In einer Berliner Monatsschrift vom September 1788 kann man lesen:
„Taufnamen deutscher Kinder sollen deutsch seyn.“
Um zu dieser Feststellung zu kommen, müssen schon damals Tendenzen vorhanden gewesen sein, daß man fremde Namen aus anderen europäischen Ländern den Kindern gab. Denn jede Generation kennt ,“ihre“ Vornamen, so daß man in manchen Fällen das Alter des Namensträgers auf den Kopf zusagen kann, zu welchem Jahrgang er gehört. Heute tragen die Massenmedien wesentlich zur Verbreitung von Vornamen bei, ohne daß die Eltern manchmal wissen, wie der fremde Name eigentlich richtig geschrieben wird.
Es ist ein weiter Weg der Wittenberger Namensgebung,
ehe man wie aus einer Pressenotiz hervorgeht
– im Jahre 1991 als Spitzenreiter bei den Jungen Patrick, Martin, Florian, Philipp und Mark (oft mit Abwandlungen) findet, während die Mädchen an der Spitze mit Stephanie, Sarah und Jessica folgen. In deutschen Landen ist es aber sehr unterschiedlich, da führten anderswo Christian, Daniel und Alexander, in Görlitz Susanne (Susan), Stefanie, Doreen und Martin und Sebastian.
Schon 1987 lagen in Berlin Benjamin, Christian, Alexander und Patrick an der Spitze, gefolgt von Franziska, Jennifer, Julia und Sarah bei den Mädchen. In Österreich war der beliebteste männliche Vorname 1986 Michael und bei den Mädchen Daniela, Claudia, Sandra, Elisabeth und Andreas.
Als Historiker untersuchte ich die Vornamen der Wittenberger Jungen von 1466. Damals führte unter 48 Vornamen der Hans vor Peter, Gerd, Matheß, Andreas und Jacob. 1566 lag er immer noch an der Spitze, doch Andreas rutschte hoch, gefolgt von Georg, Martin und abgeschlagen Peter. Hundert Jahre später (1666) führte immer noch Hans, doch Martin kam danach, dann Andreas, Georg, Michael, Christian und Christoph. 1766 sprang Gottfried an die Spitze, Christian zog nach, dann Christoph, Gottlieb, Friedrich, Andreas, Martin war abgeschlagen.
Nach dem Anschluß unseres Heimatgebietes an Preußen 1815 wurde man königstreu und so lag an der Spitze Wilhelm,
dann kam Carl. Als Nachklang an die schöne sächsische Zeit folgte August, während die nächsten Plätze Hermann, Paul und Otto belegten. Im Jahre 1900 hatte sich nicht viel geändert, zwar finden wir Otto oben, doch dann wieder Friedrich, Wilhelm, Hermann,
doch schon Richard, Walter, Willy und Karl. Zehn Jahre später (1910) springt Kurt nach oben, gefolgt von Walter, Otto, Erich
und Hermann. Heinz, Kurt, Helmut, Gerhard, Herbert, Erich und Werner sind die meisten Jungennamen im Jahre 1920, dann folgen von oben an 1930:
Günter, Gerhard, Werner, Wolfgang, Heinz und Horst. 1940 führt Wolfgang die Liste an, Günter, Peter, Man-
nemmam, nemz, nuit, nemmut, στι hard, Herbert, Erich und Werner sind die meisten Jungennamen im Jahre 1920, dann folgen von oben an 1930:
Günter, Gerhard, Werner, Wolfgang, Heinz und Horst. 1940 führt Wolfgang die Liste an, Günter, Peter, Manfred, Horst, Karl-Heinz und Dieter folgen, während 1950 Manfred die Spitze hält, gefolgt von Reinhard (Rainer), Wolfgang, Bernd, Hans-Joachim und Klaus. Jetzt kommt 1966 Thomas hoch und Frank, Steffen, Maik, Andreas, Matthias und Torsten.
Man soll aber die Vornamen in der Familie nicht verhunzen, sonst geht es dem Träger so, wie Andreas Schulze aus Kropstädt, der im „Wittenberger Kreisblatt“ 1836 folgende Anzeige veröffentlichte: „Da ich nicht ferner dulden mag, daß mein Taufname Andreas in Geigdres verwandelt und somit verunstaltet wird, so erkläre ich hiermit öffentlich, daß ich demjenigen, der sich künftig dieses Ausdrucks wieder bedienen wird, gerichtlich belangen werde.“
aus: Elbe-Elster-Rundschau vom 01.01.1992
zurück zu Wittenberg – Geschichte und Geschichten