Die Dübener Heide ist reich an allerlei Denkwürdigkeiten, wie sie abgesehen von der Lutherstadt Wittenberg kaum ein anderer Teil unserer engeren Heimat aufzuweisen hat. Von ihnen sollen im folgenden die wichtigsten Erwähnung finden.
Im Südosten der Dübener Heide liegt das Dorf Mockrehna.
Das eigenartige Wahrzeichen des Ortes ist ein in der hohen schlanken Kirchturmspitze steckendes Beil.
Die Sage weiß darüber folgendes zu berichten:
In Mockrehna lebte im 17. Jahrhundert ein Müllergeselle namens Pumphut. Nach der Sitte jener unsicheren Zeit führte er statt des Schwertes ein im Gürtel steckendes Beil mit sich.
Eines Mädchens wegen geriet er mit den Burschen des Dorfes in Streit, wobei er diese mit dem Beil bedrohte.
Von ihnen verfolgt sprang er über die Kirchhofsmauer und schleuderte mit gewaltigem Schwunge das Beil nach der Kirchturmspitze, wo es in einem Balken stecken blieb.
Die Sage will natürlich wissen, daß dabei der Teufel im Spiele war, der es Pumpshut auch ermöglicht haben soll, ohne Wind zu mahlen. Er soll im Jahre 1637 an der Pest gestorben sein.
Bei einer Neueindeckung des Kirchturmes um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde das alte vom Rost angefressene Beil in den Turmknopf gelegt und durch ein neues ersetzt.
Die Geschichte dagegen weist dem Beile eine andere Bedeutung zu. Mockrehna besaß im 11. Jahrhundert Stadtrecht und führte als Zeichen der Gerichtsbarkeit ein Beil im Wарреп.
Damit ist freilich immer noch nicht erklärt, wie das Bell in die Kirchturmspitze gekommen ist.
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Zwei Kilometer westlich vom Dorfe Weidenhain steht mitten im Walde eine schlanke, etwa zwei Meter hohe Sandsteinsäule, die im Volksmunde den Namen „die Bärensäule“ führt.
Diese Bezeichnung trägt sie nach dem in ihrem oberen stark verwitterten Teile angebrachten Reliefbilde, das einen Bären darstellt, der einen Baum erklettert, unter welchem ein Mann sichtbar ist. Als Krönung trägt die Säule das kurfürstliche Wappen nebst der Jahreszahl 1562 und das Steinmetzzeichen.
Nach der Überlieferung soll Kurfürst August von Sachsen auf der Jagd einen Bären angeschossen haben, der sich dann gegen ihn wandte. Auf der Flucht vor dem wütenden Tiere sei er auf einen Baum gestiegen, wohin ihm aber der Bär folgte.
Zur rechten Zeit sei noch der Förster Thomas Meißner dazu gekommen, der den Bären durch einen Schuß tötete und dadurch seinen Herrn aus Lebensgefahr rettete.
Zum Andenken hieran habe der Kurfürst die Säule errichten lassen.
Urkundlich verbürgt ist freilich diese Begebenheit nicht, wenn auch feststeht, daß der Kurfürst August häufig in dem Gebiete der Jagd obgelegen hat und den Förster Meißner begünstigte.
Er beförderte diesen zum Oberförster und verlieh ihm 1579 eine Wiese gegen Erbzins.
Sein großes Grabmal befindet sich noch heute in der Kirche von Wildenhain.
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In der Nähe des Luthersteins liegt die Studentenwiese.
Sie soll den Wittenberger Studenten mehrfach als Mensurplatz (Fechtplatz) gedient haben. Wahrscheinlich stammt der Name aber von dem sorbischen Flurnamen Staudniz, dh. Brunnen ab.
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Vom Schwarzen Pfuhl in der Nähe der Reinharz-Dübener Straße berichtet die Sage:
Ein Fuhrknecht wäre gern selbst Besitzer eines Fuhrwerts geworden. Als er einst unterwegs in der Nähe dieses Pfuhls einen Fremden traf und diesem seinen Wunsch mitteilte, versprach ihm dieser, ihm Pferd nebst Wagen für die geringe Summe von 100 Gulden zu liefern.
Da er aber das Geld nicht besaß, so gab ihm der Unbekannte eine Frist von sieben Jahren.
Zur Sicherheit aber mußte er dem Teufel, denn das war der Fremde, seine Seele verpfänden und mit Blut einen Schein unterschreiben. Der so überraschend zum Fuhrmann gewordene Knecht glaubte nun den großen Herrn spielen zu können und dachte nicht an die Bezahlung seiner Schuld.
Als nun die sieben Jahre um waren und er am Schwarzen Pfuhl vorüberkam, erschien plötzlich der Teufel, hielt ihm den Schein entgegen und forderte die Bezahlung der Schuld.
Da der Fuhrmann dazu nicht imstande war, so packte ihn der Böse beim Kragen und und zog ihn samt Pferd und Wagen mit sich in die Tiefe des Pfuhls.
Der Wagen aber ragte mit dem Hinterteil noch lange aus dem Wasser heraus, da da sich niemand an ihn heranwagte.
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An den Höllenfürsten erinnert auch der Teufelsstein südwestlich vom Dorfe Schköna.
Es ist ein großer runder Findling von etwa drei Meter Durchmesser. Der Sage nach soll der Teufel von Pouch aus diesen Stein nach der Schkönaer Kirche geschleudert haben, die dieser aber nicht erreichte.
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Zwischen Schköna und dem Wachtmeister, in der Nähe des „Reichsapfel“ -Wegs befindet sich Zschimmers Denkmal.
Ein Staket umfriedet das Denk- und Dankmal, welches der Oberförster Zschimmer in Schköna, der Großvater des bekannten Heidemalers Professor Zschimmer in Schmiedeberg (gest. 1916), errichtete, der hier im Jahre 1820 von der Kugel eines eifersüchtigen Försters getroffen wurde, aber von der schweren Verwundung geheilt ward.
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Hiermit wollen wir die Aufzählung der Denkwürdigkeiten der Dübener Heide schließen.
Viele davon sind durch die Zeit und die Witterung arg mitgenommen. Um so mehr wollen wir wünschen, daß das noch Vorhandene verständnisvoll geschützt und gepflegt wird, denn es ist altes Kulturgut, das uns vieles zu sagen weiß.
Richard Erfurth †
aus: Unser Heimatland vom 22.02.1936