Wie bereits im Januar gemeldet, wurde in kurzer Folge ein weiterer Einbaum gefunden und nach Wittenberg überführt.
Es ist der dritte Fund dieser Art in unserer näheren Umgebung, nachdem im Sommer 1976 Schüler der POS Kemberg bei Meliorationsarbeiten zur Trockenlegung der Elbaue östlich von Kemberg Teile eines Einbaumes entdeckten.
Dieses Fundstück wurde durch das Wittenberger Stadtgeschichtliche Museum inventarisiert und als Leihgabe dem Coswiger Museum überlassen. Hier wurde auch die Konservierung vorgenommen.
Der zweite Fund vom November des Vorjahres hat nun seinen festen Platz im Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden, Japanisches Palais, gefunden.
Dieses Museum ist zuständig für Bodenfunde der Bezirke Dresden, Karl-Marx-Stadt (jetzt Chemnitz) und Leipzig, und der Fundort liegt zwar unmittelbar an unserer Kreisgrenze, aber nach genauer Prüfung im Bezirk Leipzig.
Zwischenzeitlich sind die abschließenden Maßnahmen zur Konservierung eingeleitet und Holzproben zur genauen Altersbestimmung mittels Radiocarbon-Methode nach Berlin geschickt worden.
Aus Priesitz kam ein weiterer Hinweis, dass im Priesitzer See (ein alter Elbarm) bei Baggerarbeiten ein weiterer Einbaum freigelegt wurde. Es ist nun schon der dritte in unserer Umgebung.
Zunächst hat man diesem Holzstück keine weitere Bedeutung beigemessen, und so schwamm es einige Zeit unbeachtet im See.
Da sich Holz auch noch anderweitig, z. B. für Brennzwecke, verwenden lässt, interessierte man sich dafür näher.
Unschwer war bei genauer Betrachtung zu erkennen, dass dieses Fundstück von Menschenhand bearbeitet war und sich gleiche Merkmale der bereits beschriebenen Funde zeigten, so z. B. die Ausbildung der Spatenkonstruktion im vorderen Teil und die Stärke des Bodens.
Die Länge des Fundstücks beträgt 3 560 mm und die größte Breite 425 mm, die Bodenstärke 70 mm.
Folgende besondere Merkmale kennzeichnen diesen Fund:
Das Material ist nicht wie bei Vergleichsstücken aus Eiche, sondern aus einem Nadelholz. Die Farbe lässt Lärche vermuten.
Das Vorderteil des Gefährtes ist nach oben geschwungen, um eine günstigere Lage auf dem Wasser zu erreichen.
Dieser 260 mm hochgezogene Bug könnte auch gleichzeitig die Höhe der Seitenwände gewesen sein. Der Zustand ist unterschiedlich, denn von der Gesamtbreite sind einseitig 10 cm stark zersetzt.
Daraus kann geschlussfolgert werden, dass die Bodenzusammensetzung recht unterschiedlich war, denn schließlich wurden Erdmassen in einer Tiefe von 1,20 m ausgebaggert, bevor der Einbaum Auftrieb bekam.
Dieser Fund ist inzwischen sichergestellt, und die Fundmeldung wurde dem Landesmuseum für Vorgeschichte Halle zugestellt.
Es bleibt zu hoffen, dass der Empfehlung des Kreispflegers für Bodenfunde, diesen Einbaum der Heimatstube Pretzsch zu übergeben, stattgegeben wird.
Bei dieser Gelegenheit noch ein wichtiger Hinweis, den alle Leser beherzigen sollten:
Bei sämtlichen Bodenfunden ist der Finder verpflichtet, das zuständige Museum oder den Kreispfleger für Bodenfunde umgehend zu informieren.
Karl Jüngel †
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aus: Freiheit vom Februar 1983