Protestanten zögerten über 100 Jahre

Der Gregorianische Kalender

wurde zuerst in katholisch regierte deutsche Länder eingeführt

Ein neues Jahr hat begonnen-
neue Kalender werden in den Wohnungen und Büros aufgehängt, gelangen in die Hand- und auch Brieftaschen.
Seit wann gibt es eigentlich diese Kalender?

Am 4. Oktober 1582 wurde in Ländern unter päpstlichem Einfluß der Gregorianische Kalender, der noch heute Gültigkeit hat, eingeführt und das ,,gegenwärtige Jahr“ um 10 Tage verkürzt.
Die Protestanten erkannten wohl den Wert dieses Kalenders,
sie wiesen aber jede Annäherung an Rom zurück.

Beim Wittenberger Kurfürsten gab es Bedenklichkeiten,
nicht zuletzt,
weil der Kalender verspätet beim Reichstag des Jahres 1582 eintraf, er verwies auf die höchstnachteilige Verwirrung gewerblicher, rechtlicher und kirchlicher Verhältnisse… „, sei eine

„ … unausbleibliche Folge einer unvorbereiteten übereilten Hingebung“,

und schlug den nächsten Reichstag zur Verhandlung vor.
Die Sache wurde auch auf den nächsten Termin verwiesen.
In den katholischen deutschen Ländern wurde der Gregorianische Kalender 1583 eingeführt, im protestantischen Deutschland dauerten die Auseinandersetzungen und Verzögerungen bis zum
1. März 1700 an.
Von diesem Tage an leben auch die Wittenberger nach dem Gregorianischen Kalender.
Zur allgemeinen Korrektur des Kalenders folgte im Jahre 1582 auf den 04. Oktober als Folgetag der 15. Oktober.
Bis zu diesem Zeitpunkt wurde die Dauer des Jahres mit 362 1/4 Tag angenommen auf drei sogenannte „gemeine Jahre“, danach gab es ein Schaltjahr von 366 Tagen.
In dem bisher angewandten Kalender war das Jahr um 11 Minuten zu lang; ein Fehler, der sich bis zum Jahr 1582 bereits auf 10 Tage summiert hatte.
Der Gregorianische Kalender läßt die Schalttage in jedem vollen Jahrhundert ausfallen, mit Ausnahme derjenigen, die durch die Zahl 400 teilbar sind.
Das „,bürgerliche Jahr“, wonach sich das tägliche Leben heute gestaltet, beträgt 365 Tage, 5 Stunden, 49 Minuten und 12 Sekunden.

Der jetzige Kalender hat, wie bereits der Wittenberger Kurfürst fest-tellte, seine „nachteiligen Verwirrungen“.
Erst nach 400 Jahren kehren die Wochentage zum gleichen Datum zurück.
Monate mit exakt vier Wochen (28 Tage) brächten 13 Monate und zwei Schalttage im Schaltjahr.
Die Unzulänglichkeiten haben bis heute ihren Einfluß auf öffentliche, gewerbliche und rechtliche Verhältnisse nicht verloren.

aus: Wittenberger Bürgergeschichten

Dr. Wolfgang Senst †