Im Oktober 1996 trafen sich etwa 45 Mitglieder des Heimatvereins sowie interessierte Bürger zu einem Spaziergang durch die Parkanlagen Wittenbergs.
Sachkundig wurde über Denkmäler sowie Baumarten zwischen Schwanenteich und der Luthereiche informiert.
***
Durch die Entfestigung und laut Beschluss vom 19.11.1878 sowie den damit verbundenen Aufschüttungen gestaltete der Major a. D. und Stadtrat Fritz Eunicke herrliche Parkanlagen in einer Größenordnung von ca. 31 ha.
Der Schwanenteich hat ein etwa 5 m hohes Ufer und ist 1,75 bis 2,50 m tief.
An der südwestlichen Ecke des Schwanenteiches erinnerte einst ein Denkmal an Karl Steinert, welcher am 9. Dezember 1883 vergeblich den Versuch startete, vier im Eis eingebrochene Kinder zu retten.
Er bezahlte selbst mit dem Leben.
Des Weiteren erinnerte eine Sandsteinehrengedenktafel vom Jahre 1921 an den Kaufmann und Stadtrat Paul Leonhardt.
Vorbei an Spitzahorn, Ulme, koreanische Pappel, Linde, Sumpfzypresse, Pyramidenpappel, kleine Pyramideneichel, mehreren Schwarz- oder Roterlen kommen wir zur Terrasse mit Freitreppe und Schmuckbrunnen ein Geschenk des Fabrikbesitzers Theodor Heydrich im Jahre 1910 an die Stadt.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Schwanenteiches befindet sich die 1930 erbaute Knabenschule im Bauhausstil.
Früher stand dort ein Birkenwäldchen.
Weiter geht es an einem 1949 aus China kommenden Urweltmammutbaum – oder chinesisches Rotholz genannt- vorbei, welcher neben einer Trauerweide und einem folgenden Feldahornbaum steht.
Alle Bäume haben das stattliche Alter von 90 bis 100 Jahre.
Angekommen am östlichen Ufer des Schwanenteiches befand sich das Tauentzien-Denkmal zum Gedenken an 157 gefallene Offiziere, 6 686 Unteroffiziere sowie Mannschaften.
Ebenfalls gab es an dieser Stelle ein Phillip Müller-Denkmal, welches nach Einspruch und Protest der Mutter stillschweigend beseitigt wurde – Phillip Müller wurde bei einer Demonstration der KPD im Ruhrgebiet erschossen und wurde somit von der DDR als Vorbild geehrt.
Heute ziert hier ein Blumenbeet.
Als lustige Episode erzählte uns Herr Richter, wie ein gewisser Chefarzt Kord nachweisen wollte, dass man das Geschlecht der Kinder bereits vor der Zeugung bestimmen und nachweisen kann.
Er baute ein Haus am Schwanenteich das Kinderhaus daneben mit Storchennest.
Er zeugte 6 Jungen und dann 6 Mädchen.
Am Weg zum Bistro steht eine stachellose Robinie, oder richtig japanischer Schnurbaum.
An der Straße vor dem Bistro befindet sich eine amerikanische Roteiche.
Wir kommen zu einem 1868 erbauten Gebäude, der Dänen-Wagenhalle. Nach dem 1. Weltkrieg befand sich hier:
– 1920 Kohlenhandlung Lorenz,
– 1936 Kohlenhandlung G. Schmidt,
– 1948/49 Erich Bachmann „Eisen- und Röhrengroßhandlung“,
– 1960 PGH Elektro und
– bis zur Wende das Grünflächenamt.
– Ab 1994 erfolgte der Umbau und
– am 1.9.1995 die Eröffnung des Jugendhauses Pferdestall.
Hier finden Konzerte, Ausstellungen, Theater, Arbeiten mit Behinderten und Aussiedlern, sowie Freizeitgestaltung statt.
Eintritt ist für 14 bis 27jährige.
Gegenüber der Jugendfreizeitstätte wachsen Zerreichen.
Nun kommen wir zum sogenannten Amselgrund.
Vor dem Park steht das 1886 erbaute Gymnasium.
Im Januar 1888 wurde es eingeweiht und am 15.2.1897 erhielt es den Name Philipp Melanchthon anlässlich dessen 400. Geburtstages. Vor dem Gymnasium stehen Blutbuchen und links eine Pyramideneiche.
Am Parkeingang gegenüber des Gymnasiums, steht eine der etwa 100 Jahre alten Rotbuchen und links vom Parkeingang ein Bergahorn.
Doch kommen wir wieder zum Amselgrund.
Gleich links im Rondell steht eine Weißbuche und rechts neben dem Weg zum Gymnasium ein Silberahorn. Gleich daneben wächst eine amerikanische Roteiche.
Etwas weiter gegenüber der Schlittschuhbahn wächst ein Weißdorn mit roten Früchten, den sogenannten Mehlbeeren.
Früher gab es hier einen Parkwächter mit Namen Henze.
Ihm begleitete stets ein Hund.
Auf der rechten Seite sehen wir über der Straße eine adventistische Kirche später Babtistische-Freikirche.
An der Ecke der Kupfergasse befand sich die Druckerei von Hans Luft. Gegenüber der Kirche am Parkeingang steht eine Platane ein ahornähnlicher Baum (Rinde geht ab).
Wir gehen durch den Park in Richtung Lutherstraße.
Auf der rechten Seite des Weges sehen wir einen Hahnenfußdorn mit großen roten Früchten und gebogenen großen Stacheln. Schneebeerensträucher, auch als Knallerbse bekannt, zieren den Weg. Diese sind giftig, was allgemein nicht bekannt ist.
Den Amselgrund verlassen wir und kommen in die Lutherstraße, in der Lindenbäume wachsen.
Der Straßenname müsste demnach umgetauft werden!
Es geht weiter rechts um die Ecke und wir befinden uns in der Friedrichstraße, der ehemaligen großen Friedrichstraße.
Ende des 19. Jh. wurden hier die bekannten Muths Konzert-und Festsäle (2016 abgerissen) gebaut.
Sie waren Hotel und zugleich Gasthof.
Heute ist es das Kultur- und Tagungszentrum (KTZ).
Im Jahre 1893 entstand gegenüber die damalige Reichspost.
An der südlichen Giebelwand befindet sich das Wilhelm Weber-Denkmal (Zusammen mit Gaus, Erfinder der elektrischen Telegrafen).
Gleichfalls in der Fleischerstraße, steht ein Trompetenbaum.
Der Stamm ist bewachsen mit Efeu. Er trägt große Blüten wie eine Trompete.
Nun stehen wir wieder vor dem Postgebäude. Gleich rechts hinter der Bushaltestelle sehen wir eine Sumpfeiche, rechts daneben ein Schnurbaum und dahinter eine Roteiche.
Dieser Park nennt sich der Postgrund.
Kommen wir zum Park am Kulturhaus – dem Muthsgrund.
Direkt vor dem KTZ steht eine gefüllte Vogelkirsche, eine Kastanie und recht daneben eine Platane.
Gehen wir den Weg hinunter, so entdecken wir auf der linken Seite gleich einen Urweltmammutbaum. Trauerweiden stehen entlang des Baches.
Das Wasser kommt aus dem Trajuhnschen Bach.
Rechts des Weges zur Eisdiele steht vor der Mauer eine Sumpfzypresse. Die Wurzeln schauen wie kleine Zwerge aus den Boden.
Wir sehen zum Bunkerberg hinüber, wo ein zentnerschwerer Findling aus dem Garten des Kräutergärtners Schwarz 1911 als Kriegerverein-Denkmal (Kolonialkrieg) stand.
Die Ehrung betraf erschossene Fremdarbeiter im Krieg in China und Südwestafrika.
Neben dem Parkplatz sind noch einige Stufen zu sehen. Nach 1945 wurde dieser Stein entfernt und nach Abtsdorf gebracht und dort vor der Schule postiert.
Wir bleiben auf der linken Seite der Straße und gehen Richtung Luthereiche.
Rechts neben der Bushaltestelle befindet sich eine hängende Form der Eiche.
Nun gehen wir über die Straße und stehen auf einem kleinen Platz mit einer schönen Anlage, umgeben von einer niedrigen Sandsteinmauer.
Diese zeigt an der Außenseite das Wappen Luthers (Rose, Herz, Kreuz), mit der Bezeichnung „Luthereiche„.
Auf der Innenseite unter dem Stadtwappen steht geschrieben:
„Zur Erinnerung an die Tat Dr. Martin Luthers
am 10. Dezember 1520„.
Er verbrannte neben einigen Ausgaben des kanonischen Rechtsschriften von Eck und Emser die päpstliche Bannandrohungsbulle.
Studenten folgten Luther zu dieser demonstrativen Abwendung von der katholischen Kirche.
Von dieser Tat sollte eine Eiche künden.
Wann und von wem die 1. Eiche gepflanzt wurde, weiß niemand und 1813 wurde diese Eiche von den Franzosen gefällt.
Am 25. Juni 1830, anlässlich des 300. Jahrestages der Verlesung der Augsburger Konfession wurde die 2. Eiche gepflanzt.
Diese Eiche wurde am 25. Dezember 1904 wahrscheinlich von zwei Männer (ein großer und ein kleiner) zu ¾ mit einem Nageleisen oder einer Brechstange sowie einer Säge verletzt.
Zur Ergreifung der Täter waren 100 M ausgesetzt, trotzdem wurde niemand erwischt.
Bis heute steht diese Eiche noch, sie hat sich zwar etwas erholt, ist jedoch trotz alledem im Absterben.
Dies ist auf die alte Gasniederdruckleitung (Gussrohre mit Werk, Teer und Blei verstemmt), die neu verlegten Telefonleitungen (Wurzeln abgehackt) sowie die Asphaltdecke der Straße zurückzuführen und nicht auf das Ansägen der Eiche.
Entwicklung der Eiche trotz aller Widrigkeiten:
– Umfang 1904 3,00 m, (1,72 m Schnittstelle in 1 m Höhe),
– 1955 3,70 m,
– 1979 3,98 m
– am 25.11.1983 wurde die 3. Eiche gepflanzt.
In der Mitte des 1925 gestifteten kleinen Parks befindet sich ein Schmuckbrunnen und nördlich davon eine Ruhebank.
Beides waren Geschenke des Stadtrates a. D. Paul Friedrich, worauf eine am Brunnen angebrachte Tafel hinweist.
Die Lehne der Ruhebank enthält folgende linschrift:
„Habe stets Gutes im Sinne. Halte dich zu gut, Böses zu tun.“
Zur Erinnerung an die ruhmreiche Schlacht am 2. September 1870 steht gegenüber der Luthereiche die Sedaneiche (Friedenseiche).
Hella Weide
***
aus: Archiv des HV WB