Wittenberger Dienstleute vor 100 Jahren (um 1880)
Dienstleute gab es über 400 Jahre in unserer Stadt,
der letzte war Lehmann, der sich aber schon spezalisiert
„Gepäck- und Expressbeförderer“ nannte.
Vor 100 Jahren verrichteten noch 14 Dienstleute mit
ihren Famlienangehörigen einfache Handleistungen
für 40 Pfennig pro Stunde.
Sie beförderten:
– 50 Pfund Gepäck von Bahnhof zur Innenstadt für
25 Pfennige
– verrichteten Arbeiten aller Art bis zu 10 Stunden
(1 Tag) für 3 Mark
– transportierten Konzertflügel pro Stunde für 1 Mark
– Kohlen pro Zentner für 4 Pfennige und
– Möbel pro Stunde und Mann 60 Pfennige.
Sie erledigten aber auch Einkünfte und Bestellungen mit
gewünschter und nicht erwünschter Rückantwort.
Eine Bestellung bezog sich jeweils auf den Hin- und Rückweg
(1/2 Stunde 30 Pfennig, 1 Stunde 50 Pfennig). “
– „Bei der Übernahme eines Auftrages hat der Dienstmann
nur 5 Minuten zu warten, für ein längeres Warten wird
jede angefangene zehnte Minute 10 Pfenige vergütet…“
hieß es in einen von der Polizei-Verwaltung Wittenbergs veröffentlichten Tarif.
Die Wittenberger Dienstleute waren stadtbekannt und kannten jeden, manche waren vertrauliche Informanten und Mittler in Herzensangelegenheiten. Sie kundschafteten aber auch etwas aus, wenn es gewünscht wurde. Erkennbar waren sie an einer Dienstmütze, einer Arbeitsschürze und Arbeitsbluse und ihrem zweirädrigen Karren.
Bei größeren Transporten hatten sie ihre Witteneberger Fuhrwerker an der Hand.
aus: Wittenberger Bürgergeschichten
Dr. Wolfgang Senst †