1898.04.23. Wittenberger Tageblatt
Aus der Bekanntmachung der Ausnahmen für gesetzliche Bestimmungen für Sonntagsruhe in Gewerbebetrieben: Bäcker- und Konditorgewerbe. Die Beschäftigung von Arbeitern ist an allen Sonn- und Festtagen gestattet. Bedingung: Jedem Arbeiter ist an jedem Sonn- und Feiertage eine ununterbrochene Ruhe von 14 Stunden in Bäckereien, von 12 Stunden in Konditoreien zu gewähren. Der Beginn dieser Ruhezeit ist in Bäckereien frühestens von 12 Uhr nachts, spätestens von 8 Uhr morgens, in Konditoreien frühestens 12 Uhr nachts, spätestens von 12 Uhr mittags ab zu rechnen. Ferner ist jedem Arbeiter mindestens an jedem dritten Sonntage die zum Besuche des Gottesdienstes erforderliche Zeit freizugeben.
1898.12.09. Wittenberger Tageblatt
Dobien. Am vergangenen Sonnabend feierte der Männer-Gesangsverein Dobien-Reinsdorf sein 4. Stiftungsfest, bestehend in Konzert und Ball. Bei einem voll besetzten Haus wurden die einzelnen trefflich gewählten Nummern exakt vorgetragen und mit reichem Beifall belohnt. Im Namen des Vereins begrüßte Herr Emil Moritz-Braunsdorf als Vorstand die Erschienenen in einer kurzen, kräftigen Ansprache. In dem kleinen 11jährigen Karl Walther trat den Anwesenden ein angehender Klavier-Virtuose entgegen, an dessen Spiel man seine Freude haben mußte.
1898.12.05. Wittenberger Tageblatt
Aus der Bekanntmachung betreffs das Fahren mit Fahrrädern: Innerhalb der Ortschaften darf mit Fahrrädern nicht schneller gefahren werden, als mit der Geschwindigkeit eines mäßig schnell fahrenden Wagens. Insbesondere ist das Wettfahren innerhalb der Ortschaften oder an Stellen regeren Verkehrs, das plötzliche Umlenken neben Fußgängern, Fuhrwerken, reitern oder Vieh, das Umkreisen von Fuhrwerken und dergl. verboten.
1898.03.27. Wittenberger Tageblatt
Die Dienstboten haben den nächsten Ziehtermin am 02. April. Nach Ortsgewohnheit ziehen die Dienstboten zwar schon am 1. des Quartals, hierzu haben sie aber kein gesetzliches Recht und die brauchen dies nicht zu dulden.
1898.10.03. Wittenberger Tageblatt
Pflaumenmusrezept über 100 Jahre alt
Die reiche Pflaumenernte dieses Jahres wird das Einkochen des Pflaumenmuses bedeutend fördern. Gehört auch die Arbeit des Musrührens zu den ermüdensten, so verfehlen Scherz und allerlei Kurzweil nicht ihren Zweck, über die Langwierigkeiten hinwegzuhelfen. Uebrigens möchten wir rathen, zwischen je 10 Pfd. Pflaumen einige grüne Wallnüsse und etwas getrocknete Apfelsinenschale zu thun und beides mit den Pflaumen zu kochen.
1898.06.29. Wittenberger Tageblatt
Die seit Eintritt der Regentage in voriger Woche, den Sonntag mit eingerechnet, gefallenen Regenmenge beträgt 27 mm, das macht 27 Liter auf Quadrat-Meter oder 690 Hektoliter auf den Morgen. Der Regen ist den Saaten, sowie den Feldfrüchten im Allgemeinen nach längerer Trockenzeit sehr zu Statten gekommen.
1898.06.12. Wittenberger Tageblatt
Durch die anhaltende Trockenheit der letzten Wochen wäre fast ein größeres Unglück entstanden. Eine Lokomotive der Privatbahn nach Dobien entzündete eine zu dem Dominium Rothemark gehörige Fichtenschonung. Der Brand hatte schon erhebliche Dimensionen erreicht, als die erste Korporalschaft der Landwehrkompagnie des 151. Regiments sowie einige Mannschaften des 20. Regiments im Laufschritt von den benachbarten Schießständen herankamen. Diese löschten, im Verein mit dem Personal des Gutes, den Waldbrand nach zweistündiger harter Arbeit. Nachher wurde den braven Sol daten ihre wohlverdiente Belohnung in Gestalt eines guten Faß Bieres zu Theil.