100 Jahre Heimatgeschichte und Heimatforschung im Kreis Wittenberg

Die Fachgruppe „Geschichte und Heimatkunde“ der Arbeitsgemeinschaft „Natur-­ und Heimatfreunde“ im „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ hatte auf Anregung der Bundesmitglieder A. Hofmann und Frau zu einer Feierstunde anläßlich der hundertsten Wiederkehr des Zusammenschlusses der Wittenberger Heimatforscher ei ngeladen.
Der Aufforderung waren viele alte und neue Geschichts­- und Heimatfreunde gefolgt, so daß die Räumlichkeiten des „Goldenen Adler“ die Besucher kaum fassen konnten.

Es ist wohl wert, aus diesem Grunde einen kurzen geschichtlichen Rückblick zu geben.

Gottlieb Stier

Im Jahe 1856 hatte der damalige Oberlehrer Stier den „Wittenberger Verein für Heimatkunde des Kurkreises“ ins Leben gerufen. Persönlichkeiten, deren Namen durch wertvolle Heimatliteraturarbeiten noch heute einen guten Klang haben, waren die ersten Mitglieder. Ihr literarisches Schaffen bildet zum Teil die Grundlage, auf der wir heute aufbauen.

Wir finden schon damals unter den mitarbeitenden  Mitgliedern
den Pastor Heubner aus Schlettau bei Halle, einen Vorfahren unseres Prof. Heubner, und den praktischen Arzt und Kreis-  chirurgen Dr. Wachs, Großvater unseres Chefarztes des Paul-Gerhardt-Stiftes, und viele andere. Leider ging der Verein nach einigen Jahren wieder ein.
1910 wurde der Verein erneut als

Dr. Gottfried Krüger

„Verein für Heimatkunde und Heimatschutz“ unter der Leitung des Sanitätsrates
Dr. Gottfried Krüger ins Leben gerufen. Schon die Durchsicht der Vortragsthemen
ist sehr interessant. Unter anderem befaßte, sich der Verein mit der Reklameseuche an unserem Hauptbahnhof, worin schon seinerzeit bemängelt wurde, daß hier nicht auf die historischen Stätten unseres alten Wittenberg hingewiesen wurde (19106!!!).

Die Tätigkeit der Mitglieder, unter denen sich der Lehrer Paul Hinneburg die Buchhändler Max Senf (Vater und Sohn), Rechtsanwalt Hofmann und im Laufe der Zeit viele andere bekannle Namen auf diesem Spezialgebiet befinden, haben wertvollstes Material zusammengetragen und somi t erhalten. In dieser Feierstunde wurde besonders der vielseitigen Arbeiten
des Sanitätsrates Dr. Krüger, des Lehrers Richard Erfurth, des Pastors Otto Bölcke aus Blönsdorf und des Lehrers Fritz Belding gedacht. In gleicher Weise wurden unsere beiden ältesten Bundesmitglieder Paul Hinneburg und Prof. Heubner geehrt.
Immer wieder war es die Liebe zur Heimat, die ihre Forschungen aufs neue anspornte.

Nachdem nach 1945 jede Tätigkeit der Vereine bis 1948 ruhte, nahm unser Bundesfreund Hofmann als Nachfolger des verstorbenen Sanitätsrates Dr. Krüger die Arbeit wieder auf, bis sämtliche ehemaligen Vereine dieser Art im Kulturbund aufgingen.
Die große „Arbeitsgemeinschaft der Natur- und Heimatfreunde“ im Kulturbund mit ihren vielen Fachgruppen, darunter die am Anfang genannte, wartet ein­ bis zweimal im Monat mit ihren Vorträgen auf. Sie setzt somit die Tradition fort, ohne in die alte Vereinstätigkeit zu verfallen. Ihre Bundesmitglieder sind maßgeblich an der Gestaltung des „Wittenberger Rundblick“ beteiligt, wie sie ebenfalls die Schulen für den neu aufgenommenen Heimatkundeunterricht nach bestem Wissen unterstützen. Darin sehen sie die wichtige erzieherische
Seite ihrer Arbeit. Das ist die Frage der Verbreitung der Grundsätze
ihrer Arbeit in der gesamten Bevölkerung und bedeutet die Lebendigerhaltung und Verjüngung ihrer Organisation. Diktiert von der Liebe zur Heimat ist ihr Arbeitsgebiet sehr vielseitig und interessant. Dies erstreckt sich infolge seiner geschichtlichen Belange naturgemäß auch auf die Heimatmuseen. die Denkmalpflege, den Naturschutz, die Landschaftsgestaltung, die Ortsverschönerung, die Wanderwegemarkierung, Ortschroniken
und anderes mehr.

An diesem gelungenen Abend wurden mehrere kurze Referate gehalten. Unter anderen sprachen der Bundesfreund Hofmann,

Prof. Thulin

Bundesfreund Prof. Thulin,
Bundesfreund Dr. Schramm,
Kirchenbaurat Koch,
Bundesfreund Tamm.

Das Schlußwort sprach Bundesfreund Spremberg. Ein gemütliches Beisammensein beschloß diesen wertvollen Abend.

Johannes Spremberg †
(1956)