Fische hatten für Wittenberg schon immer einen hohen Stellenwert. Nicht umsonst findet sich ein Fisch im Wappen der Stadt.
Welche Fische tatsächlich in den Gewässern rund um die Stadt, in der Elbe, in Flüssen, Seen und Tümpeln leben, hat Uwe Zuppke bis zur Wende teilweise nur ahnen können, denn Angel, Kescher und Netz als Fangmethode brachten nur Zufallsfunde ans Licht.
„Die Elektrofischerei, mit der man die Tiere betäubt und dann genau bestimmen und zählen kann, gab es zu der Zeit nur im Westen“, erin-nert er sich.
In seinem neuesten Buch
„Die Fischfauna der Region Lutherstadt Wittenberg“
gibt Zuppke nun einen Überblick über das Leben im Wasser.
Denn mittlerweile sind Arten und Häufigkeit relativ gut erfasst.
47 verbreitete Fischarten hat Zuppke nachweisen können, von Karpfen, Blei und Hecht bis zu Kleinfischen, die für Angler meist uninteressant sind.
Dazu zählen etwa Grundfische wie das seltene Bachneunauge, die Schmerle und der Gründling.
„Schon als Kind habe ich in Bächen und Tümpeln gekeschert, einige der letzten gibt es gar nicht mehr“, erzählt Uwe Zuppke.
Seit den 80er Jahren, mit der Gründung eines neuen Arbeitskreises in Berlin, begann die systematische Erfassung der Fischfauna.
„Ich war der Einzige aus dem Bezirk Halle.
Damals haben wir ein erstes großes Bild zusammengetragen, welche Fische es wo gibt.
Dieses Bild ist mittlerweile kontrastreicher geworden.
Unter den Arten, die Zuppke und viele ehrenamtliche Naturschützer, Angler und andere an der Natur Interessierte zusammentragen konnten, finden sich mit Karausche, Schlammpeitzger, Nase und Moderlieschen auch selten vorkommendere Arten.
Bei anderen wie dem Lachs gibt es vor allem historische Aufzeichnungen.
Wer Uwe Zuppke weiß, dass er sich mit der Aufzählung dessen, was ist, nicht zufrieden gibt.
So fehlt in seinem Buch natürlich nicht, dass 1993 Angler zwei Piranhas aus der Elbe zogen. Und er fügt ein kleines Kapitel mit in der Region vorkommenden Muscheln und Krebsen an.
Es gebe hier einen der in Deutschland sehr seltenen Bestände an Edelkrebsen, ergänzt er.
Dazu kommt eine detaillierte Auflistung der Gewässer sowie die frühere und aktuelle Gefährdung der Fischbestände durch Einleitung von Abwässern, Bauwerken wie Staue und Wehre oder auch die maschinelle Reinigung.
Welche aktuellen Aufgaben es gibt, wurde an der Erneuerung der
Brücke über den Krähebach an der Belziger Chaussee deutlich.

Foto: Dr. Zuppke
Bei einer Untersuchung im Vorfeld der Baumaßnahme wurde dort in der Umgebung das seltene Bachneunauge gefunden.
In Abstimmung mit dem Landesbetrieb Bau wurden der Bereich der Brücke sowie zehn Meter in jede Richtung abgefischt, dank des Elektrofischgerätes wurden 161 Bachneunaugen herausgenommen, die nach der Verlegung neuer Röhren für den Durchlass ein Stück stromaufwärts wieder eingesetzt wurden.
„Mein Buch soll helfen, die Akzeptanz für die Fische der Region zu erhöhen“, wünscht sich Uwe Zuppke.
„Und das nicht nur für gut schmeckende.“
Mit dem Band über die Fischfauna rundet der Autor seine Veröffentlichungen über die natürlichen Lebensräume der Region Wittenberg ab.
Erschienen sind bisher in gleicher Ausstattung
– „Die Aue der Biber, Störche und Ur zeitkrebse“ sowie
– „Die Vogelwelt der Region Wittenberg“.
Und die Ideen gehen dem Wittenberger nicht aus.
– „Lurche und Kriechtiere locken schon noch“, verrät er.
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aus: Mitteldeutsche Zeitung vom 28.01.2011