2022.08.06. Super Sonntag
Ein sicherer Radweg? L124 Wittenberg-Dobien-Nudersdorf-Straach
2022.03.22. Mitteldeutsche Zeitung
2022.01.22. Super Sonntag
Seit etwa 15 Jahren hält Dieter Bierbaß in Dobien eine kleine Schafherde. Dobien. Es handelt sich dabei um Kameruner sowie Coburger Fuchsschafe und deren Mischung. Auf die Frage: Wie viele Schafe er auf seinem eingezäunten Gelände hat, antwortete er: „Jetzt sind es sechs Schafe weniger“. Er beginnt zu zählen und sagt: „Genau noch 14 Schafe“. Als Außenstehender denkt man da sofort an Wölfe, die die Schafe getötet haben. „Nein, das ist nicht so. Es waren vermutlich zwei große Hunde“, meint Bierbaß. Kurz vor Weihnachten soll es passiert sein. Dieter Bierbaß, der in Dobien wohnt, macht sich abends noch mal auf den Weg zu seinen Schafen. Er wundert sich beim Näherkommen, dass die Gitter im Eingangsbereich verschoben sind. Der 61-jährige Dobiener ahnt nichts, sieht auch wenig, weil es schon dunkel ist. Auf seinem eingezäunten Gelände stellt er zuerst fest, dass die Herde kleiner geworden ist und die Schafe unruhig sind. Er findet das erste angefressene Schaf tot, daneben auch tot, liegt ihr Kleines, was erst wenige Tage zuvor zur Welt gekommen war. Ein weiteres Schaf liegt mit gebrochenem Hals in einem kleinen Schuppen, der auf dem Gelände steht. Der 61-Jährige findet weitere tote Schafe. Seiner Meinung nach soll ein Schaf so in die Enge in einem weiteren Schuppen getrieben worden sein, bis es sich an einer Egge tödlich verletzte. „Die zwei Hunde müssen die Schafe auf dem Gelände gejagt haben“, sagt Bierbaß vor wenigen Tagen und zeigt auf einen Schuppen, wo eine Tür aus der Halterung gerissen ist. Den gesamten Vorfall meldete Dieter Bierbaß am darauffolgenden Tag u.a. der Polizei, dem Landkreis und dem Wolfskompetenzzentrum. Vier tote Tiere wurden „entsorgt“, die Kosten trägt der Dobiener. Zwei tote Schafe wurden im Nachhinein untersucht. Hier stellte sich heraus, dass es kein Wolf gewesen sein kann. Die Bissverletzungen an den Schafen lassen vermuten, dass es sich um Hunde handelte, die für die toten Tiere verantwortlich sind. Die Hunde müssen einen etwa 1,80m hohen Zaun überwunden haben. Es sind noch Stellen zu sehen, an denen der Zaun im oberen Bereich runtergedrückt wurde. Angekommen im Innenbereich der Umzäunung begann das „wilde Treiben“. Sechs Schafe fanden den Tod. „Es ist nicht einfach, Wolfsrisse und Hunderisse zu unterscheiden“, sagt Tierärztin Juliane Zahradka. Hundebissspuren sind oft an den Läufen der Schafe zu sehen. Hunde schütteln ihre Beute, das verursacht stark blutende Verletzungen. Der Wolf tötet seine Beute durch Bisse in Hals, Kehle oder Nacken. Da Juliane Zahradka bei der Untersuchung der zwei toten Schafe nicht dabei war, kann sie sich nicht festlegen, ob es Hunde oder Wölfe waren. Anders das Wolfskompetenzzentrum (WZI), was in diesem Fall mit involviert war. „Ein Mitarbeiter war zur Rissbegutachtung vor Ort. Dabei wurden an den Tötungsbissen Proben für die DNA-Analyse genommen. Die Analyse ergab, dass es sich beim Verursacher um einen Hund gehandelt hat. Das deckt sich auch mit der vorgefundenen Situation: die getöteten Tiere wiesen neben Kehlbissen auch weitere Bissverletzungen an anderen Körperstellen auf, was nicht typisch für das Vorgehen von Wölfen ist“, so Ines Wahl, Dezernentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Das Wolfskompetenzzentrum stellte dem Schafbesitzer in Dobien nun einen elektrischen Zaun zur Verfügung. Der elektrische Zaun befindet sich im Innenbereich auf seinem eingezäunten Gelände. „Jeden Abend sperre ich meine Schafe mit etwas Futter hinter den elektrischen Zaun“, sagt Bierbaß. Eine endgültige Lösung ist dies wohl nicht. Der 61-Jährige will Gespräche mit dem Wittenberger Ordnungsamt führen. „Vielleicht besteht die Möglichkeit um das Gelände, in der sich meine Schafe befinden, einen höheren Zaun zu bauen, eventuell auch mit Stacheldraht im oberen Zaunbereich“, meint Bierbaß. Seiner Kenntnis nach, gab es in Sachsen-Anhalt einen ähnlichen Hundeangriff auf Schafe noch nicht. „Das kann ich so nicht bestätigen. In den vergangenen Jahren gab es ähnliche Fälle. Da sind auch Schafe von Hunden getötet worden“, sagt Tierärztin Juliane Zahradka, die auch Vorstandsvorsitzende des Tierheim Wittenberg e.V. ist. Dem stimmte auch das WZI zu. Hunde als Verursacher wurden im letzten Monitoringjahr bei ca. 9 Prozent der dem WZI gemeldeten Rissfälle per DNA-Analyse ermittelt (vgl. Monitoringbericht 2020/21). „Ich hoffe, dass sich der Vorfall nicht wiederholt. Sicher bin ich mir da aber nicht“, sagt der 61-jährige Dieter Bierbaß abschließend. .