40 Jahre „Haus des Handwerks“
Am 06. März 1952 bezog die Kreisgeschäftsstelle der Kreishandwerkskammer Wittenberg ihre neuen Diensträume, am 01. Nov. 1952 wurde das gesamte Haus als „Kulturhaus Hans Sachs“ eröffnet. Zu diesen Anlaß spielte das Kulturorchester Wittenberg unter der Leitung von Erich Pieske, damals Musiklehrer am Melanchthon-Gymnasium.
Die Wittenberger Handwerker hatten sich damit auf dem Standort der durch den 2. Weltkrieg zerstörten „Villa Diana“ eine langersehnte Heimstatt geschaffen.
Einiges zur Baugeschichte
Am 29.Okt.1948 wurde durch die Wirtschaftskommission das Vorhaben der Handwerker bestätigt; Meister, Gehilfen, Frauen von Handwerkern und die Lehrlinge und Lehrer der Gewerblichen Berufsschule Wittenberg putzten zehntausende Steine, vor allem von der Ruine des durch Bomben in 2. Weltkrieg zerstörten Filmtheaters „Filmburg“.
Hier wurden auch die notwendigen Träger geborgen. Der Rat der Stadt schenkte dazu ein Stück Gelände für die Grundstücksbegradigung. Zur Finanzierung führten die Handwerker einstimmig für alle Gewerke eine Pfennig-Spende ein; ein Teil davon ging aber durch die Währungsreform bald wieder verloren.
Und dennoch: am 1. Januar 1950 wurde die erste Dienststelle im noch erhaltenen Hofgebäude der alten Villa eröffnet. Die Grundsteinlegung erfolgte am 20. Januar 1950.
Gebaut wurde nach dem Entwurf des Wittenberger Diplomarchitekten Naumann.
In der heutigen Eingangshalle befindet sich der vom Bildhauer-Obermeister Richard Kraatz gestiftete Grundstein, in ihm befindet sich eine Kupferkapsel mit aktuellem Inhalt zur Zeit der Grundsteinlegung, gestiftet vom Klempner-Obermeister Winkler. Im weiteren Bauverlauf gab es dann riesige Schwierigkeiten, vor allem fehlten 100 cbm Bauholz; schließlich half die Forstwirtschaft, die Bauleitung wechselte, die Baumeister Bielitz und Arndt führten den Bau aber schließlich weiter und die Landeshandwerkskammer mußte finanziell unterstützen, damit eine Vollendung überhaupt möglich wurde.
Die Firma Gresse & Co. unterstützte kostenlos, als die Träger in den Stockwerken aufgelegt werden mußten. Schließlich konnte dann am 11.Okt.1950 das Richtfest gefeiert werden.
Der Polier der Firma Arndt sprach den Richtespruch.
Noch vor dem Winterbeginn wurden dann die Dachziegel, dank des Einsatzes von Dachdecker-Obermeister Karl Tubandt eingehängt und der Bau ruhte dann bis zum Frühjahr 1951. Im weiteren Bauablauf besorgte der Klempnermeister Emil Welzel die Klempnerarbeiten, der Glaser-Obermeister Paul Dümichen fertigte die Fenster und Türen; alle Doppelfenster wurden kostenlos von ihm und seinen Kollegen geliefert.
Die Tischlermeister Walter Liebetrau und Essebier stifteten die drei eichenen Haupteingangstüren und die zweiflügelige Pendeltür.
Die Heizungsanlage war das Werk des Zentralheizungsbaumeisters Heinrich Schade und 2 Elektro-Installateure installierten die gesamte Elektro-Anlage im Rahmen ihrer praktischen Meisterprüfung.
Die Uhrenanlage, Mutteruhr mit fünf Nebenuhren sind eine Spende der Firmen W.B. und Paul Flemming.
Alle Innenräume wurden mit farblichem Geschmack durch die Wittenberger Maler unter Leitung von Georg Stein ausgestaltet,
die schmiedeeiserne Zier des Haus schuf die Berufsgruppe der Schlosser, die Gartenanlage besorgte die Stadtgärtnerei ohne Entgelt usw.
Außer den Eigenleistung erbrachten die damaligen Wittenberger Handwerker für 140.000 DM (damals gültige Währungseinheit) Sach- und Bauspenden auf, um sich das Haus ihrer Begegnungen zu schaffen.
Dem opferfreudigen Einsatz vieler Menschen ist es zu danken, daß dieses Haus des Handwerks:
zu jeder Zeit Aufgaben zum Segen des Handwerks erfüllte,
weiter seine Pforten friedlichen Zwecken öffnet,
auch heute noch ein Haus der Geselligkeit und Freude ist,
so wie das bei der Eröffnung als Zielstellung genannt wurde.
Für die 4. Aufgabe, ein Kulturhaus „Hans Sachs“ zu sein, wären alle Wittenberger dankbar.
Die älteren Witten berger erinnern sich heute noch gern an die Leistungen des Hand werkerchors „Hans Sachs“ , unter Leitung des unvergessenen Bernhard Schmidt.
aus: Wittenberger Bürgergeschichten
Dr. Wolfgang Senst †