zwei verwundete deutsche Soldaten, ein Infanterist und ein Artillerist. Sie kamen miteinander ins Gespräch, und groß war ihre Freude, als sie feststellten, dass beide aus der Gegend nördlich von Wittenberg stammten. Als die Schwester hörte, dass sich hier zwei Landsleute getroffen hatten, erkundigte sie sich nach der Heimat der beiden Soldaten. Die Schwester kannte wohl den Namen Fläming, war auch einmal mit der Bahn über den Fläming gefahren und zwar auf der Strecke Wittenberg – Jüterbog. In ihrer Erinnerung bestand diese Landschaft nur aus den Kiefernwäldern und dürftigen Getreidefeldern. Sie wollte es nicht glauben, dass es auf dem Fläming auch reiche, wohlhabende Bauerndörfer gibt.
So wie diese Schwester urteilen die meisten Menschen über den Fläming, weil sie ihn nicht kennen oder nur einen flüchtigen Eindruck von ihm bekommen haben. Wohl hat der Fläming Sand, weite Kiefernwälder und unfruchtbare Äcker, aber nicht überall.
Es gibt auch ein Gebiet, das sich mit den fruchtbarsten Gegenden Deutschlands messen kann. Auch unser Landkreis Wittenberg reicht im Nordosten in das Gebiet des fruchtbaren Fläming hinein.
Die Ergiebigkeit des Bodens hat ihre Ursache in der eigentümlichen Bodenart, die hier an der Oberfläche in einer meist 60 cm bis 1 m nach unten reichenden Schicht vorhanden und unter dem Namen Löss oder lössartiger Staubsand bekannt ist. Das Lössgebiet des Flämings erstreckt sich als ein 3‐5 km breiter Streifen von Raben im Westen bis Dahme im Osten. In dem Lössgebiet liegen fast ausnahmslos Gemarkungen der Dörfer Schmögelsdorf, Marzahna, Feldheim, Schönefeld, Kurzlipsdorf, Danna und Eckmannsdorf.
Der Löss auf dem Fläming ist ein Erzeugnis des Windes.
Als die Eiszeit zu Ende war, brachten die Winde gewaltige Massen allerfeinsten Staubsandes mit und lagerten ihn hier ab.
Nun besitzt der Löss die Eigenschaft, wie ein Schwamm das Wasser aufzusaugen und festzuhalten, so dass die Pflanzen in trockenen
Zeiten noch genügend Feuchtigkeit finden, auch zerteilt der Lössboden infolge der Feinkörnigkeit der Sande den künstlichen Dünger außerordentlich gleichmäßig. So zeichnet sich das Lössgebiet durch hohe Fruchtbarkeit aus.
Besonders ergiebig ist der Boden dann, wenn der Untergrund noch aus Lehm besteht wie bei Schmögelsdorf, Marzahna und Kurzlipsdorf.

… goldene Kornfelder – in der Nähe der Grubo’er Rummeln
Feldbrunnen
versteckt in der Nähe der Brautrummel
privat

Der gesamte Boden wird hier in Ackerkultur genommen und liefert hohe Erträge. Darum fehlt der Wald in dem Lössstreifen vollständig. Und da kein Wald den Blick hemmt, kann der Wanderer gerade hier die Eigenart der Fläminglandschaft kennen lernen, die sich ihm in der Oberflächenform in Weizen, sanften Bodenwellen zeigt.
Zur Sommerzeit gewähren die wogenden Kornfelder ein herrliches Bild. Nach der Ernte erheben sich allenthalben zahlreiche Korndiemen und bewahrheiten für dieses Gebiet das alte Wort: „Fläming, reich an Korn.“
Es trifft hier aber auch zu, was das bekannte Wort weiter sagt: „Fläming, arm an Born.“ (Born – kann Brunnen bzw. Gewässer
bezeichnen)
Infolge der hohen Lage ist der Grundwasserspiegel in dem Lössgebiet sehr tief.

Oskar Brachwitz

Oskar Brachwitz wurde am 15.08.1890 in Seyda geboren.
Einige Wochen nach Kriegsende wurde Oskar Brachwitz
unter ungeklärten Umständen gefangen genommen und
zuerst in Landsberg, dann in Buchenwald interniert,
wo er am 25. März 1946 starb.
In Zeitungen, Zeitschriften und Heimatskalendern veröffentlichte
er seine zahlreichen heimatkundlichen Aufsätze. Frau Bärbel
Schiepel (von ihr stammt das Buch „Seyda und Umgebung“)
hat Günter Göricke ein Inhaltsverzeichnis der zahlreichen
Schriften von Oskar Brachwitz übergeben, das sich nun in
unserem Bestand befindet.

Elke Hurdelbrink

Brachwitz, Oskar

zum Seitenanfang