1891. Wittenberger Tageblatt – Amtliches Kreisblatt
In den jeweils 3661 Tagesexemplaren des „Wittenberger Tageblattes“. – „Amtliches Kreisblatt“ des Jahres 1891, gedruckt und verlegt von der Firma Friedrich Wattrodt, Sitz „Altes Gymnasian“, Jüdenstraße 38 (Rosa-Luxemburg-Straße), finden sich in den Tagen um den Jahreswechsel 1890/91 Gedanken und Wünsche, die uns auch nach hundert Jahren nachdenklich stimmen könnten.
Damals war es allgemein üblich, sich gereimt oder in Prosa an seine Freunde und Mitbürger zu wenden und Gedanken und Wünsche auch in der Presse zu veröffentlichen.
Ernst Greinert z. B., Wittenberger Gelegenheitsdichter, tröstete seine Mitbürger in seinem „Neujahrsgruß“ mit seinen Zeilen:
Und beugten uns auch Kummertage,
Und sänke tief uns auch der Muth –
Geduld! Nicht immer währt die Plage,
Und endlich wird doch alles gut.
Was sollte aus dem Saatkorn werden,
Gäb‘ es nur Sonnenschein auf Erden?
… So sei die Hoffnung uns Begleiter!
Es gab aber auch Warnungen und Mahnungen zu größerer Vorsicht, z. B. in einer anonymen Lesereinsendung:
Glaub‘ nicht thut manoher groß und dick,
Daß er von viel Gehalt ist,
Der Spatz bläht sich auch meistens auf –
Im Winter, wenn es kalt ist!
Über denkenswert ist auch für uns was der Verleger Wattrodt für das beginnende Jahr 1891 seinen Lesern auf den Weg gab:
-herzliches Wohlwollen untereinander,
-Freundschaft und Liebe in allen ihren Beziehungen
-Selbstvertrauen
-Ehre und Sittlichkeit
-wohlverdienten Lohn
-Gatten-, Eltern- und Kindesliebe
-traute Familienabende
-gemeinnütziges Wirken und Achtung des Anderen
-eine segensreiche Ordnung
-hobe Pflichttreue, Schaffenskraft und Arbeitslust.
aus: Wittenberger Bürgergeschichten
Dr. Wolfgang Senst †