Wittenberg

Ein mittelalterlich‘, armselig‘ Nest,
drin Fischer und Tuchmacher, Bürger und Bauern.
Heimsuchung von Kriegsnot, Feuer und Pest,
finstere Enge in Wällen und Mauern,

Bauern, vom Zehnten ausgepreßt,
Mönche, die bissig wie Hunde lauern
auf Ketzerreden beim Kirchenfest;
Deutsche in römischen Fieberschauern…

Endlich -, ein neues Jahrhundert tritt an!
Hörsäle, Gassen im Lärm der Studenten.
Zwiespalt und Größe – Luther. Und dann

Hammerschläge, Hetze und Bann.
Sturm auf die Burgen.! – Die Stürmer enden
unter dem Schwerte… Oh, Freiheit, wann – ?

Jahrhunderte fielen, die Stadt aber stand,
Aufwuchs sie am Strom. Wall und Mauern sanken.
Sie wuchs durch die Tore ins offene Land.
Ein neuer Geist brach Ketten und Schranken,

Lang kämpften die Väter, erhoben die Hand
gegen die Herren der Werke und Banken. –
Es haben befreit sie aus Krieg, Not und Brand
die Schöpfer und Hüter der neuen Gedanken!

Die Stadt steht im Frühlicht der neuen Zeit.
Ein neuer Glaube aus neuem Wissen
macht sie zu neuem Geschehen bereit.

Und wieder dröhnt wuchtiger Hammerschlag!
Trotz allem schmieden die Enkel verbissen
die neuen Thesen dem neuen Tag!

Hans Lorbeer †

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