Anschauliche Geschichte gleich neben dem Rischebach

1988.03.21. Freiheit

Der Ausgangspunkt unserer Wanderung ist die Gaststätte „Linde“

Gruß aus Straach um 1900 Gasthof 
aus: Archiv HV WB

in Straach. Die Wanderroute Rischebachweg, trägt die Markierung „Grüner Strich“ und führt über eine Länge von 14 Kilometern. Wir gehen erst ein Stück in Richtung Groß Marzehns und biegen in Höhe der neuen Schule links in einen kleinen Pfad ein, im Grund überqueren wir, auf einer kleinen Brücke den Rischebach. Bleiben wir einmal kurz stehen und schauen in westliche Richtung. Dort erblicken wir die Bruchwiesen, das Quellgebiet des Baches..
Der 15,3 km lange Lauf des Baches folgt einer Abflußrinne des Gletscherwassers der Saaleeiszeit. Die Kraft des Baches wurde zum Betreiben einer Reihe von Mühlen genutzt. Vorbei an der alten Schule und Kirche geht es zum Kahlgrund. Weiter führt uns der Weg am Gießereisandwerk, einer Glassandwäsche, vorbei.
Parallel zum Wanderweg verläuft zum Teil die Eisenbahnlinie Wittenberg – Straach.
Im Taschenfahrplan der Reichsbahndirektion Halle taucht 1926 diese Strecke zum erstenmal als Privatanschlußbahn auf. Diese Strecke ist 14,4 km lang. Als Fahrzeit, wurde 1926 vierzig Minuten angegeben, auf sieben Stationen wurde zwischen den Endpunkten Wittenberg und Straach gehalten.
Im Jahr 1958 wurde der Personenverkehr eingestellt.

Vor 120 Jahren war Nudersdorf noch Kurort
Als nächsten Ort erreichen wir Nudersdorf.
Wenn wir in die Hauptstraße einbiegen, gehen wir an der
„Großen Mühle“, einer seit 1720 arbeitenden Mahl- und Schneidemühle, vorbei.
Eine schwefelhaltige Solequelle verhalf Nudersdorf in den Jahren 1858 bis 1874 zum Status eines Kurortes. Nach der zweiten Überquerung des Rischebaches erblicken wir auf der linken Seite das als Schule genutzte Schloß aus dem Jahr 1702.
Es ist im Barockstil errichtet. In ihm residierte 1813 der General
von Dobschütz mit seinem Stab. Er leitete die Vertreibung der Franzosen aus Wittenberg. In den Monaten März bis Mai 1933 befand sich hier das erste Konzentrationslager des Kreises Wittenberg.
Der weitere Weg nach Braunsdorf erschließt die herbe Schönheit des Flämings. In Braunsdorf standen zwei Mühlen. Die obere Mühle gehörte bis 1863 den Wittenberger Tuchmachern als Walkmühle und wurde dann Papiermühle. Der VEB Leichtbaustoffe nutzt jetzt dieses Gelände. Nachdem die kleine Wehrkirche passiert ist, lädt die Gaststätte „Grüne Tanne“ zur Rast ein.
Die untere Mühle als Papiermühle errichtet, ist heute ein SERO- Zwischenlager. Auf den Wiesen bachabwärts wurde früher Raseneisenstein gewonnen und in Lauchhammer verhüttet.

Gletschersteinpyramide und Naturlehrpfad
Nach der Überquerung der Gleise wandern wir am Ortsrand
von Reinsdorf entlang. Bevor wir die Strandbadstraße erreichen,
können wir auf der anderen Seite der Gleise die Gebäude von „Bollmanns Mahlmühle“, seit 1955 Fleischkonservenfabrik, erblicken.

Ehemaliger Bahn Haltepunkt Reinsdorfer Weg -1988
aus: Archiv HV WB

Am Ortsausgang von Reinsdorf stand die „Hohe Mühle“, erbaut
als Tuchwalkmühle, später Mahlmühle und danach beliebte Ausfluggaststätte.
Im neuen Glanz erwartet sie auch jetzt wieder Gäste.
Im Stadtwald finden wir bei der Station Junger Naturforscher und Techniker die Gletschersteinpyramide sowie Schautafeln über einen Naturlehrpfad und die Vogelwelt unserer Umgebung.
Die Häuser der Damaschkestraße bilden die älteste Siedlung in Wittenberg. In der Schatzungstraße treffen wir wieder auf den Rischebach. Allerdings verläuft er hier in einer künstlich angelegten Trasse aus dem Jahr 1320. Diese wurde geschaffen, um Wasser für die Schloßmühle in Wittenberg zu erhalten. An der 1979 in Betrieb genommenen Großbäckerei vorbei, kommen wir zur Puschkinstraße. Der Einmündung gegenüber haben wir die Gebäude der ehemaligen „Strohbachschen Mühlenbauanstalt“.
An dieser Stelle stand zur Zeit der Reformation eine Papiermühle, später wurde daraus eine Färberei der Tuchmacher.
Gehen wir jetzt einige Schritte nach links, kommen wir zu einer der ältesten Gaststätten Wittenbergs, dem „Grauen Wolf“.
Seit 1816 wird an diesem Ort ausgeschänkt. Unsere Wanderung endet am Hans-Heinrich-Franck-Klub. Auf dem davorliegenden Grundstück, Puschkinstraße 63, befand sich bis 1923 eines der schönsten und größten Gasthäuser Wittenbergs, das „,Tivoli“.