aus: Dobiener Chronik von A. Stadelmann
,,Die 8 oben stehenden Eichen hat 1878 der Pappenfabrikant Eduard Schumann gestiftet und pflanzen lassen“
1979.04.06. Freiheit
Aus urgeschichtlicher Zeit und aus dem Mittelalter gibt es im Kreis zahlreiche, noch heute sichtbare Bodenaltertümer, die sogenannten Bodendenkmäler. Im wesentlichen handelt es sich hierbei um Hügelgräber, Grabanlagen aus der jüngeren Bronzezeit und Burgwallanlagen aus dem Mittelalter.
Der Wallberg in Dobien, einem Ortsteil von Reinsdorf, ist eine solche mittelalterliche Burgwallanlage, und sogar ein Paradestück. Weit im Umkreis gibt es keinen so großen und gut erhaltenen Burghügel. Der Schloßberg bei Meuro ist ein sehr ähnlicher Burghügel, der aber vermutlich nie vollendet wurde. (1)
Der Wallberg besteht aus einer künstlich abgeböschten Anhöhe, dem Turmhügel, mit umlaufendem Graben und davorliegendem Wall. Der anschließende Friedhof ist nur durch einen Graben von dem höheren Burghügel getrennt. Ein Wall ist hier nicht zu erkennen, daraus ist zu schließen, daß der heutige Friedhof, oder ein Teil desselben, eine Vorburg gewesen ist, in der sich der Wirtschaftsteil und die Unterkünfte für die Burgmannschaft befanden. Auf dem Hügel stand ein fester, sicher aus dicken Eichenstämmen erbauter Wehr- und Wohnturm, als letzter und sicherster Verteidigungspunkt. Eine stabile Palisade aus dem Material dürfte auf dem Wall und um die Vorburg gestanden haben. Solche Burgen wurden in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts errichtet. Tatsächlich fällt auch die erste Erwähnung in diese Zeit. 1179 wird in einer Urkunde ein Otto de Dobin genannt. Für die Bedeutung dieser Burg spricht eine Urkunde des Klosters Leitzkau um 1187, in der neben den Burgwarden Coswig, Wittenberg, Zahna und Elster ein „burchwardum Dobien“ aufgeführt wird. Burgwarde waren Verwaltungszentren über bestimmte Gebiete und gleichzeitig militärische Stützpunkte. Dies trifft uneingeschränkt auch auf die Burg Dobien zu, an der zwei Nordsüdhandelstraßen vorbeiführten. Es war u.a. Aufgabe solcher Burgen, die Sicherheit auf den Straßen zu gewährleisten. Diese Schutzaufgabe legte der Dobiener Burgherr mit seinen Mannen bald recht eigenwillig aus und überfiel so manchen Kaufmannswagen. Lange ließen sich die Wittenberger solche Raubrittereien nicht gefallen. Um 1200 kam es zum Sturm und zur Zerstörung der Burg. Damit war auch der Wegelagerei der Dobiener Burgherren ein Ende gesetzt. (2) Eine Kirche oder eine Kapelle war in dieser Burg sicher schon von allem Anfang. Im Jahre 1301 gingen Kirche und Dorf in den Besitz des Wittenberger Hospitals zum heiligen Geist über. Noch lange übte die Stadt Wittenberg das Patronatsrecht über die Kirche Dobien aus. Wann dieses Recht vom Hospital an die Stadt übergegangen ist, bleibt offen. (3) (1)Paul Grimm „Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg“, Berlin 1958. (2) A.M. Meyner „Geschichte der Stadt Wittenberg“, Dessau 1845. (3) Paul Hinneburg „Der Dobiener Wallberg“, Wittenberger Tageblatt vom 1. und 2. Februar 1936
Günter Göricke
1941.07.31. Wittenberger Tageblatt
Vom Mummelsee, Riesen- und Wallberg
Ein kleiner Streifzug durch die Fluren unseres Heimatkreises, er stammt aus der Feder von Konrektor i.R. Arno Stadelmann Wer kennt von den Wittenbergern den Mummelsee? Wo liegt er? Was ist mit ihm? Er liegt dicht bei Reinsdorf in dem ehemaligen Rothemärker Wald. Er ist kein mehrtausendjähriges Gewässer, sondern das Bett eines in den siebziger (1870er) Jahren eröffneten und nach einigen Jahren wieder eingestellten Kohlentagebaus. Die Kohle wurde auf Feldbahnen nach der Verladestelle an der Belziger Straße gebracht und auf Wagen weiterbefördert, sogar bis Dessau. Der Riesenberg liegt auf der Wittenberger Tonmark, von Wittenberg aus westlich der im Jahre 1867/68 gebauten Belziger Landstraße. Die kleine Anhöhe war früher dicht mit wilden Rosen- und Schlehensträuchern bewachsen. Vor Zeiten lebte in hiesiger Gegend ein Mann, zwar schwachsinnig, aber mit Riesenkräften ausgestattet. Man nahm ihn in Anspruch bei besonders schwierigen Arbeiten, z.B. beim Heben von großen Natursteinen oder zur Beseitigung von Eichen aus dem Sumpfgebiet. Im dichten Gesträuch des Berges hatte er sein Nachtlager aufgeschlagen, er der Riese, wie er allgemein genannt wurde, und nach ihm hat der Berg seinen Namen. – Dies nach mündlicher Überlieferung. Im Jahre 1860errichtete der Wittenberger Gastwirt Mittmann hier oben eine Gastwirtschaft. Der jetzt auch verfallene Bierkeller befand sich an der Nordseite des Hanges. Im Jahre 1864 bewirtete der Wirt die aus dem Dänischen Kriege heimkehrende Artillerie. Nach mehreren Jahren stellte er den Betrieb ein und ließ das Gasthaus abbrechen. Auf dem Berge wächst die seltene Küchenschelle – Pulsatilla vulgaris. Diese Giftpflanze steht unter Naturschutz. Der Wallberg in Dobien auf dem Albrecht der Bär eine Burg bauen und mit einem tiefen Wallgraben umgeben ließ, ist heute unter Denkmalschutz gestellt. Auf dem Berge pflanzte der Fabrikbesitzer Eduard Schumann – Dobien acht Eichen. Von diesen hat man die Mittelste beseitigt. Und so trägt man sich mit dem Gedanken, wie ich hörte, den Berg in „Siebeneichenberg“ umzutaufen! Weshalb denn? Die Burg wurde bewohnt von den Rittern van (es steht „van“ geschrieben) Dobbin – Tobin – Tobbyn. Da diese Herren die Wittenberger Kaufleute auf ihrem Zuge nach Belzig – Brandenburg und von dort zurück öfter überfielen und beraubten, zog eine stark bewaffnete Wittenberger Bürgerschar nach Dobien und zerstörten die Burg. Die Ueberreste haben die Einwohner gewiß zum Bauen ihrer Gehöfte benutzt. Aus einem Teil der Ueberreste wurde eine Wallfahrtskapelle gebaut, die viel besucht wurde. (Lies Pfarrer Bölke: „Nöte des Flämings.“) Viele der Herren von Dobien waren später hohe geistliche Würdenträger, andere reiche Kaufherren. Letztere haben sich später in Estland angesiedelt. Zuletzt waren sie als Landschaftsräte tätig. Während des Weltkrieges (gemeint ist der 1. Weltkrieg) mußte der letzte des Geschlechts das Land verlassen.