Lucas Cranach

Es kann nicht Aufgabe dieses Beitrages sein, alle Gedenktafeln zu verdeutlichen. Wer einen umfassenden Überblick gewinnen will, greife zu dem Band über Gedenktafeln von Heinrich Kühne, der in der heimatgeschichtlichen Reihe des Stadtgeschichtlichen Museums erschienen ist.

Am Gebäude des ehemaligen Fridericianums – unmittelbar am Portal erinnert eine steinerne Gedenktafel an Professoren und Studenten der weit über unsere Grenzen berühmten Wittenberger Universität.
So lesen wir den Namen des ersten Rektors der Wittenberger Universität Martin Pollich von Mellerstadt, Leibarzt Friedrich des Weisen. Wir werden erinnert an Andreas Bodenstein, der unter dem Namen Karlstadt zu den bürgerlich-radikalen Reformatoren zählte, erst Anhänger und später Gegner Luthers.
In der bescheidenen Auswahl berühmter Professoren wäre noch Giordano Bruno zu erwähnen.

Von den aufgeführten Studenten – ebenfalls nur eine bescheidene Auswahl – müssen besonders Ulrich von Hutten, Johann Christian Günther, der bedeutende Lyriker der deutschen Frühaufklärung (Leonore Lieder) und Novalis – ebenfalls ein bedeutender Lyriker – erwähnt werden.

Unser Weg führt durch die Collegienstraße, wo zahlreiche Gedenktafeln an berühmte Bürger der Lutherstadt erinnern.
So erfahren wir, daß der Physiker Johann Daniel Titus bei Wittenberg erstmalig einen Blitzableiter baute;
einige Häuser weiter lebten und wirkten die Brüder Schurff, Hieronymus als Jurist Anhänger Luthers und dessen Rechtsbeistand in Worms, Augustin als Medizinprofessor Luthers Arzt.
Im Haus Nr. 7 wohnte der bekannte Liederdichter Paul Gerhardt, ein standhafter Lutheraner, der wegen Eintretens für Gewissens- und Kanzelfreiheit Verfolgungen erleiden musste.

Wenigen Wittenbergern ist bekannt, daß Gotthold Ephraim Lessing in der Nähe des Holzmarktes (Mittelstraße 61) einst wohnte, eine bescheidene Gedenktafel erinnert daran.
Der Besucher versäume nicht, das Geburtshaus des berühmten Physikers Ernst Florens Friedrich Chladni in der Mittelstraße 5 aufzusuchen.
Er entdeckte 1787 die nach ihm benannten Klangfiguren.

An der Südseite des Marktes erinnern Gedenktafeln u. a.
an das Geburtshaus Lucas Cranach d. Jüngeren und an die bedeutenden Buchhändler der Reformationszeit Samuel Selfisch und Christoph Schramm.

In der Schloss Straße beginnt unser Aufsuchen am Cranach-Haus (Schlossstraße 1), wo die Stadt dem „Maler zu Wittenberg“ eine besondere Gedenktafel aufstellen ließ.
Unweit davon werden wir an den Bauernführer Thomas Müntzer erinnert.
Das Haus Schloss Straße 10 erinnert an den Physiker Wilhelm Eduard Weber. Hier wurde der Erfinder des ersten elektromagnetischen Telegrafen – zusammen mit Gauß – geboren.

Wir beenden unseren Weg auf dem Schlossplatz.
Kurz vor der Schlosskirche erhalten wir Hinweise für den Aufenthalt des Bauernführers Florian Geyer in Wittenberg, wir lesen, daß hier Johann Friedrich Böttger – Erfinder des europäischen Porzellans 1701 in Schutzhaft war.
Gegenüber erinnern Gedenktafeln an König Karl XII. und an den Russischen Zaren Peter der Große.
Eine besondere Denkwürdigkeit ist am gleichen Ort die Erinnerung an den Freiheitskämpfer Ferdinand von Schill.

Man kann über die Form und Gestaltung der Wittenberger Gedenktafeln streiten, dennoch erfüllen sie ihren Zweck,
was wir Tag für Tag erleben.

Dr. E. Scheffler

aus: Ansporn vom 13.01.1984

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weitere Info, unter: Lucas Cranach der Ältere