Der „Fladenkrieg“
Zur Regierungszeit Soliman II (1520 – 1566) hatte das Osmanische
Großreich seine größte Ausdehnung erreicht.
Die Türken hatten Serbien, Griechenland, Bosnien, Albanien, die Krim, Armenien, Mesopotamien, Syrien, Ägypten, Belgrad und Ungarn erobert und standen 1529 vor den Toren Wien’s.
Sie bedrohten damit unmittelbar die Interessen des deutschen Kaisers und der deutschen Länder. Über Jahrzehnte wurde deshalb zur Ausrüstung und Bewaffnung von Heeren in den deuten Ländern eine sogannte „Türkensteuer“ erhoben.
Im Zuge der Erhebung dieser Steuer kam es 1542 zwischen unserem
Wittenberger Kurfürsten Johann Friedrich dem Großmütigen und dem Herzog Moritz von Sachsen zu einem Regalienstreit, der mit den Waffen entschieden werden sollte. Regale waren königliche Rechte, die im Mittelalter vom Kaiser an die Landesherren übergeben wurden, so z.B. die Einziehung von Steuern zugunsten des Kaisers; in diesem Falle des Einzugs der Türkensteuer. Man war sich nicht einig darüber, wer das Sagen haben und die von den Ständen bewilligten Steuern in welchen Territorien einziehen sollte. So blieb „nur“ die Möglichkeit einer bewaffneten Auseinandersetzung.
Der Kurfürst bot eiligst das Landvolk auf, das Fußvolk und die
Reisigen, beorderte sie nach Grimma und der Herzog tat ein gleiches.
Am Karfreitag zogen 50 Wittenberger Bürger mit bester Wehr und
Geschützen, mit 105 großen und 988 kleinen Kugeln, einem Fähndrich, zwei Webeln, mit Trommelschläger und Pfeifer in den „Krieg“. Hinzu kamen nooh Fußknechte aus den Ämtern. Sie erhielten für den Marsch 1 Faß Bier und 35 Schocke (1 Schock war eine feine Mark).
Für diese Heerfahrt zahlten die Wittenberger Bürger Hundert
Gulden Vorschuß.
Brauberechtigte z.B. 10 Groschen, Vorstädter 4 Groschen.
In letzter Minute mischte sich der Landgraf Phillip von Hessen
in den unnötigen Streit ein und Luther unterstützte ihn dabei.
Gemeinsam konnten sie die Streithähne am Ostertage besänftigen.
Die angesammelten Heere zogen dann bereits am folgenden Mittwoch in die Heimat entlassen zurück und konnten froh und erleichtert einen Sieg der Vernunft feiern.
„Die frohen Hausmüttter bereiteten jetzt den ausgesetzt gebliebenen Osterfladen und die Heimkehrenden, die ihn frisch fanden, scherzten über den siegreichen Fladenkrieg“,
berichtete ein Zeitzeuge.
Dr. Senst
Andere Quellen berichten:
Der Fladenkrieg, in der Geschichte des 16ten Jahrhunderts, eine scherzhafte Benennung des Krieges, zu welchem sich 1542 Churfürst Johann Friedrich von Sachsen und Herzog Moritz, wegen des Stiftes Wurzen, gegeneinander rüsteten, weil die Truppen, als sie am Sonnabende von Ostern durch Vermittelung des Landgrafen von Hessen wieder aus einander gingen, überall mit Osterfladen beschenket wurden.