Gebauer, Olga (1858 – 1922)
Gründete deutschen Hebammenverband, studierte hier am Hebammenlehrinstitut
Bertha, Malvina Olga Mangelsdorf
(verheiratete Gebauer) erblickte am 14. März 1858 in St. Petersburg das Licht der Welt. Ihr Vater, der aus Halle/Saale stammte, war Ingenieur und hatte in dieser russischen Stadt eine Fabrik aufgebaut. Nach wenigen Jahren verstarb er jedoch. Die Mutter musste mit den Kindern binnen weniger Tage die Stadt St. Petersburg verlassen. Sie kehrte nach Halle zurück, wo sie jedoch nach vier Jahren ebenfalls verstarb. Die kleine Olga fand bei ihrer Tante in Berlin ein neues Zuhause.
Im Jahr 1875 meldete sich das hochbegabte Mädchen zum Lehrerinnenexamen in Leipzig an. Das bestand sie bereits im Februar 1876. Im August des gleichen Jahres trat sie eine Stelle als Erzieherin auf einem Rittergut in der Nähe von Schwarzburg/Thüringen an. Dort begleitete sie oft Landhebammen zu den Gebärenden und musste erkennen, wie traurig es um diesen schönen Beruf bestellt war. In ihr wurde der Wunsch wach, ebenfalls Hebamme zu werden.
Am 16. August 1880 heiratete Olga Mangelsdorf. Sie zog mit ihrem Mann zunächst in die Nähe von Breslau, schenkte dort zwei Kindern das Leben, dann übersiedelte die Familie nach Berlin.
Nach reiflicher Überlegung und Abstimmung in der Familie nahm sie im Oktober 1884 in Wittenberg das Hebammenstudium auf. Am 27. März 1885 bestand sie ihr Examen mit guten Noten. Ihr besonderer Dank galt Geheimrat Dr. Ottmar Wachs, dem Leiter des Hebammenlehrinstituts, der ihr den Weg in ein aufregendes Berufsleben ebnete.
Olga Gebauer war dann Oberhebamme an der Charité in Berlin. 1886 gründete sie die Berliner Hebammenzeitung. Sie war die Initiatorin und maßgebliche Organisatorin bei der Gründung des deutschen Hebammenverbandes.
Ihre Ausbildungsstätte in Wittenberg besuchte sie im September 1893 noch einmal. Sie starb am 1. Mai 1922 nach einem erfüllten und kämpferischen Berufsleben in Berlin.
Eine Gedenktafel befindet sich am Haus Schlossplatz 3
Quellen:
J. Gebauer: Erinnerungen an Olga Gebauer, Osterwieck 1930.